Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
07.02.2023
Die Geschichte beginnt so: Vier junge Leute treffen sich während der Coronazeit ab und zu und kochen gemeinsam – meist vegan, weil das der kleinste gemeinsame Nenner ist. Auf den Tisch kommen auch vegane Burger Patties und andere Fertigprodukte. Die Freunde stört allerdings der viele Verpackungsmüll und dass die Zutaten oft aus dem Chemiebaukasten stammen. Die junge Volkswirtin und Hobbyköchin Bianca Blum kommt auf den Gedanken: „Was ich im Supermarkt kaufen kann, das kann ich doch bestimmt auch selbst machen.“
Die Grundidee von Sin Carne Schwarzwald ist geboren: handwerklich hergestellte pflanzliche Alternativen zu Fleischspezialitäten
„Uns geht es darum, Köchinnen wie Konsumenten ein zu Fleisch gleichwertiges Produkt anzubieten“, erzählt Bianca Blum, die Sin Carne Schwarzwald – wie die drei anderen aus dem Gründungsteam – bislang noch nebenberuflich stemmt.
Das Besondere an Sin Carne ist, dass die veganen Produkte ohne Geschmacksverstärker, Stabilisatoren oder Emulgatoren auskommen – stattdessen experimentiert die Manufaktur mit Gewürzen, Weizenprotein und Hülsenfrüchten. Auch in einigen regionalen Supermärkten kann man die Kreationen kaufen, aber vor allem bereichert das kleine Unternehmen seit einem Jahr die Restaurantlandschaft in Freiburg. So gibt es zum Beispiel nun bei „Omas Küche“ Bächle-Bouletten ohne Fleisch und in den Restaurants des Traditionshauses Schloss Reinach veganes Schlossberg-Filet. Geschäftsführer Johannes Gessler freut sich über die Kooperation: „Sin Carne Schwarzwald machen genau das, was wir immer gesucht haben.“
Veganer dürfen auch Lust auf Deftiges haben
Gerne und leidenschaftlich diskutiert Bianca Blum mit den Freiburger Gastronomen, mit Köchinnen und im Freundeskreis darüber, ob Veganer überhaupt Speisen brauchen, die an Fleisch erinnern. Nach dem Motto: Wer sich pflanzlich ernährt, soll doch bitte schön mit Gemüse, Obst und Nüssen zufrieden sein. „Ich finde es total übergriffig, wenn Leute Veganern vorschreiben wollen, ob sie Sachen essen möchten, die nach Fleisch schmecken. Wer sich vegan ernährt, der trifft doch meist eine ethische Entscheidung, der darf doch trotzdem Lust auf Deftiges haben.“ Außerdem seien die AdressatInnen ihrer Produkte nicht unbedingt durchweg vegan essende Menschen: „Oft sind das doch einfach Leute, die nur jetzt gerade kein Rind, Schwein oder Fisch bestellen möchten. Aus gesundheitlichen Gründen. Wegen des Tierschutzes. Oder weil es ja zweifellos viel besser fürs Klima ist. Und wir wollen diesen Menschen gerne das Erlebnis schenken, das sie haben möchten.“
Es geht nicht ums Imitieren
Mitgründer und Ernährungscoach Matthias Türk ergänzt: „Es geht uns nicht darum, Fleisch nachzumachen. Aber die üblichen Fleischnamen geben wir den Kreationen schon. Die Leute wären irritiert, wenn da statt Boulette ,rundes, pflanzliches Stück‘ stehen würde. Alle Studien sagen, dass es schwierig ist, veganen Produkten neue Namen zu geben. Und wozu auch?“
Wer meckern will, der findet immer etwas, meint Reinach-Geschäftsführer Johannes Gessler. Für ihn passt alles. Er arbeitet gerne mit der Manufaktur zusammen. Da gibt’s keine Lieferkettenprobleme. Im Gegenteil: „Wenn wir uns mal verplanen, bringen Bianca und Matthias auch sonntags Currywürste vorbei.“
pm/tm
07.02.2023
Die Geschichte beginnt so: Vier junge Leute treffen sich während der Coronazeit ab und zu und kochen gemeinsam – meist vegan, weil das der kleinste gemeinsame Nenner ist. Auf den Tisch kommen auch vegane Burger Patties und andere Fertigprodukte. Die Freunde stört allerdings der viele Verpackungsmüll und dass die Zutaten oft aus dem Chemiebaukasten stammen. Die junge Volkswirtin und Hobbyköchin Bianca Blum kommt auf den Gedanken: „Was ich im Supermarkt kaufen kann, das kann ich doch bestimmt auch selbst machen.“
Die Grundidee von Sin Carne Schwarzwald ist geboren: handwerklich hergestellte pflanzliche Alternativen zu Fleischspezialitäten
„Uns geht es darum, Köchinnen wie Konsumenten ein zu Fleisch gleichwertiges Produkt anzubieten“, erzählt Bianca Blum, die Sin Carne Schwarzwald – wie die drei anderen aus dem Gründungsteam – bislang noch nebenberuflich stemmt.
