Zitat Autor
Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

Newsletter Anmeldung

+ monatliche Erscheinung
+ aktuelle Themen und wichtige Termine
+ neue Unternehmensportraits und Unternehmensprofile
Datenverarbeitungshinweis*

In den Dialog treten – Veränderungen bewirken

70.000 Mitglieder, auch solche, die eine gesetzliche Mitgliedschaft haben, hat die Industrie und Handelskammer Karlsruhe (IHK). 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten dort. Einer davon ist der neue Hauptgeschäftsführer Dr. Arne Rudolph. Was ihn und die Unternehmen bewegt und wie er sie in (Krisen-)Zeiten unterstützt.
Blickt zuversichtlich in die Zukunft und freut sich auf die Zusammenarbeit mit seinem Team, den Mitgliedern und Unternehmen: Dr. Arne Rudolph, Hauptgeschäftsführer der IHK Karlsruhe. Bildquelle: Jennifer Warzecha

16.06.2023

"Die Mitglieder sind unsere Kunden. Sie können uns fragen. Sie können uns anrufen"
Dr. Arne Rudolph

Dr. Arne Rudolph wurde von der Vollversammlung der IHK mit Wirkung zum 1. Januar 2023 zum neuen IHK-Hauptgeschäftsführer in Karlsruhe bestellt. Die Freude an seiner Arbeit steht ihm ins Gesicht geschrieben – obwohl sein Terminkalender natürlich voll sei, wie er erzählt. „Die neue Aufgabe macht mir viel Freude. Es ist dieser Mix der Zusammenarbeit mit Mitgliedern, Ehrenamt und IHK-Team, der viel Spaß macht.“

WirtschaftsKRAFTplus: Wie ist Ihre bisherige Amtszeit verlaufen?

Dr. Rudolph: Das erste halbe Jahr ist so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe – gut. Ich bin schon seit 14 Jahren in der IHK Karlsruhe, die insgesamt sehr gut aufgestellt ist. Im vergangenen halben Jahr bin ich auf Tour gegangen mit ganz vielen Besuchen in unserem Ehrenamt und habe sehr viele Gespräche mit unseren Unternehmensvertreterinnen und -vertretern geführt. Da erfahre ich dann, wo der Schuh drückt in den Unternehmen.

WirtschaftsKRAFTplus: Was waren die Highlights?

Dr. Rudolph: Die Besuchsreihe, die Tour durch die Region. Da bekomme ich einen tiefen Einblick und komme in den Dialog mit den Unternehmerinnen und Unternehmern. Zweites Highlight war die erste Ausbildungsmesse nach Corona, „Einstieg Beruf“ in der Messe Karlsruhe, die den großen Wert der dualen Ausbildung hervorhebt und in den Mittelpunkt stellt. Dazu passt auch gut die erste gemeinsame Ausbildungskampagne #könnenlernen. Mit dieser möchten wir drauf hinweisen, dass duale Ausbildung Spaß macht und ein guter Einstieg ins Berufsleben ist. Insgesamt wichtig ist mir auch unsere Bürokratieabbau-Aktion „Tempo beim Bürokratieabbau“. Insgesamt macht es mir in meiner neuen Funktion besonders viel Spaß, im Team zu arbeiten. 

WirtschaftsKRAFTplus: Was lief vielleicht auch weniger gut bzw. wo sehen Sie Verbesserungsbedarf, gesellschaftlich betrachtet?

Dr. Rudolph: Wir haben für Unternehmen eine herausfordernde Zeit mit den Folgen von Corona, Krieg in Europa, Energiekrise, Inflation und Arbeitskräftemangel. In dieser schwierigen Lage, in der wir sind, kommt es besonders darauf an, dass die Politik die Firmen bei der Bürokratie entlastet. Die Unternehmen sind es gewohnt, mit Krisen umzugehen, aber der Bürokratieaufwand ist immens. Heute hat mir ein Unternehmer geschildert, wie aufwändig es ist, über die elektronische Krankmeldung herauszufinden, wie viele Mitarbeiter krank sind oder ob einer immer noch krank ist. Da braucht er zehn Minuten, bis er das herausgefunden hat, wie der Stand der Dinge ist.

WirtschaftsKRAFTplus: Wie unterstützen Sie Ihre Mitglieder?

Dr. Rudolph: Wir beraten sie, informieren sie über Veranstaltungen und im persönlichen Gespräch. Wir laden jedes Mitglied dazu ein, uns bei allem, was sie bedrückt, zu fragen. Zuhören, hinhören, dafür stehen wir.

WirtschaftsKRAFTplus: Wie meistern Sie als IHK Probleme, die Mittelstand sowie Kleine und Mittlere Unternehmen haben wie den Fachkräftemangel, den überbordenden Bürokratismus, Umstellungen durch Digitalisierung etc.?

Dr. Rudolph: Wir sammeln bei den Unternehmen Beispiele für Bürokratiebelastung ein. Diese tragen wir weiter an unsere Dachorganisation Die Deutsche Industrie- und Handelskammer. Wir sprechen dann mit den Politikern darüber, damit greifbar wird, woran es liegt, wenn etwas schief läuft. Viele Unternehmen sagen: Wir zahlen unseren Steuer-Beitrag gerne, wenn der bürokratische Aufwand geringer ist. Insgesamt dauern die Verfahren für Genehmigungen wie Baugenehmigungen, Betriebserlaubnisse für Maschinen oder die PV-Anlage, wenn man sie gewerblich in Betrieb nimmt, sehr lange. Das sollte schneller funktionieren, denn wir brauchen die Energie und die muss ja auch schnell verbraucht werden.

