Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Ralf Recklies | 08.05.2025
„Meine geheime Mission ist es, das Image des Einkaufs zu verbessern“, sagt Professor Moritz Peter von der Hochschule Pforzheim und lächelt trotz des ernsten Hintergrunds ein wenig verschmitzt. Aus gutem Grund: Vielfach werde der Unternehmensbereich Einkauf als unattraktiv und wenig innovativ angesehen. Er sei jedoch weit mehr als nur eine Abteilung, in der für den Nachschub von Produktionsmitteln gesorgt werde.
Der Einkauf müsse „in Unternehmen als strategischer Partner“ gesehen werden. Einerseits sei der Einkauf „in einer ständigen Phase des Wandels“, der wie andere Firmenbereiche auch von der Automatisierung und Digitalisierung betroffen sei. Andererseits gehe es im Einkauf darum, die für das Unternehmen besten Partner zu gewinnen. „Die Unternehmen konkurrieren also auch im Wettbewerb um Lieferanten“, so Professor Peter. Und sie müssten sich nicht nur beim Absatz der Konkurrenz stellen.
Eindrucksvoll hat Moritz Peter bei der Transformationslounge des TraFoNetzForums den Teilnehmern vor Augen geführt, wie wichtig es heute ist, den Bereich Einkauf stärker als in der Vergangenheit in den Fokus zu nehmen und als wichtiges Element der Wertschöpfungskette einer Firma zu betrachten. Schließlich seien Lieferanten, mit denen man im Einkauf zusammenarbeite, oft Partner mit einem ungeheuren Knowhow, das man als gut aufgestellte Firma „abschöpfen könne“.
Der Inhaber des Lehrstuhls für Einkauf und Beschäftigungsmanagement an der Hochschule Pforzheim beleuchtete bei der Veranstaltung viele Bereiche des Einkaufs, der die dort tätigen Mitarbeiter als Teamplayer sieht, da es viele Themen zu bearbeiten gelte und längst nicht nur der Preis entscheidend für den Einkauf von Waren sei.
Es gehe um Versorgungssicherheit, um den Umgang mit Zöllen, die Digitalisierung nehme weiter zu und auch die Einbindung von Lieferanten in bestimmte Prozesse sei heute für den Erfolg entscheidend. Es gehe zunehmend auch um Nachhaltigkeit und Reputation, daher sei auch eine verstärkte Kommunikation mit den Lieferanten erforderlich. Und, ganz zentral für Peter: das Innovationsscouting bei Lieferanten, „dafür benötigen Sie aber auch Daten und Analysen“.
Ebenso seien leistungsfähige IT-Tools erforderlich. Und das lebenslange Lernen in Form von Weiterbildung hält Prof. Peter ebenfalls für unerlässlich, denn nur so sei es auch möglich, bestehende Hemmnisse abzubauen „und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit aufzubauen“. Bedauerlich für den Professor der Pforzheimer Hochschule: „In Deutschland weiß man das leider nicht zu schätzen.“ Angesichts der zumeist kostenfreien Studienangebote werde der Wert von Bildung mitunter unterschätzt.
Dass es für Unternehmen im täglich schneller werdenden Wettbewerb immer wichtiger wird, Daten zu erfassen, auszuwerten und bei den täglichen Herausforderungen zu nutzen, davon ist auch Peter Schellhorn, Geschäftsführer der in Pforzheim beheimateten Firmengruppe Meyle+Müller, überzeugt. Google sei das Paradebeispiel dafür, wie man Wertschöpfung mit Daten erreiche, so Schellhorn. Auch wenn der Begriff Transformation heute in aller Munde sei, so dies nichts Neues, betonte Schellhorn und verwies auf ein Zitat des WFG-Chefs Jochen Protzer, der ausgeführt hatte, dass „Transformation nichts anderes ist, als der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit“.
Einziger Unterschied zu früheren Zeiten: „Die Geschwindigkeit nimmt zu“, und man müsse mehr und mehr der IT vertrauen. Dabei gehe es nicht nur um den zunehmenden und unerlässlichen Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI), wie Schellhorn betonte. Man müsse auch die richtigen Daten bekommen, auswerten und nutzen, „um bessere Entscheidungen für Unternehmen treffen zu können“. Es gehe heute darum, das gesamte Wissen einer Firma und das über Kunden nutzbar zu machen, dafür müssten die Daten aber aufbereitet und strukturiert werden.
