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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Pforzheim setzt auf die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Bei den Smart City Days im Zentrum für Präzisionstechnik (ZPT) wurden nicht nur Visionen aufgezeigt, sondern auch konkrete Projekte vorgestellt.
Die Besucher im ZPT konnten das geplante Wartbergbad digital erkunden. Foto: Ralf Recklies

21.06.2024

von Ralf Recklies

Ob Vertical Farming, der zunehmende Einsatz von Robotern für verschiedene Tätigkeiten, die Entwicklung individueller Therapien zur Bekämpfung von Krebserkrankungen aus körpereigenen Zellen oder neue Formen der Mobilität: Die Digitalisierung sowie die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) werden die Gesellschaft in den nächsten anderthalb Jahrzehnten nachhaltig verändern. Davon ist Prof. Dr. Thomas Bauernhansl als Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA überzeugt. Anlässlich der Smart City Days Pforzheim skizzierte Bauernhansl im Pforzheimer Zentrum für Präzisionstechnik (ZPT) auf dem Campus der Hochschule Pforzheim eine Zukunftsvision, in der deutlich wurde: das Leben in den Städten und der Wohnraum der Menschen wird sich künftig stark verändern.

Prof. Dr. Thomas Bauernhansl zeigte bei seinem Impuslvortrag während der Smart City Days im Zentrum für Präzisionstechnologie (ZPT) auf, wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz Gesellschaft und Kommunen verändern können und werden. Foto: Ralf Recklies

Die digitale Transformation schreite schneller voran, als man sich das noch vor wenigen Jahren habe vorstellen können – und auch in deutlich mehr Lebensbereichen als gedacht. „Zurzeit treibt uns vor allem die KI um“, so Bauernhansl. Neben der digitalen Transformation werde aber auch die biologische Transformation viele Veränderungen bringen – „und zu einem Treiber der Smart City werden“, ist der IPA-Chef überzeugt. Dabei sieht Bauernhansl viele positive Effekte. Durch die Transformationsprozesse lasse sich der Wohlstand in den Städten erhalten und die Lebensqualität verbessern. Außerdem ließen sich durch Digitalisierung und den Einsatz von KI in immer mehr Bereichen Ressourcen schützen, da man beispielsweise Energie wesentlich effizienter nutzen könne.

Foto: Ralf Recklies

Für die stete Fortentwicklung der Künstlichen Intelligenz sind laut Bauernhansl vor allem qualitativ hochwertige Daten erforderlich. Eine Gefahr oder massive Negativeffekte durch den verstärkten Einsatz von KI sieht Bauernhansl nicht. Wie er an anhand der KI-Software Chat GPT verdeutlichte. Das Tool selbst verstehe nicht, was es sage oder mache, es sei nur ein hochtrainiertes Statistikmodul, das die genutzten Daten interpretiere und daraus beispielsweise Voraussagen entwickle. Dass die generative KI da inzwischen zwar schon einen ganzen Schritt weiter sei und „manche Sachen daher spooky“ wirkten, das sieht auch Bauernhansl. Im Grunde gehen es aber auch da nur um Wahrscheinlichkeitsberechnungen – „aber trotzdem ist dieser Bereich sehr mächtig“, so Bauernhansl.

Mit Hilfe der neuen Technologien werde es künftig möglich, beispielsweise hocheffiziente Recyclingprozesse in den Kommunen zu realisieren, außerdem würden Wertschöpfungsprozesse nutzerzentrierter. Auch der individuelle Gesundheitszustand lasse sich künftig in Echtzeit überwachen. Wer dann seine Daten teile, helfe, die Weiterentwicklung voranzutreiben. Positiv für den IPA-Chef: „Es lassen sich daraus auch völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln.“

Mitarbeiter der Stadt präsentierten, wie mit dem Einsatz digitaler Tools die Arbeit effektiver und effizienter wird. Foto: Ralf Recklies

Für den Pforzheimer Oberbürgermeister Peter Boch, sind solche Zukunftsvisionen äußerst wertvoll. Und solche würden eben nicht nur in Bildungseinrichtungen und Forschungszentren entwickelt, wie Boch bei einem Grußwort ausführte, „sondern auch in Amtsstuben wird die eine oder andere Idee entwickelt.“ Pforzheim setze ganz gezielt auf die Digitalisierung. Einst habe man mit dem Aufbau eines digitalen WLAN-Netzes begonnen, „Pforzheim hat sich aber das Ziel gesetzt, immer digitaler zu werden“, so der Stadtchef bei der von Nina Tschan moderierten Veranstaltung. Die Leiterin Digitales der Pforzheimer Zeitung (PZ) zeigte sich bei der Veranstaltung denn auch gespannt darauf, wie die Zukunft in vielen Bereichen für die Bürgerinnen und Bürger sicht- und erlebbar werde. Entsprechend gespannt ist das Mitglied der dreiköpfigen PZ-Chefredaktion auch darauf, wie in der Goldstadt innovative Projekte mit Hilfe von KI umgesetzt werden.

Ein kleiner und autonom fahrender Roboter der Firma Angsa Robotics, vorgestellt von Bilal Tariq (links) wird in Pforzheim künftig bei der Stadtreinigung eingesetzt. Foto: Ralf Recklies

Dass es derer viele gibt, machten bei der zentralen Veranstaltung der Smart City Days fünf Referenten deutlich. Tom Kling von den Stadtwerken Pforzheim (SWP) erläuterte als Projektmanager Smart City, wie mittels Digitalisierung Energie gespart und damit auch konkret der CO2-Ausstoß verringert werden kann. Sven Schimpf, Professor für Innovations- und Interdisziplinaritätsforschung am Institut für Human Engineering und Empathic Design (Heed) gab Einblicke in die innovative Design Factory während seine Kollegin Professorin Ingela Tietze Projekte zu Steigerung von Nachhaltigkeit durch Digitalisierung präsentierte. Ganz konkret werden die Menschen in Pforzheim den Wandel aber einerseits am Pfälzer Platz erleben können. Dieser wird mit Hilfe neuer Technologien klimafreundlich und zukunftsorientiert umgestaltet – mit unterirdischen Wasserspeichern, die beispielsweise dort gepflanzte Bäume automatisch beregnen sollen. Und schon in wenigen Wochen wird auf verschiedenen Flächen der Stadt ein Reinigungsroboter zum Einsatz kommen, der von der München Firma Angsa Robotics entwickelt wurde. Bilal Tariq machte dabei deutlich, dass der neue Roboter Müll bis zur Größe von Zigarettenschachteln autonom aufsammeln kann – auch abseits von Wegen oder Plätzen auf Grünflächen. Pforzheim wird damit zunächst eine von fünf Städten in Deutschland sein, die – zunächst in einer Erprobungsphase bis zum Herbst – auf einen solchen digitalen Helfer setzen kann.

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