Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
30.07.2024
von Katharina Lindt, Pforzheimer Zeitung
Nach einer rund dreijährigen Vorlaufzeit hat das Familienunternehmen nämlich einen Teil der Hirschenäckerstraße erworben und kann durch einen eigens aufgestellten vorhabenbezogenen Bebauungsplan sein bestehendes Firmenareal mit einem gegenüberliegenden Wiesenstück, das Haecker gehört, vereinigen und überbauen.
Ende Juli erfolgte nun der Baustart – nicht traditionell mit Spaten, sondern mit Presslufthämmern. Denn der Asphalt muss weg. Auch die Wiese ist Baggern bereits gewichen. Der Zeitplan ist straff: Im nächsten Herbst soll hier als Anbau an das bestehende Firmengebäude eine 2550 Quadratmeter große Halle für ein neues Schneidcenter mit Büro- und Sozialräumen stehen. Dann kann mit der mehrmonatigen Installation der modernen Anlagentechnik begonnen werden.
Der Weg dahin war für alle Beteiligten nicht einfach, wie Firmenchef Bernd Glauner berichtet. Ein regelrechter „Kraftakt“ sei es gewesen. Da ist etwa das Thema Brandschutz: Der Normenkontrollrat klagt seit Jahren, dass kleine und mittelständische Unternehmen sowie Kommunen unter unverhältnismäßigen Brandschutzauflagen leiden. Diese verzögerten die Realisierung ihrer Bauvorhaben und führten zu erheblichen Kostensteigerungen.
Dem kann Glauner nur zustimmen. „Es ist wohlstandsgefährdend, was die Regularien betrifft“, sagte er. Auch die Zusammenarbeit mit den Fachämtern sei schwierig gewesen. Hier war das seit 1885 bestehende Unternehmen mit 60 Mitarbeitern auf die Unterstützung des Planungsteams von Scailab und die Hilfe des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) sowie die Rückendeckung durch Oberbürgermeister Peter Boch angewiesen, die das Projekt von Anfang an befürworteten und als Vermittler agierten. Eine Umwidmung einer Straße muss triftig begründet werden, erklärt WSP-Chef Oliver Reitz. Denn bei der Hirschenäckerstraße handle es sich nicht um einen einfachen Feldweg. Glücklicherweise musste kein Kanal umgelegt werden. Zudem können über einen Fußweg entlang der Produktionshalle Fußgänger die Strecke auch in Zukunft passieren. Die Moschee neben dem Wiesenstück wird weiterhin über die Hischenäckerstraße erreichbar bleiben, die in der Mitte in einer Sackgasse münden wird.
„Für die Stadtverwaltung ist es Neuland, was hier betreten wird“, sagt er.
Dementsprechend stoße das unkonventionelle Projekt bei anderen Kommunen auf Interesse, weiß Wirtschaftsförderer Markus Epple zu berichten.
Dass das Unternehmen an der Stuttgarter Straße nun wachsen kann, ist für Geschäftsführer Glauner die „Wunschlösung, weil alles unter einem Dach“ bleibt. „Wir haben viele Varianten durchgespielt, vieles angeschaut, aber alles wirkte kleinteilig und verwinkelt“, sagt Glauner rückblickend. Auch ein Zweigwerk kam nicht in Frage. Also nahm er seinen Mut zusammen und stellte die Idee der Straßen-Überwindung der Stadt vor – mit Erfolg.
Generell ist Glauner vom Standort Pforzheim überzeugt: „Wir investieren in den Markt, wo er ist.“ Und der ist für Haecker als Großhandel und Schneidcenter für NE-Metalle in der Goldstadt, wo die Stanztechnik sitzt. Auch der Zeitpunkt – Krise, Insolvenzen, hohe Zinsen – ist für den Firmenchef kein Grund, länger abzuwarten.
„Natürlich machen es die Rahmenbedingungen uns schwer, auf dem Weltmarkt zu bestehen“, sagte er. „Aber wir machen uns in Deutschland oft schlechter, als wir sind. Gerade heute braucht es Investitionen, unternehmerischen Mut und den langen Atem.“
Die genaue Summe der Investitionen kann Glauner, der in vierter Generation die Geschicke des Unternehmens mit Prokuristin Michaela Erdmann führt, nicht beziffern. Nur so viel: Die Investitionen sollen „neue Märkte“ eröffnen. Sprich: den Technologie-Sektor. Denn Kupfer ist das Schlüsselmaterial in der E-Mobilität, Digitalisierung und Energiewende. Dafür errichtet Haecker ein neues Bandschneidcenter und nimmt umfangreiche Investitionen in die Anlagentechnik zum hochpräzisen Schneiden von Bändern aus NE-Metallen vor. Bei der Bauweise steht Energieeffizienz im Vordergrund. Das Ziel: ein CO2-neutraler Betrieb.