Oft würde in Unternehmen zu wenig darüber nachgedacht, welche Systeme sinnvoll eingesetzt werden könnten, das Beharren auf Altbekanntem habe aber seine Tücken. Lücken, die beispielsweise bei Warenbeschreibungen in einer nicht digitalisierten Welt mitunter kaum eine Rolle gespielt hätten, hätten heute erhebliche Auswirkungen. „Wichtig sind daher eine Daten-Governance und klare Standards“, betonte Schellhorn, der für bisweilen mangelnden Erfolg „ganz einfache Dinge, die nicht funktionieren“, sieht.
Bei aller Digitalisierung und IT stehe aber auch bei maximaler Automatisierung der Mensch im Mittelpunkt. Schließlich könne die eingesetzte Technik nur auf das zurückgreifen, was zuvor richtig erarbeitet worden sei. Dabei sei es wichtig, die Mitarbeiter wertzuschätzen, zu motivieren und weiter zu qualifizieren, wie Peter Schellhorn und Professor Peter übereinstimmend betonten. Und natürlich müsse auch die Geschäftsführung hinter angestoßenen Veränderungen in Unternehmen stehen. Von dort müssten die Veränderungsprozesse auch intern promotet werden.
FAZIT: Das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) hat mit der jüngsten Transformationslounge in Calw wieder wichtige Impulse gegeben. Dies zeigten nicht zuletzt die nachfolgenden Diskussionen der Teilnehmenden mit dem WFG-Chef Jochen Protzer sowie den beiden Referenten. TraFoNetz wird auch künftig Veranstaltungen anbieten, um den Unternehmen in der Region Nordschwarzwald aufzuzeigen, wie bevorstehenden Herausforderungen angegangen werden können. Dies mittels Vor-Ort-Events, mit Online-Angeboten oder auch einem Podcast, also „TraFoNetz für die Ohren“, wie Projektmanager Matthias Friedrich als Organisator des jüngsten Abends ausführte. Unter dem Titel „Fahrtwind. Auf Kurs in die Zukunft“ werden dort aus unterschiedlichsten Perspektiven Transformationsprozesse beleuchtet.
Link zum Podcast: HIER
TraFoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.
Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.
Von Ralf Recklies | 08.05.2025
„Meine geheime Mission ist es, das Image des Einkaufs zu verbessern“, sagt Professor Moritz Peter von der Hochschule Pforzheim und lächelt trotz des ernsten Hintergrunds ein wenig verschmitzt. Aus gutem Grund: Vielfach werde der Unternehmensbereich Einkauf als unattraktiv und wenig innovativ angesehen. Er sei jedoch weit mehr als nur eine Abteilung, in der für den Nachschub von Produktionsmitteln gesorgt werde.
Der Einkauf müsse „in Unternehmen als strategischer Partner“ gesehen werden. Einerseits sei der Einkauf „in einer ständigen Phase des Wandels“, der wie andere Firmenbereiche auch von der Automatisierung und Digitalisierung betroffen sei. Andererseits gehe es im Einkauf darum, die für das Unternehmen besten Partner zu gewinnen. „Die Unternehmen konkurrieren also auch im Wettbewerb um Lieferanten“, so Professor Peter. Und sie müssten sich nicht nur beim Absatz der Konkurrenz stellen.
Eindrucksvoll hat Moritz Peter bei der Transformationslounge des TraFoNetzForums den Teilnehmern vor Augen geführt, wie wichtig es heute ist, den Bereich Einkauf stärker als in der Vergangenheit in den Fokus zu nehmen und als wichtiges Element der Wertschöpfungskette einer Firma zu betrachten. Schließlich seien Lieferanten, mit denen man im Einkauf zusammenarbeite, oft Partner mit einem ungeheuren Knowhow, das man als gut aufgestellte Firma „abschöpfen könne“.
Der Inhaber des Lehrstuhls für Einkauf und Beschäftigungsmanagement an der Hochschule Pforzheim beleuchtete bei der Veranstaltung viele Bereiche des Einkaufs, der die dort tätigen Mitarbeiter als Teamplayer sieht, da es viele Themen zu bearbeiten gelte und längst nicht nur der Preis entscheidend für den Einkauf von Waren sei.