Auch die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Team sind ihm wichtig und er möchte die Zusammenarbeit stets verbessern: Dr. Arne Rudolph.

WirtschaftsKRAFTplus: Wie gehen Sie als IHK mit dem Fachkräftemangel um?

Dr. Rudolph: Wir haben gar keinen reinen Fachkräfte-, sondern auch einen Arbeitskräftemangel. Wir stellen immer wieder den Wert der dualen Ausbildung in den Vordergrund. Mit der Ausbildungsmesse möchten wir junge Menschen und Firmen schnell miteinander über eine Art Speed-Dating zusammen bringen. Grundsätzlich geben wir auch Berufsorientierung. Wir helfen auch den Unternehmen, ausländische Fachkräfte zu gewinnen. Dafür gibt es einen Ansprechpartner im Haus.

WirtschaftsKRAFTplus: Wie unterstützen Sie Unternehmen hinsichtlich der Digitalisierung?

Dr. Rudolph: Wir haben eine „Erstberatung Digitale Transformation.“ Was auch noch interessant ist, ist, dass wir eine Reihe haben, in der es darum geht, dem Einzelhandel zu zeigen, wie man digitale Angebote umsetzen kann. Man muss nicht amazon sein, um dem Kunden zu zeigen, was ein digitales Angebot ist. Der Gradmesser ist: Es muss verständlich, klar und einfach sein. 

WirtschaftsKRAFTplus: Was möchte die IHK für Mitglieder und Gesellschaft tun und sein?

Dr. Rudolph: Wir sind Dienstleister für unsere Mitglieder und das Sprachrohr der Unternehmen. Wir wollen von uns auf die Mitglieder zugehen und bieten zum Beispiel Beratungen für Gründerinnen und Gründer an, stellen Exportbescheinigungen aus oder Gewerbe-Erlaubnisse für Versicherungsvermittler und kümmern uns um Ausbildungsverträge. Insgesamt bieten wir 511 Einzelleistungen an, die an die Mitglieder und Kunden gehen. Die Mitglieder sind unsere Kunden. Sie können uns fragen. Sie können uns anrufen.

WirtschaftsKRAFTplus: Welche Herausforderungen stehen bei Ihnen die nächsten fünf Jahre an?

Dr. Rudolph: Es gilt, die oben genannten Gesellschaftsthemen, Bürokratieabbau und Arbeitskräftemangel, anzugehen und gleichzeitig auch unsere Mitgliedsbetriebe bei der Transformation durch die wachsenden Einsatzmöglichkeiten der KI zu unterstützen und zu begleiten.

WirtschaftsKRAFTplus: Was steht in nächster Zeit an?

Dr. Rudolph: In der nächsten Zeit stehen bei uns einige bauliche Veränderungen an. Derzeit wird geprüft, wie es mit dem Haus der Wirtschaft vor dem Hintergrund des Denkmalschutzes weitergeht. Außerdem stecken wir mitten im Umbau unseres Gründerzentrums Technologiefabrik.

WirtschaftsKRAFTplus: Welche Ziele haben Sie in näherer Zukunft?

Dr. Rudolph: Es stehen innerhalb der IHK zwei Projekte in den Startlöchern, in denen es um eine Verbesserung unserer Serviceleistungen und um die Sichtbarkeit der IHK bei unseren Betrieben geht. Außerdem arbeite ich gemeinsam mit meinem gesamten Team an einer steten Verbesserung unserer Unternehmenskultur.

WirtschaftsKRAFTplus: Was treibt Sie an?

Dr. Rudolph: Mich treibt vor allem der Wunsch an, Rahmenbedingungen zu verbessern, sowohl intern als auch extern. Mir ist es wichtig, genau zuzuhören, wo bei den Mitarbeitenden der Schuh drückt oder wie wir die Unternehmen noch besser unterstützen können.

WirtschaftsKRAFTplus: Wie sieht Ihr Alltag in der Regel aus?

Dr. Rudolph: Aufstehen, den Kindern das Frühstück zubereiten, mich ins Auto setzen, im Stau auf und nach der Rheinbrücke stehen, Austauschgespräche mit den einzelnen Geschäftsbereichen führen, Unternehmerinnen und Unternehmer besuchen, bei Kommunen oder Politik die Interessen der Betriebe vertreten, mich wieder ins Auto setzen, mit der Familie zu Abend essen und einen Spaziergang mit meiner Frau machen.

WirtschaftsKRAFTplus: Was bewegt Sie sonst noch; was möchten Sie uns sonst noch mitteilen?

Dr. Rudolph: Ich kann nur sagen, ich bin sehr glücklich, eine Aufgabe gefunden zu haben, in der ich Dinge verändern und bewegen kann. Privat bin ich glücklicher Familienvater und hoffe, dass ich meine drei Kinder gesund und glücklich durch die Pubertät lotsen kann.

Die Fragen stellte Jennifer Warzecha.

Jetzt Newsletter abonnieren und von vielen Vorteilen profitieren!