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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Straubenhardt: Mittelständler auf Weg in die Nachhaltigkeit

Als führende Produktionspartnerin in der spanenden Bearbeitung hat sich die Lillich GmbH einen Namen gemacht. Doch können die 35 hochmodernen, CNC-gesteuerten Dreh-, Fräs- und Schleifzentren nur präzise Fertigungsergebnisse liefern, wenn die Raumtemperatur der drei Produktionshallen in dem Straubenhardter Ortsteil Schwann die 21 Grad-Marke nicht übersteigt. „Deshalb ist das Energiemanagement des Familienunternehmens eine besondere Herausforderung“, wie Geschäftsführerin Elke Lillich sagt.
Die Energieversorgung mittelständischer Unternehmen stand im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen (von links) Luis Mayer, Elke Lillich, Simon Schneider und Carl Christian Hirsch bei der Firma Lillich in Straubenhardt-Schwann. Foto: k-w

12.06.2023

„Ich finde schon, dass man als Unternehmen eine gesellschaftliche Verantwortung hat, denn wir haben alle nur diese eine Erde.“
Elke Lillich, Geschäftsführerin Lillich GmbH

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) legte mit ihrer Energietour zum vierten Mal einen Stopp im Nordschwarzwald ein. Erklärtes Ziel der Gespräche mit mittelständischen Unternehmern ist, das Wissen um die Energieversorgung der regionalen Wirtschaft zu vertiefen. „In diesem Fall konnten wir ein absolut repräsentatives Beispiel für die Region ausfindig machen“, betonte Carl Christian Hirsch, Mitglied der IHK-Geschäftsführung, „denn hier handelt es sich um ein Familienunternehmen, das über Jahrzehnte organisch gewachsen ist und deshalb seine Investitionen in den nachhaltigen Energieeinsatz Schritt für Schritt umsetzen muss.“

1966 von Willy Lillich in der Garage seines Einfamilienhauses gegründet, stellte sich schon früh der Erfolg des Präzisionsdienstleisters ein, der 1970 seine erste eigene Produktionsstätte baute. Analog zu den steigenden Auftragseingängen wuchs mit den Jahren der Raumbedarf, sodass 1993 und 2007 weitere Anbauten dazu kamen. Das 50-köpfige Team beliefertheute rund 300 Kunden im deutschsprachigen Raum sowie den BENELUX-Staaten und Tschechien mit Präzisionsprodukten.

Geschäftsführerin Elke Lillich gibt nach eigenen Worten ihr Wissen um das nachhaltige Energiemanagement, das auch mit verbessertem Gesundheitsschutz einhergeht, gerne weiter. „Ich würde mich über einen ständigen Dialog sehr freuen“, ermuntert sie Kolleginnen und Kollegen, mit ihr direkt in Kontakt zu treten.

Der Weg dorthin führte über ein „außergewöhnliches Invest“, war sich Hirsch mit dem bei der IHK für Energie- und Ressourceneffizienz zuständigen Dr. Andreas Fibich einig. Eine halbe Million Euro hat das Unternehmen allein für das Herzstück seiner Energierückgewinnung, einen Kreuzstrom-Wärmetauscher, in die Hand genommen. Damit kann 90 Prozent der Abwärme wieder genutzt werden.

„Ein riesiges Einsparpotenzial“, findet Simon Schneider, Geschäftsführer der Frank Schlittenhardt GmbH in Karlsbad, die das Unternehmen auf seinem Weg in die nachhaltige Energieversorgung begleitet. Auch Luis Mayer von der bei der IHK ansässigen regionalen Kompetenzstelle Ressourceneffizienz KEFF+, die ein kostenfreies Beratungsangebot im Bereich der Material- und Energieeffizienz für Unternehmen bereitstellt, überzeugte die hochmoderne Verbundtechnik, mit der in Straubenhardt die Energieziele umgesetzt werden.

Dafür investierte die Lillich GmbH insgesamt knapp eine Million Euro. Doch eine Lösung von der Stange gab es dafür nicht. Denn es galt, auch die älteren Kälte- und Rückkühlanlagen für die Kühlung der CNC-Maschinen sowie die Heizsysteme und Klimaanlagen in das neue Konzept zu integrieren. Parallel wurde die Luftqualität an den Arbeitsplätzen deutlich verbessert. Bevor die Abluft für die Energierückgewinnung genutzt werden kann, wird sie durch eine spezielle Luftreinigungsanlage zu annähernd 100 Prozent von Ölrückständen befreit und damit sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch die Umwelt entlastet. Unterm Strich rechnet Schneider mit einer Energieeinsparung von 25 Prozent.

In der Firmenleitung wird schon weiter gedacht: Noch für dieses Jahr werden Optionen berechnet, die darauf abzielen, ganz auf fossile Energie zu verzichten. Bislang wurden jährlich rund 20.000 Euro für Heizöl ausgegeben, was durch moderne Technik eingespart werden soll. Damit wird ein weiterer Beitrag zur CO2-Reduzierung und damit zum Klimaschutz geleistet.

Mittlerweile nutzt das Familienunternehmen eine Fläche von über 2000 Quadratmeter für Fertigung und Verwaltung, die über eine zentrale Steuerung beheizt und bei Bedarf gekühlt werden können. Die 2007 gebaute dritte Fertigungshalle erhielt aus energetischen Gründen außerdem ein begrüntes Dach, um das Mikroklima im Innern zu verbessern. So schließt sich bei der Lillich GmbH das Gesamtkonzept für technologisch hochwertige Präzisionsprodukte, der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und dem Schutz von Menschen und Umwelt.

pm/tm

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