Das Besondere an Sin Carne ist, dass die veganen Produkte ohne Geschmacksverstärker, Stabilisatoren oder Emulgatoren auskommen – stattdessen experimentiert die Manufaktur mit Gewürzen, Weizenprotein und Hülsenfrüchten. Auch in einigen regionalen Supermärkten kann man die Kreationen kaufen, aber vor allem bereichert das kleine Unternehmen seit einem Jahr die Restaurantlandschaft in Freiburg. So gibt es zum Beispiel nun bei „Omas Küche“ Bächle-Bouletten ohne Fleisch und in den Restaurants des Traditionshauses Schloss Reinach veganes Schlossberg-Filet. Geschäftsführer Johannes Gessler freut sich über die Kooperation: „Sin Carne Schwarzwald machen genau das, was wir immer gesucht haben.“
Veganer dürfen auch Lust auf Deftiges haben
Gerne und leidenschaftlich diskutiert Bianca Blum mit den Freiburger Gastronomen, mit Köchinnen und im Freundeskreis darüber, ob Veganer überhaupt Speisen brauchen, die an Fleisch erinnern. Nach dem Motto: Wer sich pflanzlich ernährt, soll doch bitte schön mit Gemüse, Obst und Nüssen zufrieden sein. „Ich finde es total übergriffig, wenn Leute Veganern vorschreiben wollen, ob sie Sachen essen möchten, die nach Fleisch schmecken. Wer sich vegan ernährt, der trifft doch meist eine ethische Entscheidung, der darf doch trotzdem Lust auf Deftiges haben.“ Außerdem seien die AdressatInnen ihrer Produkte nicht unbedingt durchweg vegan essende Menschen: „Oft sind das doch einfach Leute, die nur jetzt gerade kein Rind, Schwein oder Fisch bestellen möchten. Aus gesundheitlichen Gründen. Wegen des Tierschutzes. Oder weil es ja zweifellos viel besser fürs Klima ist. Und wir wollen diesen Menschen gerne das Erlebnis schenken, das sie haben möchten.“
Es geht nicht ums Imitieren
Mitgründer und Ernährungscoach Matthias Türk ergänzt: „Es geht uns nicht darum, Fleisch nachzumachen. Aber die üblichen Fleischnamen geben wir den Kreationen schon. Die Leute wären irritiert, wenn da statt Boulette ,rundes, pflanzliches Stück‘ stehen würde. Alle Studien sagen, dass es schwierig ist, veganen Produkten neue Namen zu geben. Und wozu auch?“
Wer meckern will, der findet immer etwas, meint Reinach-Geschäftsführer Johannes Gessler. Für ihn passt alles. Er arbeitet gerne mit der Manufaktur zusammen. Da gibt’s keine Lieferkettenprobleme. Im Gegenteil: „Wenn wir uns mal verplanen, bringen Bianca und Matthias auch sonntags Currywürste vorbei.“
pm/tm
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