
Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 16.11.2025
Der führender Experte für Technologiemanagement, digitale Transformation und Innovationsmanagement an der Hochschule Pforzheim sowie Vorsitzender des Transformationsnetzwerks (TraFoNetz) Nordschwarzwald, war einer von sieben hochkarätigen Rednern der sehr gut besuchten M+M-Fachveranstaltung mit dem Thema: „Ctrl + Shift + AI – Wie KI unser Denken, Arbeiten und Entscheiden neu programmiert“ stattfand.
Professor Kölmel betonte, wie groß der Graben zwischen technologischer Entwicklung und unternehmerischer Realität ist. Er zitierte eine Harvard-Studie, wonach die KI-Revolution unaufhaltsam sei, die meisten Unternehmen jedoch „nicht im geringsten darauf vorbereitet“ seien.
Das Dilemma: Die KI-Funktionalitäten wachsen exponentiell, während Führungskräfte in Unternehmen die Zukunft oft nur linear denken. Dies führe zur massiven Unterschätzung der Tragweite der Entwicklungen. Die Folge sei eine oberflächliche Nutzung. Indes: Durch die Demokratisierung der KI werde Expertise billig und reichlich, was die Arbeitswelt radikal umwälze.

Der Experte stellte klar: Ähnlich wie vor mehr als 100 Jahren die Einführung des Traktors mittelfristig 94 Prozent der Bauern überflüssig machte, treffe die Automatisierungswelle nun die White-Collar- und Kreativberufe. Man könne sich dieser Veränderung nicht entziehen.
Das größte Hindernis für die erfolgreiche Implementierung von KI liegt laut Kölmel in der fehlenden Kompetenz. Er kritisierte die weit verbreitete Schatten-KI (bring your own AI), bei der Mitarbeitende unkoordiniert und amateurhaft eigene KI-Tools nutzten. Dabei trete häufig der Dunning-Kruger-Effekt auf, bei dem Anwender nach ersten Erfolgen glauben, sie seien bereits gut – bevor sie im „Tal der Tränen“ erkennen, dass sie doch nichts können.
Diese Inkompetenz führe dazu, dass aktuellen Studien zufolge mehr als 90 Prozent aller generativen KI-Projekte scheitern würden. Kölmel formulierte drastisch: Von den gescheiterten Projekten sind 93,99 Prozent darauf zurückzuführen, dass die Anwender die Systeme nicht richtig nutzen.

Als zentrale Gegenmaßnahme forderte der Vorsitzende des TraFoNetz-Transformationsbeirats die Schulung von AI-Kompetenz und insbesondere des kritischen Denkens. Angesichts des sogenannten „Brandolini’s Law“ sei dies besonders wichtig. Dieses 2013 formulierte „Gesetz“ beschreibt die Asymmetrie zwischen dem Aufwand, der nötig ist, um Unsinn (Bullshit) oder Falschmeldungen (Fake News) zu verbreiten, und dem Aufwand, der nötig ist, um sie zu widerlegen.
Die Entwicklung gehe rasant weiter, vom generativen hin zum agentischen System. Ein KI-Agent sei ein Softwaresystem auf Basis von Large Language Models (LLM), das in der Lage sei, den Kontext zu erfassen, Ziele zu planen und autonom zu handeln. Am Beispiel eines Elektrokomponenten-Herstellers zeigte Kölmel auf, wie autonome Agenten die gesamte Lieferkette optimierten und dadurch 80 Prozent der Mitarbeiterkapazität von operativen zu strategischen Aufgaben umverteilt werden konnten.

Für das Marketing prognostizierte Kölmel den baldigen Tod der SEO (Search Engine Optimization). Diese werde abgelöst durch AxO (Agent Experience Optimization). Die Logik dahinter: Künftig buchen nicht mehr die Menschen, sondern ihre Agenten im Auftrag des Nutzers Reisen oder bestellen Kleidung. Die Gestaltung der Schnittstellen müsse sich daraufhin optimieren, dass der Agent das beste Ergebnis erkennen könne.
Für Deutschland sah Kölmel trotz des drohenden KI-Tsunamis eine große Chance: Da die Bundesrepublik stark prozessorganisiert sei wie kaum ein anderes Land, seien die Voraussetzungen ideal, diese Geschäftsprozesse mittels KI abzubilden.
Veranstaltet wurde die Trendsession 2025 von der Meyle + Müller Gruppe, einem führender Medien- und IT-Dienstleister in Deutschland für ganzheitliche Marketing- und Produktkommunikation.

