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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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It’s a match! Der HR-Talk mit Christine Köhle-Wichmann, Geschäftsführerin Deutsche Schmuck und Uhren GmbH

Christine Köhle-Wichmann ist nicht nur Geschäftsführerin der Deutschen Schmuck und Uhren GmbH, sie ist auch zuständig für das Personalwesen. WirtschaftsKRAFT sprach mit der gebürtigen Pforzheimerin darüber, was ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch ausmacht.
Christine Köhle-Wichmann ist Geschäftsführerin bei DEUTSCHE SCHMUCK UND UHREN GmbH. Foto: Richard Wesner für Deutsche Schmuck und Uhren GmbH

14.06.2024

"Es kommt auf Authentizität, Persönlichkeit und Offenheit des Stellenbewerbers an. Noten sind nur das Ergebnis der Bemühungen von Lehrkräften Wissen zu vermitteln und abzufragen und sagen heute weniger denn je etwas über die Leistungsfähigkeit eines Menschen aus."
Christine Köhle-Wichmann

Christine Köhle-Wichmann absolvierte nach ihrem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau und erweiterte ihre Know-how mit dem Studium der BWL in Bayreuth. Schon früh hat es die gebürtige Pforzheimerin in die Schmuckbranche gezogen und so arbeitete sie bereits während des Studiums in einer Schmuckwarenfabrik. Mit dem Abschluss zur Diplomkauffrau wechselte sie nach Flensburg in den Juweliereinzelhandel und war im Anschluss als Geschäftsführerin eines Juweliergeschäftes in Münster tätig. Christine Köhle-Wichmann heiratete und wagte, mit der Geburt ihres ersten Sohnes, als freiberufliche Unternehmensberaterin den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie hat zusätzlich zwei Geschäftsführungspositionen im Immobilienbereich inne. Durch die Beratung der Schmuckwelten entstand in der Folge die Geschäftsführungstätigkeit für die Deutsche Schmuck und Uhren GmbH, einem Tochterunternehmen des Bundesverbandes Schmuck und Uhren e.V. Parallel betreut die Mutter zweier Kinder seit 2016 drei Erfahrungsaustauschgruppen im Juwelierbereich und hat damit ständigen Kontakt zu ca. 30 Juwelieren und deren Herausforderungen. Gemäß ihrem Lebensmotto „Fleiß ist die Basis des Erfolges“ überrascht es nicht, dass Christine Köhle-Wichmann wöchentlich 60 bis 70 Stunden arbeitet. 2016 veröffentlichte sie außerdem als Autorin ein Fachbuch für den Schmuckverkauf. Doch nicht nur der Beruf bestimmt ihr Leben. War sie früher viele Jahre als Leistungssportlerin im Turniertanz erfolgreich, steht für sie heute die Familie Mittelpunkt.

Mein Lebensmotto: Fleiß ist die Basis des Erfolges. Ich habe keinen erfolgreichen Unternehmer kennengelernt, der nicht bereit ist, außergewöhnlich viel zu arbeiten. Erfolgserlebnisse muss man sich erarbeiten, dann darf man aber auch stolz und glücklich sein, ob des Geleisteten. Wir nehmen (jungen) Menschen – wenn wir keine Leistung einfordern – die Möglichkeit, Erfolge zu erleben.

Christine Köhle-Wichmann

Wie perfekt oder außergewöhnlich muss ein Bewerbungsschreiben sein?

Es muss auf jeden Fall einen Lebenslauf mit den wesentlichen Stationen und ein Bild des Bewerbers/ der Bewerberin vorhanden sein.

Worauf achten Sie beim Vorstellungsgespräch besonders?

Begründung, warum sich der Bewerber / die Bewerberin bei uns arbeiten möchte. Welche Vorstellungen zu dieser Position bestehen.

Welche Antwort eines/einer BewerberIn hat Sie am meisten überrascht?

Als ungelernte Kraft, ohne Berufserfahrung, junge Mutter, einen Stundensatz von 25 € zu erwarten – komplett falsche Vorstellung der Realitäten im Einzelhandel…

Warum ist ein Bewerbungsgespräch keine Einbahnstraße?

Damit der Bewerber weiß, worauf er sich einlässt, muss sich das Unternehmen umfassend vorstellen, wir vereinbaren immer auch einen Probearbeitstermin. Dann lernen sich Team und Bewerber am Arbeitsplatz kennen.

Stellen Sie manchmal auch gezielt Fang- oder Stressfragen?

Keine Stressfragen, das halte ich für unfair. Wir fragen dennoch nach dem Einkaufsverhalten. Wer nur online einkauft, kennt die Welt des Einzelhandels nur begrenzt. Gute Verkäufer sind in der Regel Menschen, die gerne einkaufen und dienen können.

Wann leuchtet bei Ihnen im Kopf die rote Warnlampe?

Bei ständigem Verschieben von Vorstellungsterminen, fehlender Flexibilität, wenn der Bewerber / die Bewerberin einem nicht in die Augen schauen kann, wenn die Antworten nicht authentisch sind.

Wann ist es ein Match?

Wenn Sympathie, Glaubwürdigkeit, Offenheit und Vertrauen da sind und man dem Bewerber / der Bewerberin zutraut, die Herausforderungen anzugehen und langfristig auch zu meistern.

Manchmal passt es einfach nicht. Wieviel Zeit nehmen Sie sich für eine Absage?

Möglichst schnell, nicht länger als 4-5Tage.

Welche Rolle spielen Zeugnisse wirklich?

Bei uns nur eine untergeordnete Bedeutung, wichtiger ist die gelebte Grundeinstellung. Problematisch sind hohe Fehlzeiten.

Würden Sie sich als Bewerberin gerne sich selbst gegenüber sitzen?

Ja, ich denke, dass es eher entspannt ist, sich bei uns zu bewerben. Wir stellen unser Unternehmen den Bewerbern genauso vor wie unseren Besuchern und Kunden.

Welche Rolle spielt Social Media im Recruiting? 

Eine große Rolle, wir nutzen vor allem auch Out-of-Home-Werbung in Form von Anzeigen auf den LED-Boards dieser Stadt.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Recruiting? 

Jemanden zu finden, der tatsächlich die Arbeitszeiten im Einzelhandel gerne mitträgt, das heißt Montag-Freitag 10:00 Uhr – 19:00 Uhr und Samstag 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr, ein freier Tag in der Woche, ein Samstag im Monat frei.

Die Margen erlauben, trotz der hohen Anforderungen im Verkauf mit Bestellwesen, Reparaturabwicklung, Warenwirtschaft, Dekoration, Telefondienst etc. leider keine Gehälter, die mit der Industrie vergleichbar wären. Dafür bieten wir ein sehr schönes Arbeitsumfeld….

Große Probleme bereiten uns die hohen Krankenstände insbesondere der jungen Damen, leider muss ich das ansprechen. Monatliche Ausfälle sind für ein Unternehmen unserer Größenordnung fast nicht aufzufangen. Hier muss ich leider anführen, dass die Gehaltsdifferenz zwischen Mann und Frau auch Gründe hat: der Krankenstand von Frauen ist um ca. 12% höher als der von Männern. Montags kommen auch von den Auszubildenden gerne Krankmeldungen, das Wochenende wird nicht zum Erholen genutzt…

Das Interview führte Anika Beck / Mirjam Müller

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