30.07.2024
von Katharina Lindt, Pforzheimer Zeitung
Nach einer rund dreijährigen Vorlaufzeit hat das Familienunternehmen nämlich einen Teil der Hirschenäckerstraße erworben und kann durch einen eigens aufgestellten vorhabenbezogenen Bebauungsplan sein bestehendes Firmenareal mit einem gegenüberliegenden Wiesenstück, das Haecker gehört, vereinigen und überbauen.
Ende Juli erfolgte nun der Baustart – nicht traditionell mit Spaten, sondern mit Presslufthämmern. Denn der Asphalt muss weg. Auch die Wiese ist Baggern bereits gewichen. Der Zeitplan ist straff: Im nächsten Herbst soll hier als Anbau an das bestehende Firmengebäude eine 2550 Quadratmeter große Halle für ein neues Schneidcenter mit Büro- und Sozialräumen stehen. Dann kann mit der mehrmonatigen Installation der modernen Anlagentechnik begonnen werden.
Der Weg dahin war für alle Beteiligten nicht einfach, wie Firmenchef Bernd Glauner berichtet. Ein regelrechter „Kraftakt“ sei es gewesen. Da ist etwa das Thema Brandschutz: Der Normenkontrollrat klagt seit Jahren, dass kleine und mittelständische Unternehmen sowie Kommunen unter unverhältnismäßigen Brandschutzauflagen leiden. Diese verzögerten die Realisierung ihrer Bauvorhaben und führten zu erheblichen Kostensteigerungen.
Dem kann Glauner nur zustimmen. „Es ist wohlstandsgefährdend, was die Regularien betrifft“, sagte er. Auch die Zusammenarbeit mit den Fachämtern sei schwierig gewesen. Hier war das seit 1885 bestehende Unternehmen mit 60 Mitarbeitern auf die Unterstützung des Planungsteams von Scailab und die Hilfe des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) sowie die Rückendeckung durch Oberbürgermeister Peter Boch angewiesen, die das Projekt von Anfang an befürworteten und als Vermittler agierten. Eine Umwidmung einer Straße muss triftig begründet werden, erklärt WSP-Chef Oliver Reitz. Denn bei der Hirschenäckerstraße handle es sich nicht um einen einfachen Feldweg. Glücklicherweise musste kein Kanal umgelegt werden. Zudem können über einen Fußweg entlang der Produktionshalle Fußgänger die Strecke auch in Zukunft passieren. Die Moschee neben dem Wiesenstück wird weiterhin über die Hischenäckerstraße erreichbar bleiben, die in der Mitte in einer Sackgasse münden wird.
„Für die Stadtverwaltung ist es Neuland, was hier betreten wird“, sagt er.
Dementsprechend stoße das unkonventionelle Projekt bei anderen Kommunen auf Interesse, weiß Wirtschaftsförderer Markus Epple zu berichten.
Dass das Unternehmen an der Stuttgarter Straße nun wachsen kann, ist für Geschäftsführer Glauner die „Wunschlösung, weil alles unter einem Dach“ bleibt. „Wir haben viele Varianten durchgespielt, vieles angeschaut, aber alles wirkte kleinteilig und verwinkelt“, sagt Glauner rückblickend. Auch ein Zweigwerk kam nicht in Frage. Also nahm er seinen Mut zusammen und stellte die Idee der Straßen-Überwindung der Stadt vor – mit Erfolg.
Generell ist Glauner vom Standort Pforzheim überzeugt: „Wir investieren in den Markt, wo er ist.“ Und der ist für Haecker als Großhandel und Schneidcenter für NE-Metalle in der Goldstadt, wo die Stanztechnik sitzt. Auch der Zeitpunkt – Krise, Insolvenzen, hohe Zinsen – ist für den Firmenchef kein Grund, länger abzuwarten.
„Natürlich machen es die Rahmenbedingungen uns schwer, auf dem Weltmarkt zu bestehen“, sagte er. „Aber wir machen uns in Deutschland oft schlechter, als wir sind. Gerade heute braucht es Investitionen, unternehmerischen Mut und den langen Atem.“
Die genaue Summe der Investitionen kann Glauner, der in vierter Generation die Geschicke des Unternehmens mit Prokuristin Michaela Erdmann führt, nicht beziffern. Nur so viel: Die Investitionen sollen „neue Märkte“ eröffnen. Sprich: den Technologie-Sektor. Denn Kupfer ist das Schlüsselmaterial in der E-Mobilität, Digitalisierung und Energiewende. Dafür errichtet Haecker ein neues Bandschneidcenter und nimmt umfangreiche Investitionen in die Anlagentechnik zum hochpräzisen Schneiden von Bändern aus NE-Metallen vor. Bei der Bauweise steht Energieeffizienz im Vordergrund. Das Ziel: ein CO2-neutraler Betrieb.
Jetzt Newsletter abonnieren und von vielen Vorteilen profitieren!