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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Michael Britsch: Der Bestatter, der Wurmberg bunter macht

Michael Britsch ist weit mehr als ein Bestatter. Er ist Herz und Seele von Wurmberg – einer, der nicht nur in den schwersten Momenten Trost spendet, sondern auch Farbe in das Leben der Menschen bringt. Der gelernte Schreiner und Trauerredner verwandelt den Ort saisonal mit seinen bunten XXL-Installationen aus Holz und Styropor in ein farbenfrohes Kunstwerk.
Michael Britsch am Platz vor dem Bürgerzentrum. Hier steht ein XXL-"Osternest" mit zwei 2,5 Meter hohen bemalten Eiern sowie einer Fotowand. Foto: Sandra Gallian

17.04.2025

von Sandra Gallian

Michael Britsch geht es nicht nur um die Dekoration – es geht ihm um Gemeinschaft. Er bringt Menschen zusammen und animiert sie, selbst kreativ zu werden. Dabei reicht seine Vision  über Wurmberg hinaus: Auch die Nachbarorte hat er schon inspiriert, bunter und lebensfroher zu werden. Aber der Reihe nach.

Eine Familientradition mit Geschichte

Das Familienunternehmen Britsch ist tief in Wurmberg verwurzelt. Gegründet im Jahr 1930, war es zunächst auf Zimmerei, Fassadenbau und Dachdeckerei spezialisiert. 1967 kam eine besondere Erweiterung hinzu: Erich Britsch, Firmenerbe in zweiter Generation, gründete das Bestattungsunternehmen.

„Früher war es üblich, dass Tischler nicht nur Särge bauten, sondern sich um alle Belange eines Todesfalls kümmerten“, erklärt Michael Britsch, der das Unternehmen heute in dritter Generation zusammen mit seiner Frau Karin und seiner Tochter führt.

Mittlerweile hat sich aus der einstigen Schreinerei ein modernes Bestattungshaus entwickelt. „Wir sind Vollanbieter geworden und übernehmen nicht nur die Organisation der Bestattung, sondern auch alle anfallenden Behördengänge. So können wir den Angehörigen die Angst nehmen und sie in ihrer Trauer begleiten.“

Bestatter aus Leidenschaft

Seit zehn Jahren ist der Beruf des Bestatters ein anerkannter Ausbildungsberuf. Von den vier Kindern der Britschs – drei Söhnen und einer Tochter – hat nur die Tochter Interesse bekundet, das Handwerk zu erlernen und den Betrieb fortzuführen.

Die Arbeit eines Bestatters ist anspruchsvoll, insbesondere wenn Unfälle oder plötzliche Todesfälle zum Alltag gehören. „Der Glaube hilft mir, diesen Beruf leichter zu bewältigen“, sagt Michael Britsch, der auch ausgebildeter Trauerredner ist.

„In Freud und Leid“ – Engagement für die Gemeinde

Britschs Motto lautet: „In Freud und Leid.“ Neben seiner Arbeit als Bestatter engagiert er sich für die Dorfgemeinschaft und bringt Farbe ins Ortsbild. „Die Dörfer in der Umgebung waren mir zu trist und zu kahl. Dann habe ich im Hohenlohischen diese bunten Girlanden gesehen und dachte mir: Sowas brauche ich in Wurmberg auch – nur größer!“

Geht man in Wurmberg auf Eiersuche, findet man zunächst ausgesägte Holzeier zwischen 40 Zentimetern und einem Meter. Diese sind vor allem an Zäunen und auf Grünflächen angebracht. Ein Aufruf im Gemeindeblatt zur Bemalung brachte eine riesige Resonanz. „Die Menschen kamen voller Begeisterung und fragten schon, wann wir das nächste Mal malen. Ob Groß oder Klein – alle machen mit!“

Auch das Osterfest wird in Wurmberg groß gefeiert: Vor dem Bürgerzentrum gibt es ein riesiges „Osternest“ mit zwei 2,5 Meter hohen bemalten Eiern sowie einer Fotowand. „Die Gesichter der Osterhasen wurden ausgesägt, sodass sich die Besucher als Hasen fotografieren lassen können.“

Auch diese Holznixe am See hat der gelernte Schreiner eigenhändig ausgesägt.

Ein Selfie-Hotspot und ein XXL-Adventskranz

Ein besonderes Highlight ist der Kreisel an der A8. Dort steht ein vier Meter hohes Osterei mit Motiven aus Wurmberg und den Partnergemeinden. „Das wird regelmäßig umfahren und bestaunt – ein echter Selfie-Hotspot!“

Das vier Meter hohe Osterei ist mit Sehenswürdigkeiten aus Wurmberg verziert.

Zur Weihnachtszeit wird der Kreisel dieses Jahr zur Krippenszene umgestaltet, während am Adlerbrunnen ein riesiger Adventskranz mit sechs Metern Durchmesser aufgestellt wird. „Wir hetzen alle so durchs Leben“, sagt Britsch. „Ab und zu innehalten, das ist wichtig. Vor allem zu besonderen Festen.“

Der bunte Bär steht im Ortsteil Bärental – ebenso wie die Waldhütte, die regelmässig für Treffen der
Dorfbewohner genutzt wird.
Die Waldhütte, hier lässt es sich entspannt sitzen.

Ideen ohne Grenzen

Neben diesen Aktionen gibt es weitere Installationen von Michael Britsch im Ortsteil Neubärental. Im Grünen steht ein bunt bemalter mannshoher Holzbär, an einem kleinen See tront eine Holz-Nixe im Wasser. An einer anderen Stelle steht ein riesiger steinerner Torbogen. Und ein riesiger Bilderrahmen aus Holz gibt der schönen Landschaft einen angemessenen Rahmen.

Den Holzrahmen inklusive Panoramaliegen hat Michael Britsch eigenhändig gebaut.

Eine geplante Waldkugelbahn in Wurmberg wurde vom Forstamt abgelehnt, doch Britsch lässt sich nicht entmutigen: „Dann bauen wir eben eine XXL-Straßenkugelbahn! Der Bürgermeister hat schon einen Hang dafür vorgeschlagen.“

Inspiriert hat er nicht nur die Dorfbewohner von Wurmberg, sondern auch die Nachbargemeinden, die mittlerweile eigene Osterdekorationen bauen. „Das ist doch super, wenn ich einen Anreiz geschaffen habe und die anderen Ortschaften mitziehen – so wird unsere ganze Region schöner“.

Bald im Fernsehen?

Sein Engagement hat bereits Aufmerksamkeit erregt: Der SWR wird über ihn berichten. „Mein Traum wäre es, in einem Film als Bestatter mitzuspielen. Oder eine Doku über meine Arbeit – das wäre spannend!“

Alle Fotos: Sandra Gallian

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