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Tandem-Teaching von „Wundine“ schlägt hohe Wellen

Schon vor Corona war die Lage dramatisch. Aber im Pandemiejahr 2021 fiel die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen auf den niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Die in Stuttgart ansässige Stiftung des 2017 tödlich verunglückten Unternehmers Josef Wund hält mit einem viel beachteten Projekt dagegen: Tandem-Teaching an Schulen.
Alle Kinder sollen sicher schwimmen können – diesen Anspruch will die Josef Wund Stiftung landesweit mit ihrer Schwimmakademie an Schulen umsetzen. Das Pilotprojekt beginnt im Hochschwarzwald. ©P.Baer/Composing_GerdLache

Von Gerd Lache | 05.12.2021

Bis zu 15 Prozent der Erstklässler kennen Wasser lediglich vom Zähneputzen oder Regen, aber nicht als Element fürs Schwimmen. Rainer Beha wies auf eine entsprechende Studie aus dem Jahr 2019 hin. Der Regionalschulrat für den Hochschwarzwald sagte, dass diese Kinder überhaupt erst an Wasser gewöhnt werden müssten.

Hier setzt die „Wundine“ Schwimmakademie mit dem Konzept „Tandem Teaching“, also Tandem-Unterrichten, an. Das Motto: „Alle Kinder sollen sicher schwimmen können.“

Was ist das Konzept des Tandem-Teachings? Für Lehrkräfte an Schulen sei es eine hohe Belastung, beim Schwimmunterricht die heterogene Zusammensetzung von Schwimmern und Nichtschwimmern zu betreuen. Deshalb entsendet die Josef Wund Stiftung über den Projektpartner Deutsche Kinder Sport Akademie (Ludwigsburg) Schwimmtrainerinnen und –trainer an die teilnehmenden Schulen – mit dem Ziel, speziell jene Kinder zu betreuen, die zunächst ans Wasser heran geführt und schließlich auf den Leistungsstand ihrer Mitschüler gebracht werden sollen.

Gaben den Start des Pilotprojekts „Tandem-Teaching“ der Schwimmakademie in St. Märgen bekannt (von links): Stiftungsgeschäftsführer Christoph Palm und Projektleiterin Sabeth Flaig sowie Rainer Beha, Regionalschulrat für den Hochschwarzwald, und Bürgermeister Manfred Kreutz (St. Märgen). ©GerdLache

Da es auf Dauer zu aufwändig sei, die Trainerteams von Ludwigsburg aus in die Schulen des Landes zu schicken, plant die Stiftung den Aufbau regionaler Strukturen, „damit Schulen, Vereine und Gemeinden in Kooperationen weiterführen können, was durch die Wundine Schwimmakademie angestoßen wird“, sagte Christoph Palm, Geschäftsführer der Josef Wund Stiftung (Stuttgart).

Unter anderem sind auch die Schwimmverbände Baden und Württemberg sowie das Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg mit im Boot. Das Konzept basiert auf dem Grundgedanken des Stiftungsgründers Josef Wund, der das Prinzip „Fördern durch Fordern“ in den Vordergrund gestellt hat.

Die Grundschule von Sankt Märgen hat als erste hier gerufen und sich zur Teilnahme an „Wundine“ gemeldet. In dem heilklimatischen Wallfahrtsort wurde denn auch das Projekt der  Schwimmakademie mit dem Partner „Deutsche Kinder Sport Akademie“ kürzlich offiziell bekannt gegeben – Corona-bedingt lediglich in der Schwimmbecken-losen Schwarzwaldhalle der Gemeinde und ohne die Kinder als eigentliche Protagonisten.

Mit den Gemeinden Feldberg, Breitnau, Löffingen, Hinterzarten und Titisee-Neustadt kamen weitere fünf Hochschwarzwald-Kommunen  dazu. Fünf Interessenten-Gemeinden stehen in der Warteschlange. Gemeinsam werden sie nun zunächst die Pilotphase der „Schwimmakademie“ aktiv begleiten.

Begleiten die Tandem-Teaching-Aktion „Wundine“: die Projektleiter Sabeth Flaig (Josef Wund Stiftung, Stuttgart) und  Matthias Nagel (Kindersport Akademie, Ludwigsburg). ©GerdLache

Warum der Hochschwarzwald? Ist das Nichtschwimmer-Problem abseits der großen Städte besonders signifikant? „Überhaupt nicht“, sagt Projektleiterin Sabeth Flaig. Aber in den Ballungsräumen seien die entsprechenden Angebote etwas besser, deshalb der Vorzug für den ländlichen Raum.

Außerdem wolle „Wundine“ nicht in Konkurrenz zu bereits bestehenden Aktivitäten treten: „Wir stoßen in Lücken, die andere nicht füllen können.“ Insbesondere an Grundschulen zeige sich bezüglich der Schwimmfähigkeiten ein sehr heterogenes Verhältnis. Veränderte Schulmodelle und Freizeitaktivitäten sowie gestiegener Medienkonsum verstärken der Stiftung zufolge die Problematik.

2022 will die Schwimmakademie die zweite Phase mit weiteren Moduln zünden: Das Tandem-Teaching soll, auch nach Auswertung der Erkenntnisse aus dem Hochschwarzwald, auf breiter Front in Baden-Württemberg und darüber hinaus platziert werden.

