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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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„Größte Digitalisierung der Weltgeschichte“

Corona legt laut Wirtschaftsverband wvib „schwarze Flecken“ der Datenübertragung offen - Unternehmen der Schwarzwald-Region besonders vom Export abhängig
wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer (links) und wvib-Präsident Thomas Burger legten die Ergebnisse einer Konjunkturumfrage unter den Mitgliedsbetrieben des Wirtschaftsverbandes industrieller Unternehmen Baden vor. © Gerd Lache

Gerd Lache

„Es gibt bei der Datenübertragung noch dunkle Flecken auf der Karte, wo kein Homeoffice möglich ist. Hier ist die Politik dringend gefordert nachzubessern.“
Thomas Burger, wvib-Präsident

„Kaum eine Region der Welt ist global so eng vernetzt wie der Schwarzwald. Ein Stocken der Lieferketten trifft uns ins Mark“, macht Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes industrieller Unternehmen Baden (wvib), deutlich. Angesichts des hohen Exportanteils nütze es wenig, wenn Deutschland die Situation vergleichsweise gut bewältige, sich aber in anderen Teilen der Erde die Lage verschärfe. Allerdings lenke die Pandemie von anderen Herausforderungen ab, etwa von Themen wie Brexit, Umweltschutz und Handelskrieg.

Knapp 70 Prozent der Wertschöpfung generierten die Schwarzwaldunternehmen außerhalb von Deutschland. Unter den rund 1500 weltweiten Niederlassungen der Mitgliedsbetriebe mit insgesamt mehr als 100.000 Beschäftigten gehörten die USA und China zu den größten. Deshalb blickt der wvib-Hauptgeschäftsführer mit Sorge auf den Zwist „zwischen der nachlassenden Nummer eins USA und der wachsenden Nummer zwei China“. Die Volksrepublik vertrete  ihre Interessen selbstbewusst und mit einer gewissen Überheblichkeit, resümiert wvib-Präsident Thomas Burger aus einer Begegnung mit dem chinesischen Botschafter. „Da ist so viel Dynamik drin. China drückt seinen Willen ohne Rücksicht auf Verluste durch.“ Deutschland könne diesem mächtigen Wirtschaftspartner nicht alleine auf Augenhöhe begegnen, „das muss auf EU-Ebene geschehen“. Bei einem eskalierenden Handelskrieg sei vor allem die Wirtschaft in Baden-Württemberg stark betroffen.

Unterdessen hat der wvib durch die Corona-Einschränkungen laut Hauptgeschäftsführer Münzer „den größten  Digitalisierungskurs der Weltgeschichte erlebt“. Ein Phänomen, das dem Präsidenten zufolge „jedes Unternehmen erfasst hat“. Wo möglich, wurde auf digitale Heimarbeit umgestellt. Gleichzeitig hat die Digitalisierungswelle aber auch gezeigt, so Thomas Burger: „Es gibt bei der Datenübertragung noch dunkle Flecken auf der Karte, wo kein Homeoffice möglich ist. Hier ist die Politik dringend gefordert nachzubessern.“

Im ersten Halbjahr 2020 ist laut einer Konjunkturumfrage unter den 1000 wvib-Mitgliedsbetrieben der Umsatz bei 80 Prozent der Unternehmen um durchschnittlich 12 Prozent gesunken, teilte der Verband bei einer Hybrid-Pressekonferenz (Digital und Präsenz) mit. Erstmals seit der Finanzkrise 2009 sei der Beschäftigungsmotor ins Stocken geraten. Bei der Hälfte der 400 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten, ist die Mitarbeiterzahl gesunken, knapp ein Viertel legte beim Personalstand zu. Allerdings prognostizierte der wvib auch im Hinblick auf mögliche Insolvenzen und den Strukturwandel in der Automobilindustrie: „Weiterer Personalabbau steht bevor.“  

Ein Abwärtstrend bei der konjunkturellen Entwicklung zeichnete sich bereits im Vorjahr ab, wie Münzer hervorhob. Insofern seien die Unternehmen nach 10 Jahren fast ununterbrochenem Wirtschaftswachstums „auf die Krise vorbereitet“ gewesen. Dennoch: „Der Corona-Schock wird uns noch viele Monate begleiten.“

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