Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache
LVMH-Chef Bernard Arnault gilt als drittreichster Mensch der Welt. Ein großer Teil seines Vermögens ist Medienberichten zufolge mit dem Luxuskonzern verknüpft. Das Stühlerücken nach der Übernahme hat bereits begonnen: Anthony Ledru, zuletzt Executive Vice President bei der Ledermarke Louis Vuitton, ist bereits CEO von Tiffany & Co. Vorgänger Alessandro Bogliolo wird demnächst ausscheiden. Arnaults Sohn Alexandre (28), bisher CEO bei der LVMH-Marke Rimowa (Hersteller von Koffern), wird zum Executive Vice President für die Bereiche Produkt und Kommunikation bei Tiffany ernannt.
Nach Angaben von FashionNetwork.com, einem französischen Informationsportal für die Bereichen Mode, Luxus und Beauty, wird erwartet, dass Tiffany von LVMH umfassend auf den Prüfstand gestellt wird – „vom Filialnetz bis hin zu Strategien in Bereichen wie dem Online-Verkauf – um die Marke neu zu positionieren und zu rationalisieren“, heißt es dazu.
Veränderungen seien bereits im Bereich Design signalisiert worden: der künstlerische Leiter Reed Krakoff und Chief Brand Officer Daniella Vitale würden das Unternehmen verlassen. LVMH will Berichten zufolge seine Produktpalette erweitern, um jüngere Kunden zu gewinnen.
Der Luxuskonzern, der den größten Teil seines Geldes mit Modemarken wie Vuitton verdient, hofft laut FashionNetwork.com „sein Schmuckangebot – eines der Luxus-Segmente, das vor der Pandemie die besten Wachstumsaussichten hatte – mit seiner bisher größten Akquisition auszubauen“.
Pforzheim produziert für LVMH und Tiffany
Was könnte dies für das Zentrum der deutschen Schmuckindustrie, Pforzheim und die umliegende Region, bedeuten? Diverse Firmen würden bereits seit längerem mit dem LVMH Konzern und Tiffany zusammen arbeiten, beispielsweise als Zulieferer von Halbzeugen oder Fertigwaren. „Ich gehe davon aus, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird“, erklärt auf Anfrage von WirtschaftsKRAFT Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Schmuck + Uhren (Pforzheim). Ob die Übernahme auch Auswirkungen auf die Unternehmen der Branche in Pforzheim haben werde und gegebenenfalls in welchem Umfang, „das bleibt abzuwarten“. Aktuell sei es zu früh für eine konkrete Aussage, sagt Grohmann. Jedenfalls wünsche er „der Marke und dem Konzern für die gemeinsame Zukunft alles Gute“.
Querelen vor der Übernahme
Die Übernahme verlief nicht ganz reibungslos. Ursprünglich sollte Tiffany für einen höheren als den jetzt bezahlten Preis erworben werden. Wegen der Corona-Krise wollte sich der LVMH-Konzern von dem Deal zurückziehen. Tiffany klagte auf Einhaltung der Vereinbarung. Noch im September 2020 kursierten Schlagzeilen wie diese: „Tiffany-Übernahme durch LVMH vor dem Aus.“ Das ist Geschichte.
Warum sind Marken wie Louis Vuitton oder Dior so erfolgreich? Sie verbinden zwei Aspekte, die widersprüchlicher nicht sein könnten: Zeitlosigkeit und Moderne. Es ist wie Feuer und Wasser.
Bernard Arnault, LVMH-Chef
Mehr als 70 Marken hat LVMH unter seinem Konzerndach. Einige davon stellt WirtschaftsKRAFT vor.
Die Übernahme von Tiffany gilt in der Fachwelt als wohl bedeutendster Deal von LVMH-Chef Bernard Arnault.
Der US-Juwelier Tiffany & Co meldete Anfang 2021 für das abgeschlossene Weihnachtsgeschäft einen Rekordumsatz. Die Konsumenten hätten deutlich mehr online eingekauft, die Kundschaft in China habe für Schmuck mehr Geld ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahres-Vergleichszeitraum des vierten Quartals 2020 sei der Umsatz um zwei Prozent gestiegen. 80 Prozent habe dabei der Umsatzzuwachs bei E-Commerce betragen.
