Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
29.07.2024
von Tanja Meckler
Schon als Kind wusste Jasmin Waidner, dass sie eines Tages in das Unternehmen ihres Vaters einsteigen würde. Die Stanztechnikbranche, in der die Thomas Waidner GmbH tätig ist, faszinierte Jasmin Waidner schon als kleines Mädchen. „Es ist erstaunlich, was man aus unterschiedlichen Materialien alles herstellen kann und welche Formen möglich sind“, sagt sie. Das Unternehmen produziert heute Stanzteile für Telekommunikation, Maschinenbau, Medizintechnik und den Automotive-Bereich. Nach ihrer Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin und zwei Jahren Berufserfahrung schloss Jasmin Waidner ihren Techniker in Vollzeit ab. 2021 trat sie voll ins Unternehmen ein, und nur ein Jahr später erfolgte der Generationswechsel.
„Für manche langjährige Mitarbeiter war es schwierig, dass das ‚kleine Mädchen von früher‘ nun die Geschäftsführerin ist“, erzählt Waidner. „Doch nach ein, zwei Jahren haben sie sich daran gewöhnt. Es war nicht einfach, aber machbar.“
Ihr Vater, der das Unternehmen 1991 übernommen hatte, prägte die Thomas Waidner GmbH maßgeblich. Unter seiner Leitung zog die Firma 2009 von Mühlhausen nach Tiefenbronn um und baute dort neu. Seit 2023 wird der Standort um zweieinhalbtausend Quadratmeter erweitert. „Mein Vater hat das Unternehmen stetig aufgebaut und in den ersten 20 Jahren keinen Urlaub genommen. Er hat Tag und Nacht gearbeitet, um das Unternehmen zu dem zu machen, was es heute ist“, erinnert sich Jasmin Waidner. Heute beschäftigt die Thomas Waidner GmbH 45 MitarbeiterInnen, darunter fünf Auszubildende.
Jasmin Waidner(rechts im Bild) im Gespräch mit Wirtschaftskraft. Eine kurze Betriebsbesichtigung war inklusive. Im Hintergrund ist ein Teil der Baustelle für den Neubau zu sehen. Foto: Anika Beck
Die Übernahme der Geschäftsführung war für Jasmin Waidner jedoch kein leichter Schritt. „Es sind große Fußstapfen, in die man tritt“, sagt sie. Die Herausforderung, die Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig eigene Akzente zu setzen, ist groß.
Um in ihre Rolle als Geschäftsführerin hineinzuwachsen, erhielt sie ein Jahr lang Coaching von Professorin Birgit Felden, einer Expertin für Unternehmensnachfolge. „Drei wichtige Tipps waren dabei: immer offen und ehrlich sein, direkte Probleme ansprechen und ehrlich mit den Mitarbeitern kommunizieren“, berichtet Waidner. „Bei uns arbeiten viele langjährige Mitarbeiter, manche sind schon seit über 25 Jahren dabei. Das familiäre Miteinander ist uns wichtig, und in Notfällen dürfen unsere Mitarbeiter auch mal zu Hause bleiben. Die größte Herausforderung war es, den Respekt und das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Mein Vater hat uns zwar unterstützt, aber er sagte, wir müssen uns den Respekt selbst erarbeiten. Das war harte Arbeit, aber es hat sich gelohnt.“
Die Geschäftsführung teilt Waidner sich mit ihrer Schwester Sandra Struck, die den kaufmännischen Part und die Personalabteilung leitet. „Wir kommen gut miteinander aus und ergänzen uns perfekt“, sagt sie. Diese Arbeitsteilung ermöglicht es, die vielfältigen Herausforderungen des Unternehmens erfolgreich zu meistern. „Mein Vater kommt in der Woche drei- bis viermal für einen halben Tag ins Unternehmen. Seine Erfahrung ist unersetzbar, und wir greifen oft auf seinen Rat zurück.“ Eigentlich wollte sich Thomas Waidner 2022 im Jahr des Generationswechsels komplett zurückziehen, als Übergang und Unterstützung für seine Töchter bestellte er einen dritten, externen Geschäftsführer ein. Doch dieses Vorhaben scheiterte, und Jasmin Waidner fühlte sich in dieser Zeit eher auf sich allein gestellt. Diese Erfahrung ließ sie jedoch enorm wachsen.
Die Stanztechnikbranche ist vielseitig und anspruchsvoll. Die Thomas Waidner GmbH beliefert Kunden weltweit, von Rumänien über Mexiko bis hin zu den USA und China. „Wir sind breit aufgestellt und nicht so stark von der Automobilindustrie abhängig“, erklärt Jasmin Waidner. Diese Diversifikation hat sich besonders in Krisenzeiten als Vorteil erwiesen.
