Zitat Autor
Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

Newsletter Anmeldung

+ monatliche Erscheinung
+ aktuelle Themen und wichtige Termine
+ neue Unternehmensportraits und Unternehmensprofile
Datenverarbeitungshinweis*

Kitschy Couture: Zwischen Kulturen, Couture und großen Träumen

Pforzheim wird zunehmend zur Bühne für junge Kreativschaffende. Mit der Studioeröffnung von Kitschy Couture am 14. Mai 2025 im ROWI-Quartier bekam die Stadt nun ein weiteres spannendes Kapitel in ihrer Designgeschichte. Das Event fand im Rahmen des „Creative After Work on tour“ statt – und bot einen persönlichen und eindrucksvollen Einblick in die Welt eines Labels, das nicht nur durch Mode, sondern auch durch Haltung überzeugt.
Kitschy Couture – ein Modelabel zwischen den Kulturen. Foto: Sandra Gallian

15.05.2025

von Sandra Gallian

Kreative Energie zieht in die Bleichstraße

Gegründet wurde Kitschy Couture von Abarna Kugathasan, einer jungen Designerin mit tamilischen Wurzeln, die in Pforzheim aufgewachsen ist. Ihre Kollektionen sind mehr als Mode – sie erzählen von Zugehörigkeit, Sehnsucht und Identität.

„Ich bin beeinflusst von allen Bildern meiner Kindheitserinnerungen“, erzählt Abarna. „Zum Beispiel hatten meine Eltern ein sehr deutsches Wohnzimmer – aber darin standen Plastik-Lotusblumen und aufblasbare Plastiktiere. Alles war künstlich. Ich bin in einer Zwischenwelt aufgewachsen.“

Diese Zwischenwelt prägt ihre Entwürfe: Traditionelle Saris werden neu gedacht, mit Einflüssen aus Unterwäsche kombiniert, unisex und divers interpretiert. „Meine Mutter ist Schneiderin für Saris. Ich wollte ihre Handwerkskunst lernen, aber auf meine Art interpretieren“, so Abarna.

Im Gespräch mit Freunden und Supportern: Abarna Kugathasan.

Vom Studienprojekt zur Berlin Fashion Week

Was als Bachelorarbeit unter dem Titel „Wunderkammer“ begann, wurde bald zu einer Marke mit internationaler Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit Studienfreundin Claudia arbeitete Abarna an ersten Kollektionen. Der Durchbruch kam 2022, als sie durch eine Instagram-Annonce auf eine Ausschreibung aufmerksam wurden.

„Wir hatten ohnehin Fotos von der Kollektion – also haben wir sie einfach eingeschickt“, erzählt sie. „Dann war es plötzlich die indische Vogue. Im Februar 2022 wurde unser Editorial veröffentlicht – das hat uns so viele Türen geöffnet.“

Kurz darauf zog das Team in einen Leerstand in der Oststadt – das erste Studio von Kitschy Couture. Auch das Team wuchs weiter: Lilly, ein weiteres Teammember, kam über eine Empfehlung dazu, weitere Studierende folgten.

Couture mit Haltung

2023 meldete sich der Berliner Salon – eine Plattform im Rahmen der Berlin Fashion Week. Für das Team die erste Gelegenheit, öffentlich über Diversität, Migration und interkulturelle Prägung zu sprechen.

Ein paar Monate später dann der nächste Meilenstein: Ein Wettbewerb für eine Show. Das Team bewarb sich – und träumte.

„Wir hatten die Idee, eine Hochzeit zu inszenieren, bei der man sich selbst heiratet“, sagt Abarna. „Denn es ist nicht immer leicht, mit sich selbst d’accord zu sein – wenn man so anders ist als alle anderen. Wir wollten all denen eine Bühne geben, die sonst keine Stimme haben.“

Die Show wurde ein emotionaler Höhepunkt. „Da haben wir verstanden, dass es nicht nur um schöne Kleider geht. Es geht um Mauern, die wir einreißen. Es geht um Identität, um Migration, um Sichtbarkeit.“

Vom Abriss zum Neuanfang: Ein Zuhause im ROWI-Quartier

Als das Studio in der Oststadt dem Abriss zum Opfer fiel, musste das Team erneut umziehen. Im ROWI-Gebäude wurden sie schließlich fündig. „Den ersten Raum, den wir besichtigt haben, haben wir direkt schockverliebt!“, erzählt Abarna. „Wir wussten sofort: Das ist unsere neue Candy Factory.“ Seit März 2025 ist Kitschy Couture nun offiziell im ROWI-Quartier zuhause – und mit ihnen ein interdisziplinäres Team aus Studierenden und Alumni der Hochschule Pforzheim sowie internationalen Nachwuchstalenten.

Abarna Kugathasan erzhält die Geschichte Ihrer Fashionbrand.

Warum Pforzheim?

„Es war eine bewusste Entscheidung, dass wir in Pforzheim geblieben sind“, betont Abarna. „Hier hat unsere Reise begonnen. Hier hatten wir Support und ein sicheres Netzwerk – mit Almut Benkert vom EMMA Kreativzentrum, Markus Epple vom WSP und Anna Dill vom HEED Creative Space.“ Kitschy Couture zeigt, wie viel kreative Kraft in der Stadt steckt – wenn man ihr Raum gibt.

Inhaberin von Kitschy Couture Abarna Kugathasan und Almut Benkert vom Emma Creativzentrum.

Ein Appell an junge Talente

Zum Abschluss richtete Abarna noch eine Botschaft an junge Kreative:
„Wenn wir das schaffen, dann schafft ihr das auch. Viele Dinge, die wir erreicht haben, haben wir auf unkonventionellen Wegen erreicht. Wir sind riesengroßen Träumen hinterhergerannt – tut das auch! Habt keine Angst. Macht einfach. Und träumt groß.“

Das Team von Kitschy Couture feiert den Einzug in die Räumlichkeiten im ROWI-Quartier.
Kitchy Couture, eine etwas andere Designgeschichte.

Alle Fotos: Sandra Gallian

Jetzt Newsletter abonnieren und von vielen Vorteilen profitieren!