Von Gerd Lache | 16.11.2025
Der führender Experte für Technologiemanagement, digitale Transformation und Innovationsmanagement an der Hochschule Pforzheim sowie Vorsitzender des Transformationsnetzwerks (TraFoNetz) Nordschwarzwald, war einer von sieben hochkarätigen Rednern der sehr gut besuchten M+M-Fachveranstaltung mit dem Thema: „Ctrl + Shift + AI – Wie KI unser Denken, Arbeiten und Entscheiden neu programmiert“ stattfand.
Professor Kölmel betonte, wie groß der Graben zwischen technologischer Entwicklung und unternehmerischer Realität ist. Er zitierte eine Harvard-Studie, wonach die KI-Revolution unaufhaltsam sei, die meisten Unternehmen jedoch „nicht im geringsten darauf vorbereitet“ seien.
Das Dilemma: Die KI-Funktionalitäten wachsen exponentiell, während Führungskräfte in Unternehmen die Zukunft oft nur linear denken. Dies führe zur massiven Unterschätzung der Tragweite der Entwicklungen. Die Folge sei eine oberflächliche Nutzung. Indes: Durch die Demokratisierung der KI werde Expertise billig und reichlich, was die Arbeitswelt radikal umwälze.

Der Experte stellte klar: Ähnlich wie vor mehr als 100 Jahren die Einführung des Traktors mittelfristig 94 Prozent der Bauern überflüssig machte, treffe die Automatisierungswelle nun die White-Collar- und Kreativberufe. Man könne sich dieser Veränderung nicht entziehen.
Das größte Hindernis für die erfolgreiche Implementierung von KI liegt laut Kölmel in der fehlenden Kompetenz. Er kritisierte die weit verbreitete Schatten-KI (bring your own AI), bei der Mitarbeitende unkoordiniert und amateurhaft eigene KI-Tools nutzten. Dabei trete häufig der Dunning-Kruger-Effekt auf, bei dem Anwender nach ersten Erfolgen glauben, sie seien bereits gut – bevor sie im „Tal der Tränen“ erkennen, dass sie doch nichts können.
Diese Inkompetenz führe dazu, dass aktuellen Studien zufolge mehr als 90 Prozent aller generativen KI-Projekte scheitern würden. Kölmel formulierte drastisch: Von den gescheiterten Projekten sind 93,99 Prozent darauf zurückzuführen, dass die Anwender die Systeme nicht richtig nutzen.

Als zentrale Gegenmaßnahme forderte der Vorsitzende des TraFoNetz-Transformationsbeirats die Schulung von AI-Kompetenz und insbesondere des kritischen Denkens. Angesichts des sogenannten „Brandolini’s Law“ sei dies besonders wichtig. Dieses 2013 formulierte „Gesetz“ beschreibt die Asymmetrie zwischen dem Aufwand, der nötig ist, um Unsinn (Bullshit) oder Falschmeldungen (Fake News) zu verbreiten, und dem Aufwand, der nötig ist, um sie zu widerlegen.
Die Entwicklung gehe rasant weiter, vom generativen hin zum agentischen System. Ein KI-Agent sei ein Softwaresystem auf Basis von Large Language Models (LLM), das in der Lage sei, den Kontext zu erfassen, Ziele zu planen und autonom zu handeln. Am Beispiel eines Elektrokomponenten-Herstellers zeigte Kölmel auf, wie autonome Agenten die gesamte Lieferkette optimierten und dadurch 80 Prozent der Mitarbeiterkapazität von operativen zu strategischen Aufgaben umverteilt werden konnten.

Für das Marketing prognostizierte Kölmel den baldigen Tod der SEO (Search Engine Optimization). Diese werde abgelöst durch AxO (Agent Experience Optimization). Die Logik dahinter: Künftig buchen nicht mehr die Menschen, sondern ihre Agenten im Auftrag des Nutzers Reisen oder bestellen Kleidung. Die Gestaltung der Schnittstellen müsse sich daraufhin optimieren, dass der Agent das beste Ergebnis erkennen könne.
Für Deutschland sah Kölmel trotz des drohenden KI-Tsunamis eine große Chance: Da die Bundesrepublik stark prozessorganisiert sei wie kaum ein anderes Land, seien die Voraussetzungen ideal, diese Geschäftsprozesse mittels KI abzubilden.
Veranstaltet wurde die Trendsession 2025 von der Meyle + Müller Gruppe, einem führender Medien- und IT-Dienstleister in Deutschland für ganzheitliche Marketing- und Produktkommunikation.

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