Ein großer Schritt für die Zukunft des Unternehmens ist die geplante Automatisierung in der Stanzerei. „Durch den Neubau möchten wir mehr Automatisierung einführen, damit die Arbeit für die Mitarbeiter leichter und weniger körperlich anstrengend wird“, erläutert Jasmin. Zudem steht die Einführung eines neuen ERP-Systems an, um den Betrieb weiter zu digitalisieren und der Wunsch papierlos zu werden steht ebenfalls auf der Agenda.
Der Übergang zur neuen Generation verlief reibungslos, auch dank der wertvollen Ratschläge ihres Vaters. „Wenn Neuanfragen von Kunden reinkommen und unsere Mitarbeiter sagen, das können wir nicht produzieren, sagt mein Vater immer: Geht nicht gibt’s nicht“, erzählt Jasmin Waidner. Diese Einstellung hat sie übernommen und erinnert sich schmunzelnd an einen Auftrag, den ihr Vater einst übernahm: die Schutzhaube für die Flex. So etwas wurde davor im Hause Waidner noch nicht hergestellt. Thomas Waidner war aber der Überzeugung, das Team bekommt das hin. Schlussendlich behielt er recht, auch wenn die Umsetzung viel Nerven und Zeit gekostet hat.
Jasmin Waidner hat klare Visionen für die Zukunft des Unternehmens. „Ich möchte die Firma noch ein bisschen größer gestalten und eventuell in einen weiteren Markt einsteigen, wie den Prototypenbau oder das Spritzgießen.“ Mit ihrem Engagement und der Unterstützung ihrer Schwester führt sie das Erbe ihrer Eltern fort und entwickelt es weiter. Trotz ihrer verantwortungsvollen Position findet Waidner Zeit für Hobbys: „Ich habe eine Dauerkarte beim VfB Stuttgart und gehe zu allen 17 Heimspielen.“
Der Weg war nicht immer einfach, aber Jasmin Waidner hat ihn mit Entschlossenheit und dem nötigen Durchhaltevermögen gemeistert. Für andere, die vor einem Generationswechsel im Familienunternehmen stehen, hat sie einen klaren Rat: „Man sollte die Chance auf jeden Fall ergreifen. Es ist eine einmalige Gelegenheit, ein Unternehmen zu übernehmen und weiterzuführen. Wichtig ist, auf die Erfahrung des Senior-Chefs zu hören und diese zu schätzen, auch wenn es manchmal schwierig ist.“
29.07.2024
„Es sind große Fußstapfen, in die man tritt."
von Tanja Meckler
Schon als Kind wusste Jasmin Waidner, dass sie eines Tages in das Unternehmen ihres Vaters einsteigen würde. Die Stanztechnikbranche, in der die Thomas Waidner GmbH tätig ist, faszinierte Jasmin Waidner schon als kleines Mädchen. „Es ist erstaunlich, was man aus unterschiedlichen Materialien alles herstellen kann und welche Formen möglich sind“, sagt sie. Das Unternehmen produziert heute Stanzteile für Telekommunikation, Maschinenbau, Medizintechnik und den Automotive-Bereich. Nach ihrer Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin und zwei Jahren Berufserfahrung schloss Jasmin Waidner ihren Techniker in Vollzeit ab. 2021 trat sie voll ins Unternehmen ein, und nur ein Jahr später erfolgte der Generationswechsel.
„Für manche langjährige Mitarbeiter war es schwierig, dass das ‚kleine Mädchen von früher‘ nun die Geschäftsführerin ist“, erzählt Waidner. „Doch nach ein, zwei Jahren haben sie sich daran gewöhnt. Es war nicht einfach, aber machbar.“
Ihr Vater, der das Unternehmen 1991 übernommen hatte, prägte die Thomas Waidner GmbH maßgeblich. Unter seiner Leitung zog die Firma 2009 von Mühlhausen nach Tiefenbronn um und baute dort neu. Seit 2023 wird der Standort um zweieinhalbtausend Quadratmeter erweitert. „Mein Vater hat das Unternehmen stetig aufgebaut und in den ersten 20 Jahren keinen Urlaub genommen. Er hat Tag und Nacht gearbeitet, um das Unternehmen zu dem zu machen, was es heute ist“, erinnert sich Jasmin Waidner. Heute beschäftigt die Thomas Waidner GmbH 45 MitarbeiterInnen, darunter fünf Auszubildende.
Jasmin Waidner(rechts im Bild) im Gespräch mit Wirtschaftskraft. Eine kurze Betriebsbesichtigung war inklusive. Im Hintergrund ist ein Teil der Baustelle für den Neubau zu sehen. Foto: Anika Beck
Die Übernahme der Geschäftsführung war für Jasmin Waidner jedoch kein leichter Schritt. „Es sind große Fußstapfen, in die man tritt“, sagt sie. Die Herausforderung, die Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig eigene Akzente zu setzen, ist groß.
