Zitat Autor
Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

Newsletter Anmeldung

+ monatliche Erscheinung
+ aktuelle Themen und wichtige Termine
+ neue Unternehmensportraits und Unternehmensprofile
Datenverarbeitungshinweis*

Strategien gegen den Ärztemangel

Der Ärzte- und Fachkräftemangel stellt eine erhebliche Belastung für den Gesundheitssektor dar und führt zu einer zunehmend angespannten Patientenversorgung. In einer kürzlich abgehaltenen gesundheitspolitischen Veranstaltung, organisiert von der "B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg," wurde dieses drängende Thema diskutiert.
Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Foto: Landesärztekammer Baden-Württemberg

27.09.2023

Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, skizzierte zusammen mit anderen Expertinnen und Experten im Rahmen einer gesundheitspolitischen Veranstaltung der „B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg“ mögliche Gegenmaßnahmen und gab den Teilnehmenden ein Lagebild der aktuellen Situation.

Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, zeigte auf, dass Gesundheitsberufe zu den „Top Ten der Engpassberufe“ gehören. Sie prognostizierte, dass sich der Fachkräftemangel noch verschärfen werde. Alle Potentiale müssten genutzt werden, sowohl inländische als auch die Zuwanderung.

Angesichts der Frage, wie dem Ärztemangel entgegengewirkt werden kann, unterstrich Dr. Wolfgang Miller die entscheidende Rolle von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland. Er betonte, dass sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Aufrechterhaltung des medizinischen Betriebs leisten und auch die Medizin insgesamt von internationalem Austausch profitiere. Zusätzlich begrüßte er die politische Entscheidung, mehr Medizin-Studienplätze bereitzustellen, um langfristig den ärztlichen Nachwuchs zu fördern. Allerdings machte er deutlich, dass dieser Ansatz keine kurzfristige Lösung bietet.

Der Kammerpräsident der Landesärztekammer (BW) sprach auch über die sich verändernden Rahmenbedingungen des Arztberufes – zum Beispiel hin zu mehr Teilzeitmodellen und hin zu mehr Tätigkeit im Anstellungsverhältnis – und konnte auf diese Weise den Zuhörenden viele aktuelle Entwicklungen im Gesundheitssektor praktisch erläutern.

Das „Oberthema“ der Veranstaltung des Verbändebündnisses war die anstehende Krankenhaus-Strukturreform und ihre Folgen für die Versorgungslandschaft.

„Mit der Krankenhausreform und der damit eng verknüpften Zukunft der Krankenhäuser greifen wir heute das derzeitige gesundheitspolitische Megathema auf“, sagte Michael Mruck von der B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg am 20.09.2023 im Stuttgarter Veranstaltungsforum „tHeo.2.meet“.
Vor über 150 Gästen würdigte Mruck in seiner Begrüßung und Einführung in die Thematik, dass in Baden-Württemberg der Transformationsprozess im stationären Sektor entgegen vieler anderer Bundesländer längst in vollem Gange sei und in der Krankenhausplanung bereits einiges erreicht wurde. „Allerdings
lassen sich mannigfaltige Probleme im Krankenhausbereich
auch bei uns nicht wegdiskutieren“, so Mruck. Die Krankenkassen stünden für über 11 Milliarden Euro Einnahmen der Krankenhäuser in Baden-Württemberg. Damit verbunden sei eine hohe Verantwortung auch der gesetzlichen Krankenversicherung für die Krankenhausstrukturen in unserem Land. Mruck
bot insbesondere dem Gesundheitsministerium für die in der B 52-Verbändekooperation zusammengeschlossenen Kassen eine „enge Zusammenarbeit bei allen Fragen der zukünftigen
stationären Versorgung“ an.
Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha sagte hierzu in seiner Keynote, dass die Krankenkassen kontinuierlich gebraucht würden und es große Übereinstimmungen gebe, „aber jetzt brauchen wir ein Primat der Politik mit klaren Vorgaben“. Lucha, gleichzeitig Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz, zeigte sich zuversichtlich, dass eine Krankenhausreform zwischen Bund und Ländern gelinge.

Von links nach rechts: Moderator Dr. Florian Staeck, Manne Lucha (Minister für Soziales, Gesundheit
und Integration), Kai Swoboda (B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg), Dr. Frank Wiehe (Erster Landesbeamter Landkreis Calw, Leiter der Projektgruppe Gesundheitscampus Calw) und Prof. Dr. Jan Steffen Jürgensen (Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender am Klinikum Stuttgart). Foto:
B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg

In der Diskussion, moderiert von Dr. Florian Staeck von der Ärzte-Zeitung, wurde die Frage vertieft, wie die Modernisierung der Krankenhauslandschaft gelingen kann. Prof. Dr. Jan Steffen Jürgensen, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender am Klinikum Stuttgart forderte sinnvolle
Veränderungsprozesse entsprechend zu moderieren, die Menschen im Übergang mitzunehmen und auf lokale Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen.
Der erste Landesbeamter des Landkreises Calw, Dr. Frank Wiehe, stellte als gleichzeitiger Leiter der Projektgruppe, den Gesundheitscampus Calw vor. Die Bündelung von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen soll ab Herbst 2024 eine neue Form der sektorengreifenden Versorgung einleiten – für Gesundheitsminister Lucha „die Blaupause unserer Regierungspolitik“, wie er in der Diskussion sagte.

Kai Swoboda von der B 52-Verbändekooperation wies darauf hin, dass „sektorenübergreifende Einrichtungen mit vielen Behandlungs- aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten eine Alternative darstellen, den zunehmenden Pflegebedarf bei einer sinkenden Anzahl von Arbeitskräften besser zu bewältigen.“

pm/tm

Jetzt Newsletter abonnieren und von vielen Vorteilen profitieren!