Bereits vor dem praktischen Start habe das Projekt hohe Wellen über die Landesgrenze hinaus geschlagen. So seien beispielsweise Anfragen von Interessenten aus Großbritannien eingegangen, sagte Stiftungs-Geschäftsführer Christoph Palm.

Stiftungs-Prokurist Günter Geyer hat das Schwimmprojekt „Wundine“ auf den Weg gebracht. ©JWS

Für Günter Geyer, Prokurist der Stiftung und Wegbereiter des Projekts, ist „das Ziel ein gesamtgesellschaftliches Thema – alle Kinder müssen sichere Schwimmer werden“.

Matthias Nagel, Projektleiter der Deutschen Kinder Sport Akademie begrüßt die Initiative. Denn: „Durch unsere zusätzlichen Schwimmlehrer und Schwimmlehrerinnen können Kinder in Kleingruppen unterrichtet und an das Niveau der Klasse herangeführt werden.“

Laut Geschäftsführer Palm geht es nicht nur darum, dass sich die Kinder und Jugendlichen sicher über Wasser halten können: „Das Element Wasser eigenständig nutzen zu können eröffnet neue Lebensbereiche, bringt Selbstbewusstsein und Sicherheit.“


Die Josef Wund Stiftung

… wird in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH mit Sitz in Stuttgart geführt. Geschäftsführer seit 2017 ist Christoph Palm, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Fellbach. Errichtet wurde die Stiftung von dem Architekten und Unternehmer Josef Wund – mit dem Ziel, auf diesem Weg seine Unternehmensnachfolge zu regeln und die Allgemeinheit an seinem wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen.

Die Stiftung sendet nach eigenen Angaben im Sinne ihres Stifters klare Impulse in die Gesellschaft, gibt Anstöße, bietet Unterstützung und hilft speziell denjenigen, die mit Leistungswillen aus ihrem Leben für sich und andere das Beste machen wollen. Die Stiftung lässt sich vom Grundsatz des Förderns durch Fordern leiten.

Das Engagement für das Gemeinwohl manifestiert sich bei der Josef Wund Stiftung vor allem durch die Durchführung und Förderung von Projekten aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Kreativität. Das Thema Wasser spielt dabei eine übergeordnete Rolle. Mit ihrem Engagement möchte die Stiftung einen wesentlichen Beitrag für gesellschaftlichen Fortschritt und wirtschaftliche Stabilität leisten. (pm/gel)

https://www.jw-stiftung.de/

Der 2017 verunglückte Unternehmer Josef Wund (†) gründete zu Lebzeiten eine Stiftung mit dem Prinzip „Fördern durch Fordern“. ©ThermeErding

Josef Wund und die Thermengruppe

„Ich bin Josef Wund seit meinem Amtsantritt 2013 mehrmals begegnet und bin beeindruckt von seiner Leistung. Er hat aus einfachen Verhältnissen kommend aus dem Nichts ein Firmenimperium geschaffen. Herr Wund hatte viele interessante Visionen, die er auch umgesetzt hat.“ So erinnert sich Manfred Kreutz, Bürgermeister der Hochschwarzwald-Gemeinde Sankt Märgen, im Gespräch mit  WirtschaftsKraft an den Unternehmer Josef Wund.

Aufgewachsen als Sohn eines Pferdekutschers in der Nähe von Friedrichshafen absolvierte Josef Wund zunächst eine Maurerlehre. Über den zweiten Bildungsweg studierte er Architektur und Bauingenieurwesen. Im Alter von 27 Jahren realisierte er mit der Messehalle 1 in Friedrichshafen die zu dieser Zeit größte freitragende Gasbeton-Hängedach-Halle der Welt. Nachdem er über viele Jahre hinweg im Geschäft mit Industriebauten tätig war, sich in den 80er Jahren auf große Freizeitanlagen wie Tennishallen, Schwimmbäder und Eisstadien konzentriert hatte, entdeckte Wund in den 90er Jahren sein Faible für Therme und machte sich einen Namen als Bäderkönig.

Die von ihm gegründete Thermengruppe Josef Wund gilt nach eigenen Angaben weltweit als führender Entwickler und Betreiber von Thermen und Badeanlagen. Einem architektonisch außergewöhnlich und anspruchsvollen Konzept folgend habe Wund in den vergangenen 15 Jahren an den Standorten Erding, Sinsheim, Euskirchen, Bad Wörishofen und Titisee seine Vision einzigartiger Erlebniswelten mit Südsee-Palmen, Lagunen und Wellnessangeboten sowie in Erding und Titisee mit Rutschenparadiesen realisiert.

2017 kam der 79-Jährige als Passagier eines Kleinflugzeugs tragisch zu Tode. Die Cessna 500 stürzte nahe bei Ravensburg in einem unzugänglichen Waldstück ab. Mit Wund starben ein weiterer Passagier und der Pilot.

Nach diesem Unglück sei das Angebot der Thermengruppe im Sinne von Josef Wund immer weiter ausgebaut worden, heißt es in der Unternehmensdarstellung. Heute stünden die Anlagen für einen hochwertigen Gästeservice und überzeugen mit einem einzigartigen Qualitätsanspruch. Erweiterungen der Standorte und neue Projekte seien in der Planung, immer mit der Vision, einen seiner Zeit vorausschauenden Maßstab für Thermen und Badewelten zu setzen.

Und unter anderem ist auch die von Josef Wund gegründete Stiftung in seinem Sinne aktiv. (gel/wik/pm)

https://www.wund.de/

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