Um in ihre Rolle als Geschäftsführerin hineinzuwachsen, erhielt sie ein Jahr lang Coaching von Professorin Birgit Felden, einer Expertin für Unternehmensnachfolge. „Drei wichtige Tipps waren dabei: immer offen und ehrlich sein, direkte Probleme ansprechen und ehrlich mit den Mitarbeitern kommunizieren“, berichtet Waidner. „Bei uns arbeiten viele langjährige Mitarbeiter, manche sind schon seit über 25 Jahren dabei. Das familiäre Miteinander ist uns wichtig, und in Notfällen dürfen unsere Mitarbeiter auch mal zu Hause bleiben. Die größte Herausforderung war es, den Respekt und das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Mein Vater hat uns zwar unterstützt, aber er sagte, wir müssen uns den Respekt selbst erarbeiten. Das war harte Arbeit, aber es hat sich gelohnt.“
Die Geschäftsführung teilt Waidner sich mit ihrer Schwester Sandra Struck, die den kaufmännischen Part und die Personalabteilung leitet. „Wir kommen gut miteinander aus und ergänzen uns perfekt“, sagt sie. Diese Arbeitsteilung ermöglicht es, die vielfältigen Herausforderungen des Unternehmens erfolgreich zu meistern. „Mein Vater kommt in der Woche drei- bis viermal für einen halben Tag ins Unternehmen. Seine Erfahrung ist unersetzbar, und wir greifen oft auf seinen Rat zurück.“ Eigentlich wollte sich Thomas Waidner 2022 im Jahr des Generationswechsels komplett zurückziehen, als Übergang und Unterstützung für seine Töchter bestellte er einen dritten, externen Geschäftsführer ein. Doch dieses Vorhaben scheiterte, und Jasmin Waidner fühlte sich in dieser Zeit eher auf sich allein gestellt. Diese Erfahrung ließ sie jedoch enorm wachsen.
Die Stanztechnikbranche ist vielseitig und anspruchsvoll. Die Thomas Waidner GmbH beliefert Kunden weltweit, von Rumänien über Mexiko bis hin zu den USA und China. „Wir sind breit aufgestellt und nicht so stark von der Automobilindustrie abhängig“, erklärt Jasmin Waidner. Diese Diversifikation hat sich besonders in Krisenzeiten als Vorteil erwiesen.
Ein großer Schritt für die Zukunft des Unternehmens ist die geplante Automatisierung in der Stanzerei. „Durch den Neubau möchten wir mehr Automatisierung einführen, damit die Arbeit für die Mitarbeiter leichter und weniger körperlich anstrengend wird“, erläutert Jasmin. Zudem steht die Einführung eines neuen ERP-Systems an, um den Betrieb weiter zu digitalisieren und der Wunsch papierlos zu werden steht ebenfalls auf der Agenda.
Der Übergang zur neuen Generation verlief reibungslos, auch dank der wertvollen Ratschläge ihres Vaters. „Wenn Neuanfragen von Kunden reinkommen und unsere Mitarbeiter sagen, das können wir nicht produzieren, sagt mein Vater immer: Geht nicht gibt’s nicht“, erzählt Jasmin Waidner. Diese Einstellung hat sie übernommen und erinnert sich schmunzelnd an einen Auftrag, den ihr Vater einst übernahm: die Schutzhaube für die Flex. So etwas wurde davor im Hause Waidner noch nicht hergestellt. Thomas Waidner war aber der Überzeugung, das Team bekommt das hin. Schlussendlich behielt er recht, auch wenn die Umsetzung viel Nerven und Zeit gekostet hat.
Jasmin Waidner hat klare Visionen für die Zukunft des Unternehmens. „Ich möchte die Firma noch ein bisschen größer gestalten und eventuell in einen weiteren Markt einsteigen, wie den Prototypenbau oder das Spritzgießen.“ Mit ihrem Engagement und der Unterstützung ihrer Schwester führt sie das Erbe ihrer Eltern fort und entwickelt es weiter. Trotz ihrer verantwortungsvollen Position findet Waidner Zeit für Hobbys: „Ich habe eine Dauerkarte beim VfB Stuttgart und gehe zu allen 17 Heimspielen.“
Der Weg war nicht immer einfach, aber Jasmin Waidner hat ihn mit Entschlossenheit und dem nötigen Durchhaltevermögen gemeistert. Für andere, die vor einem Generationswechsel im Familienunternehmen stehen, hat sie einen klaren Rat: „Man sollte die Chance auf jeden Fall ergreifen. Es ist eine einmalige Gelegenheit, ein Unternehmen zu übernehmen und weiterzuführen. Wichtig ist, auf die Erfahrung des Senior-Chefs zu hören und diese zu schätzen, auch wenn es manchmal schwierig ist.“
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