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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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It’s a match! Der HR-Talk mit Holger Schreich, Personalleiter der Stadtwerke Pforzheim

Holger Schreich erklärt in unserem Interview, wann bei ihm im Bewerbungsgespräch die rote Warnlampe angeht und womit die SWP bei den zahlreichen Bewerbern und Bewerberinnen punkten können.
Holger Schreich ist als Personalleiter bei den Stadtwerken Pforzheim tätig. Foto: PWP

17.02.2025

Als Ausgleich zu seiner Tätigkeit als Personalleiter bei den Stadtwerken Pforzheim (SWP) widmet sich Holger Schreich in seiner Freizeit gerne sportlichen Aktivitäten wie dem Laufen und Wandern.

Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann war Schreich ab 1998 im Gesundheitswesen im HR-Bereich am Niederrhein und im Ruhrgebiet beschäftigt. Im Jahr 2011 wurde er Teamleiter, 2014 kam der Aufstieg zum Personalleiter. Seit 2019 ist Schreich, der zusätzlich eine Weiterbildung als Personalfachkaufmann bei der IHK absolvierte, bei den Stadtwerken Pforzheim tätig. WirtschaftsKRAFT sprach mit ihm über die Herausforderungen bei Bewerbungsgesprächen.

Wie perfekt oder außergewöhnlich muss ein Bewerbungsschreiben sein?

Das Bewerbungsverfahren hat sich grundsätzlich verändert. Wir verzichten beispielsweise oft auf Anschreiben, weil wir das Bewerbungsverfahren so einfach wie möglich für die Bewerber gestalten möchten. Zudem stellt sich heutzutage mit der Möglichkeit von KI die Frage, ob der Bewerber das Anschreiben eigenständig erstellt hat.

Worauf achten Sie beim Vorstellungsgespräch besonders?

Zunächst führen wir ein Online-Interview, um die fachlichen Qualifikationen zu überprüfen. Beim persönlichen Vorstellungsgespräch legen wir besonderen Wert auf soziale Kompetenz, Teamfähigkeit und ob die Vorstellungen zur Kultur und Zusammenarbeit übereinstimmen. Digitale Kompetenzen bzw. Offenheit für Digitalisierung sowie für Neues sind ebenfalls wichtig. Je nach Position achten wir darauf, ob der Bewerber ein Ideengeber, Fachexperte oder detailorientiert ist. Eigenverantwortlichkeit und Selbstorganisation sind ebenfalls entscheidend. Wir prüfen, ob die gegenseitigen Vorstellungen übereinstimmen und ob der Bewerber ehrlich ist und sich selbst gut wahrnehmen und regulieren kann. Es ist wichtig, dass der Bewerber nicht nur Fragen zu seinen Rechten stellt, sondern auch Pflichten und Aufgaben im Blick hat. Eine empathische Ausstrahlung und Leidenschaft für den Job müssen ebenfalls rüberkommen. Das Team soll den Bewerber auch kennenlernen, um gemeinsam zu entscheiden, ob er ins Team passt.

Welche Antwort eines/einer BewerberIn hat Sie am meisten überrascht?

Uns überrascht jedes Mal positiv, wenn sich ein Bewerber als besonders schlagfertig präsentiert.

Warum ist ein Bewerbungsgespräch keine Einbahnstraße?

Ein Bewerbungsgespräch dient dem gegenseitigen Beschnuppern. Es geht darum, ob wir als Arbeitgeber mit unseren Arbeitsbedingungen, dem Umfeld und den Arbeitsinhalten das bieten können, was der Mitarbeiter benötigt. Auch der Bewerber ist mitverantwortlich dafür, dass er auf die richtige Position kommt.

Stellen Sie manchmal auch gezielt Fang- oder Stressfragen?

Wir stellen keine Stressfragen, da wir den Bewerber so natürlich wie möglich erleben möchten und eine positive Stimmung im Vorstellungsgespräch schaffen wollen. Fangfragen stellen wir ebenfalls nicht, aber hin und wieder kann eine Frage so formuliert sein, dass der Bewerber stärker aus sich herauskommt und die „Maske“ fallen lässt. Dies geschieht jedoch immer wertschätzend, da es sonst das Gegenteil bewirken würde.

Wann leuchtet bei Ihnen im Kopf die rote Warnlampe?

Die rote Warnlampe leuchtet bei Unehrlichkeit, wenn der Bewerber nicht zuhören kann, unterbricht, dem Gespräch inhaltlich nicht folgen kann oder Desinteresse zeigt. Auch wenn der Bewerber nur auf seine Rechte fixiert ist, ist dies ein Warnsignal.

Wann ist es ein Match?

Ein Match liegt vor, wenn beide Seiten ein gutes Bauchgefühl haben und die genannten Anforderungen einigermaßen übereinstimmen. Man muss nicht alles erfüllen, aber Interesse zeigen, sich zu entwickeln.

Manchmal passt es einfach nicht. Wieviel Zeit nehmen Sie sich für eine Absage?

Absageschreiben sollten nicht zu lange hinausgezögert werden. Klares Feedback wird oft eher gewünscht als zögerliches Verhalten. Bei einem weit fortgeschrittenen Bewerbungsprozess sollte die Absage telefonisch erfolgen und keine Standardabsage verwendet werden. Ein persönliches Gespräch kann auf Wunsch ebenfalls geführt werden.

Welche Rolle spielen Zeugnisse wirklich?

Zeugnisse spielen eine untergeordnete Rolle, da sie gesetzlich wohlwollend geschrieben sein müssen und es schwer zu interpretieren ist, wie der Bewerber wirklich ist.

Würden Sie sich als Bewerber gerne sich selbst gegenüber sitzen?

Ja, da aus meiner Sicht die Gespräche wertschätzend und nicht abwertend ablaufen.

Welche Rolle spielt Social Media im Recruiting? 

Social Media spielt eine wichtige Rolle, um uns als Arbeitgeber zu positionieren und unsere Arbeitgebermarke zu stärken. Die Direktansprache und die Schnelligkeit in der Ansprache spielen eine immer größere Rolle.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Recruiting? 

Die Anforderungen an die Work-Life Balance sind oft nur schwer zu kombinieren mit dem existierenden Fachkräftemangel. Bei den SWP erhalten wir derzeit aber viele Bewerbungen, auch aufgrund unserer 4-Tage-Woche FLEX. Wir haben viel an unserer Kultur in der Kulturwerkstatt sowie an Führungsfähigkeiten gearbeitet und Auszeichnungen als Top-Arbeitgeber (Top Employer Award) erhalten. So wurden wir etwa von „Great Place to Work“ als einer der Top-Arbeitgeber landesweit ausgezeichnet. Das macht uns stolz und zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Das Interview führte Tanja Meckler

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