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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Green Deel und EU-Taxonomie haben Auswirkungen auf jedes Unternehmen in der Region

Die Info-Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald stieß auf große Resonanz. Wie ein roter Faden zog sich ein Wort von Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, durch die mit mehr als 65 Teilnehmenden gut besuchten Veranstaltung: „Unsere Welt braucht Klimamaßnahmen an allen Fronten: alles, überall und auf einmal“. Auch Carl Christian Hirsch, Mitglied der Geschäftsleitung der IHK Nordschwarzwald, fand in seiner Begrüßung deutliche Worte.
Von links: Carl Christian Hirsch (IHK Nordschwarzwald), Markus Brücker (Spaderna, Brücker & Cie.), Dr. Moritz Krahl (Hochdorfer Kronenbrauerei), Manja Hies (J. Schmalz GmbH), Dr. Sebastian Bolay (DIHK). Foto: IHK Nordschwarzwald

10.05.2023

Um die existenziell notwendigen Veränderungen zum Schutz unserer Umwelt und des Klimas in die Umsetzung zu bekommen, hat die Europäische Union Ende 2019 den Green Deal verabschiedet. Die Vorgabe lautet: Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2050. Die Bundesregierung hat die Frist inzwischen auf das Jahr 2045 verkürzt.

Carl Christian Hirsch, Mitglied der Geschäftsleitung der IHK Nordschwarzwald

Konkrete Richtlinien für alle Unternehmen sind in den Verordnungen zur EU-Taxonomie festgelegt, in denen aufgezeigt wird, welche Aktivitäten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. „Dazu möchten wir mit dieser Info-Veranstaltung ausführlich informieren. Sie stellt einen Auftakt zu weiteren Veranstaltungsformaten dar, mit denen wir die Unternehmen bei der Umsetzung der Vorgaben praxisnah begleiten möchten“, so Hirsch.

Dr. Sebastian Bolay, Bereichsleiter Umwelt und Energie der Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) K.d.ö.R., zeigte in seinem Einführungsreferat den Gesamtzusammenhang auf. Über eine Vielzahl von Verordnungen, Gesetzen und in Arbeit befindlicher Gesetzesvorschläge wird der Druck auf die Unternehmen, ihre geschäftlichen Aktivitäten und auch ihr Geschäftsmodell auf die Nachhaltigkeit auszurichten, immer größer. Abwarten ist schon lange keine Option mehr, so Dr. Bolay.

Die konkreten Auswirkungen und auch Lösungsansätze der verbindlichen ESG-Ziele zeigte im Anschluss Markus Brücker, Mitinhaber der Spaderna, Brücker & Cie. auf, wobei ,ESG‘ für Environmental, Social und Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) steht und ein umfassendes Zielsystem zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen vorgibt. Es sind zukünftig nicht nur die unmittelbar auf die Umwelt abzielenden Aktivitäten der Unternehmen auszuweisen. Unter die sozialen Aspekte fallen etwa Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter oder die Arbeitsstandards in der Lieferkette. Unter ,Aspekte der Unternehmensführung‘ fallen die Unternehmensethik, Korruption und politische Instabilität sowie Steuertransparenz. Oliver Laukel stellte im Anschluss das bedienerfreundliche und kostenfreie Internettool ,EcoCockpit‘ der deutschen Industrie- und Handelskammern vor. Damit kann in wenigen Schritten und unter Einbindung von anerkannten Referenzwerten der CO2-Abdruck des Unternehmens und einzelner Produkte ermittelt werden. So wird auch schnell deutlich, wo die CO2-Hotspots eines Unternehmens zu finden sind. „CO2-arme Produkte sind in der Regel auch kostengünstiger“, schloss Laukel seine Ausführungen.

Den Abschluss bildeten zwei Unternehmensberichte. Manja Hies, verantwortlich für die Nachhaltigkeit bei der J. Schmalz GmbH in Glatten, ein Unternehmen mit weltweit über 3.000 Mitarbeitern, zeigte anhand von vielen Beispielen auf, wie CO2-Neutralität schon heute erreicht werden kann. Dennoch stelle die EU-Klassifizierung, die sich zum einen durch regelmäßige Anpassungen und Verschärfungen auszeichnet, sowie zum anderen Vorgaben über die Treibhausgasneutralität hinaus spezifiziert, auch für ihr Unternehmen eine große Herausforderung dar, so Hies. Den Abschluss machte Dr. Moritz Krahl von der Hochdorfer Kronenbrauerei. Auch dieses Unternehmen hat es bereits geschafft seine Produkte CO2-neutral herzustellen. Dies führe allerdings nicht zu einem Ausruhen auf dem bisher Erreichten: Mit der Erweiterung der PV-Anlage und der Einführung der Leadity-App, einem speziell auf Brauereien ausgerichteter Internet-Tool zur Steuerung und Dokumentation der nachhaltigen Unternehmensentwicklung, stehen die nächsten Projekte bereits auf dem Programm, führte Dr. Krahl aus.

Im Foyer standen dann Vertreter der beiden größten Regionalbanken, der Sparkasse Pforzheim Calw und der Volksbank pur, die Kooperationspartner der Veranstaltung waren, den Teilnehmern für Fragen, wie sich die Vorgaben in der konkreten Zusammenarbeit auswirken werden, Rede und Antwort. Denn nicht nur die großen Unternehmenskunden der regionalen Wirtschaft sind verpflichtet, den CO2-Abdruck ihrer Vorprodukte in ihren Bericht aufzunehmen. Auch die Kreditinstitute müssen in ihrem jährlichen Bericht aufführen, welcher Anteil der vergebenen Kredite in nachhaltige Investitionen und Produkte geflossen ist.

(pm)

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