Es gehe um Versorgungssicherheit, um den Umgang mit Zöllen, die Digitalisierung nehme weiter zu und auch die Einbindung von Lieferanten in bestimmte Prozesse sei heute für den Erfolg entscheidend. Es gehe zunehmend auch um Nachhaltigkeit und Reputation, daher sei auch eine verstärkte Kommunikation mit den Lieferanten erforderlich. Und, ganz zentral für Peter: das Innovationsscouting bei Lieferanten, „dafür benötigen Sie aber auch Daten und Analysen“.
Ebenso seien leistungsfähige IT-Tools erforderlich. Und das lebenslange Lernen in Form von Weiterbildung hält Prof. Peter ebenfalls für unerlässlich, denn nur so sei es auch möglich, bestehende Hemmnisse abzubauen „und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit aufzubauen“. Bedauerlich für den Professor der Pforzheimer Hochschule: „In Deutschland weiß man das leider nicht zu schätzen.“ Angesichts der zumeist kostenfreien Studienangebote werde der Wert von Bildung mitunter unterschätzt.
Dass es für Unternehmen im täglich schneller werdenden Wettbewerb immer wichtiger wird, Daten zu erfassen, auszuwerten und bei den täglichen Herausforderungen zu nutzen, davon ist auch Peter Schellhorn, Geschäftsführer der in Pforzheim beheimateten Firmengruppe Meyle+Müller, überzeugt. Google sei das Paradebeispiel dafür, wie man Wertschöpfung mit Daten erreiche, so Schellhorn. Auch wenn der Begriff Transformation heute in aller Munde sei, so dies nichts Neues, betonte Schellhorn und verwies auf ein Zitat des WFG-Chefs Jochen Protzer, der ausgeführt hatte, dass „Transformation nichts anderes ist, als der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit“.
Einziger Unterschied zu früheren Zeiten: „Die Geschwindigkeit nimmt zu“, und man müsse mehr und mehr der IT vertrauen. Dabei gehe es nicht nur um den zunehmenden und unerlässlichen Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI), wie Schellhorn betonte. Man müsse auch die richtigen Daten bekommen, auswerten und nutzen, „um bessere Entscheidungen für Unternehmen treffen zu können“. Es gehe heute darum, das gesamte Wissen einer Firma und das über Kunden nutzbar zu machen, dafür müssten die Daten aber aufbereitet und strukturiert werden.
Oft würde in Unternehmen zu wenig darüber nachgedacht, welche Systeme sinnvoll eingesetzt werden könnten, das Beharren auf Altbekanntem habe aber seine Tücken. Lücken, die beispielsweise bei Warenbeschreibungen in einer nicht digitalisierten Welt mitunter kaum eine Rolle gespielt hätten, hätten heute erhebliche Auswirkungen. „Wichtig sind daher eine Daten-Governance und klare Standards“, betonte Schellhorn, der für bisweilen mangelnden Erfolg „ganz einfache Dinge, die nicht funktionieren“, sieht.
Bei aller Digitalisierung und IT stehe aber auch bei maximaler Automatisierung der Mensch im Mittelpunkt. Schließlich könne die eingesetzte Technik nur auf das zurückgreifen, was zuvor richtig erarbeitet worden sei. Dabei sei es wichtig, die Mitarbeiter wertzuschätzen, zu motivieren und weiter zu qualifizieren, wie Peter Schellhorn und Professor Peter übereinstimmend betonten. Und natürlich müsse auch die Geschäftsführung hinter angestoßenen Veränderungen in Unternehmen stehen. Von dort müssten die Veränderungsprozesse auch intern promotet werden.
FAZIT: Das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) hat mit der jüngsten Transformationslounge in Calw wieder wichtige Impulse gegeben. Dies zeigten nicht zuletzt die nachfolgenden Diskussionen der Teilnehmenden mit dem WFG-Chef Jochen Protzer sowie den beiden Referenten. TraFoNetz wird auch künftig Veranstaltungen anbieten, um den Unternehmen in der Region Nordschwarzwald aufzuzeigen, wie bevorstehenden Herausforderungen angegangen werden können. Dies mittels Vor-Ort-Events, mit Online-Angeboten oder auch einem Podcast, also „TraFoNetz für die Ohren“, wie Projektmanager Matthias Friedrich als Organisator des jüngsten Abends ausführte. Unter dem Titel „Fahrtwind. Auf Kurs in die Zukunft“ werden dort aus unterschiedlichsten Perspektiven Transformationsprozesse beleuchtet.
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TraFoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.
Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.
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