Tiffany & Co. wurde 1837 in New York City gegründeter. Das Unternehmen ist für hochpreisigen Schmuck, Armbanduhren, Edelsteine sowie Accessoires international bekannt und verfügt über ein globales Filialnetzwerk mit über 300 Ladengeschäften. pm/gel
Bernard Jean Étienne Arnault, geboren am 5. März 1949 in Roubaix, Nord-Pas-de-Calais, ist der Sohn eines selbstständigen Immobilienhändlers. Nach dem Abitur absolviert er an der École polytechnique in Paris ein Ingenieur-Studium. 1971 tritt er ins väterliche Unternehmen ein und ist mit dem Bau von Ferienwohnungen an der Côte d’Azur sehr erfolgreich. 1981 übersiedelt er für drei Jahre in die USA und hat unter anderem in Palm Beach, ebenfalls mit der Vermarktung von Ferienimmobilien, guten Erfolg.
Nach seiner Rückkehr aus den USA, 1984, erwirbt er ein Jahr später mit seiner Holding Financière Agache (heute Groupe Arnault) den angeschlagenen Textilkonzern Boussac/Saint-Frères, dem das Modeunternehmen Christian Dior als Tochterfirma angehört. Arnault saniert das Unternehmen und verkauft große Teile davon.
Dies ist der Einstieg des damals 35-Jährigen in die Modebranche und der Start zu einem weltweiten Luxuskonzern. In der Folge ist Arnault mit Zukäufen von angeschlagenen Luxus-Marken, die er erfolgreich saniert, äußerst aktiv. Gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP äußert sich Arnaud Cadart, Portfoliomanager bei Flornoy & Associés, über Bernard Arnault einst wie folgt: „Er hat einen unglaublichen Wettbewerbsgeist, eine bemerkenswerte Intelligenz und auch einen Mangel an Einfühlungsvermögen, der oft das Kennzeichen großer Unternehmer ist. Aber er ist kein Howard Hughes, er ist nicht isoliert und hat sich immer mit den Besten umgeben.“
Bernard Arnault hat zwei Kinder aus erster und drei Kinder aus zweiter Ehe. Sie sind alle weitgehend im LVMH-Konzern tätig. Arnault sammelt zeitgenössische Kunst und ist begeisterter Musiker am Klavier. Mit seinem dreistelligen Milliarden-Vermögen, gerechnet in US-Dollar, rangiert der Franzose im vorderen Feld beim Ranking der weltweit reichsten Personen. Laut Forbes vom Oktober 2020 ist er der reichste Europäer mit einem Vermögen von umgerechnet 96 Milliarden Euro und damit einer der wohlhabendsten Menschen der Erde. gel
Von Gerd Lache
Wir sind optimistisch, was die Fähigkeit von Tiffany angeht, sein Wachstum zu beschleunigen.
LVMH-Chef Bernard Arnault gilt als drittreichster Mensch der Welt. Ein großer Teil seines Vermögens ist Medienberichten zufolge mit dem Luxuskonzern verknüpft. Das Stühlerücken nach der Übernahme hat bereits begonnen: Anthony Ledru, zuletzt Executive Vice President bei der Ledermarke Louis Vuitton, ist bereits CEO von Tiffany & Co. Vorgänger Alessandro Bogliolo wird demnächst ausscheiden. Arnaults Sohn Alexandre (28), bisher CEO bei der LVMH-Marke Rimowa (Hersteller von Koffern), wird zum Executive Vice President für die Bereiche Produkt und Kommunikation bei Tiffany ernannt.
Nach Angaben von FashionNetwork.com, einem französischen Informationsportal für die Bereichen Mode, Luxus und Beauty, wird erwartet, dass Tiffany von LVMH umfassend auf den Prüfstand gestellt wird – „vom Filialnetz bis hin zu Strategien in Bereichen wie dem Online-Verkauf – um die Marke neu zu positionieren und zu rationalisieren“, heißt es dazu.
Veränderungen seien bereits im Bereich Design signalisiert worden: der künstlerische Leiter Reed Krakoff und Chief Brand Officer Daniella Vitale würden das Unternehmen verlassen. LVMH will Berichten zufolge seine Produktpalette erweitern, um jüngere Kunden zu gewinnen.
Der Luxuskonzern, der den größten Teil seines Geldes mit Modemarken wie Vuitton verdient, hofft laut FashionNetwork.com „sein Schmuckangebot – eines der Luxus-Segmente, das vor der Pandemie die besten Wachstumsaussichten hatte – mit seiner bisher größten Akquisition auszubauen“.
Pforzheim produziert für LVMH und Tiffany
Was könnte dies für das Zentrum der deutschen Schmuckindustrie, Pforzheim und die umliegende Region, bedeuten? Diverse Firmen würden bereits seit längerem mit dem LVMH Konzern und Tiffany zusammen arbeiten, beispielsweise als Zulieferer von Halbzeugen oder Fertigwaren. „Ich gehe davon aus, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird“, erklärt auf Anfrage von WirtschaftsKRAFT Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Schmuck + Uhren (Pforzheim). Ob die Übernahme auch Auswirkungen auf die Unternehmen der Branche in Pforzheim haben werde und gegebenenfalls in welchem Umfang, „das bleibt abzuwarten“. Aktuell sei es zu früh für eine konkrete Aussage, sagt Grohmann. Jedenfalls wünsche er „der Marke und dem Konzern für die gemeinsame Zukunft alles Gute“.
Querelen vor der Übernahme
Die Übernahme verlief nicht ganz reibungslos. Ursprünglich sollte Tiffany für einen höheren als den jetzt bezahlten Preis erworben werden. Wegen der Corona-Krise wollte sich der LVMH-Konzern von dem Deal zurückziehen. Tiffany klagte auf Einhaltung der Vereinbarung. Noch im September 2020 kursierten Schlagzeilen wie diese: „Tiffany-Übernahme durch LVMH vor dem Aus.“ Das ist Geschichte.
Warum sind Marken wie Louis Vuitton oder Dior so erfolgreich? Sie verbinden zwei Aspekte, die widersprüchlicher nicht sein könnten: Zeitlosigkeit und Moderne. Es ist wie Feuer und Wasser.
Bernard Arnault, LVMH-Chef
Mehr als 70 Marken hat LVMH unter seinem Konzerndach. Einige davon stellt WirtschaftsKRAFT vor.
Die Übernahme von Tiffany gilt in der Fachwelt als wohl bedeutendster Deal von LVMH-Chef Bernard Arnault.
Der US-Juwelier Tiffany & Co meldete Anfang 2021 für das abgeschlossene Weihnachtsgeschäft einen Rekordumsatz. Die Konsumenten hätten deutlich mehr online eingekauft, die Kundschaft in China habe für Schmuck mehr Geld ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahres-Vergleichszeitraum des vierten Quartals 2020 sei der Umsatz um zwei Prozent gestiegen. 80 Prozent habe dabei der Umsatzzuwachs bei E-Commerce betragen.
Tiffany & Co. wurde 1837 in New York City gegründeter. Das Unternehmen ist für hochpreisigen Schmuck, Armbanduhren, Edelsteine sowie Accessoires international bekannt und verfügt über ein globales Filialnetzwerk mit über 300 Ladengeschäften. pm/gel
Bernard Jean Étienne Arnault, geboren am 5. März 1949 in Roubaix, Nord-Pas-de-Calais, ist der Sohn eines selbstständigen Immobilienhändlers. Nach dem Abitur absolviert er an der École polytechnique in Paris ein Ingenieur-Studium. 1971 tritt er ins väterliche Unternehmen ein und ist mit dem Bau von Ferienwohnungen an der Côte d’Azur sehr erfolgreich. 1981 übersiedelt er für drei Jahre in die USA und hat unter anderem in Palm Beach, ebenfalls mit der Vermarktung von Ferienimmobilien, guten Erfolg.
Nach seiner Rückkehr aus den USA, 1984, erwirbt er ein Jahr später mit seiner Holding Financière Agache (heute Groupe Arnault) den angeschlagenen Textilkonzern Boussac/Saint-Frères, dem das Modeunternehmen Christian Dior als Tochterfirma angehört. Arnault saniert das Unternehmen und verkauft große Teile davon.
Dies ist der Einstieg des damals 35-Jährigen in die Modebranche und der Start zu einem weltweiten Luxuskonzern. In der Folge ist Arnault mit Zukäufen von angeschlagenen Luxus-Marken, die er erfolgreich saniert, äußerst aktiv. Gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP äußert sich Arnaud Cadart, Portfoliomanager bei Flornoy & Associés, über Bernard Arnault einst wie folgt: „Er hat einen unglaublichen Wettbewerbsgeist, eine bemerkenswerte Intelligenz und auch einen Mangel an Einfühlungsvermögen, der oft das Kennzeichen großer Unternehmer ist. Aber er ist kein Howard Hughes, er ist nicht isoliert und hat sich immer mit den Besten umgeben.“
Bernard Arnault hat zwei Kinder aus erster und drei Kinder aus zweiter Ehe. Sie sind alle weitgehend im LVMH-Konzern tätig. Arnault sammelt zeitgenössische Kunst und ist begeisterter Musiker am Klavier. Mit seinem dreistelligen Milliarden-Vermögen, gerechnet in US-Dollar, rangiert der Franzose im vorderen Feld beim Ranking der weltweit reichsten Personen. Laut Forbes vom Oktober 2020 ist er der reichste Europäer mit einem Vermögen von umgerechnet 96 Milliarden Euro und damit einer der wohlhabendsten Menschen der Erde. gel
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