Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
21.05.2024
von Sandra Gallian
Necmettin Uzundere (59) arbeitet seit knapp 40 Jahren bei der Pforzheimer Müllabfuhr, er sagt er könne sich keinen besseren Job vorstellen. „Man ist immer an der frischen Luft und bleibt fit.” Münür Colak (52) , der seit 22 Jahren mit dabei ist, lacht und nickt. „Man spart sich sogar das Fitness Studio!” Die Müllabfuhr ist eine unschätzbare und oft übersehene Säule der Gesellschaft, die weit mehr ist als nur ein Dienst zur Entsorgung von Abfällen.
An einem Samstag Morgen um 11 Uhr werde ich vom Betriebsleiter der Veolia Region Süd, Fritz Metzler, in der Zentrale des Unternehmens Veolia begrüßt. Das Unternehmen ist für die Müllentsorgung der Stadt zuständig. Zuerst überreicht mir Metzler Sicherheitsschuhe in Gr. 37. „Die haben wir extra für Sie bestellt, die dürfen Sie behalten.” Zusätzlich werde ich noch mit einer orangefarbenen Warnweste, einem Helm sowie Handschuhen ausgestattet. Im Anschluss erhalte ich noch ein paar wichtige Instruktionen rund um das Thema Mitfahrt auf dem Trittbrett, dann kann es losgehen.
Necmettin Uzundere und Münür Colak nehmen mich am Fahrzeug in Empfang. Die Männer sind seit 6.00 Uhr bei der Arbeit und haben schon eine 4,5-stündige Tour hinter sich. Nach einer wohlverdienten Pause starten wir zu dritt in die zweite Runde.
Insgesamt 800 Mülltonnen müssen bei der Tour geleert werden. Fünf unterschiedliche Touren fährt Uzundere pro Woche. Er kennt sie alle aus dem Effeff.
Ein eingespieltes Team. Wenn die großen Mülltonnen mit 1110 Litern Fassungsvermögen entleert werden müssen packen beide Männer mit an.
Einige Mülltonnen stehen in Hinterhöfen, Kellern oder Boxen. Dafür hat Colak einen großen Schlüsselbund dabei. Er weiss genau, welcher Schlüssel zu welchem Schloss passt.
Uzundere manövriert den Wagen mit der Unterstützung von Colak routiniert und sicher auch rückwärts in jede noch so enge Einfahrt. Aber manchmal wird es selbst für den erfahrenen Fahrer zu eng. Problematisch sei es, wenn ein Auto eine Straße oder Einfahrt zugeparkt hat, berichtet er. Diesen Fall erleben wir tatsächlich in den nächsten Minuten. Es ist wichtig, solche Vorfälle mit dem Handy festzuhalten, um zu dokumentieren, warum eine Mülltonne nicht geleert werden kann. An diesem Tag haben wir Glück, der Fahrzeughalter kommt und fährt den Wagen beiseite.
Mülltonne um Mülltonne wird von der Fahrzeugautomatik in den Müllwagen gehoben. Im Wageninneren ist eine Presse eingebaut, die den Müll zusammenpresst. Der Laderaum fasst rund 10 Tonnen Müll. Insgesamt entsorgen in Pforzheim vier solcher LKWs an fünf Tagen pro Woche den Hausmüll und zwei weitere Fahrzeuge den Biomüll.
Während der Tour werden die Männer von vielen freundlichen Menschen begrüßt. Einwohner winken ihnen zu und helfen aktiv dabei, ihre Mülltonnen zum Müllfahrzeug zu bringen. Gelegentlich finden sie sogar Zeit für einen kurzen Plausch. Colak erzählt von einem berührenden Gespräch mit einer älteren Dame, deren Tochter erkrankt ist; er spricht ihr Mitgefühl und Trost zu. Die Müllwerker stehen selten unter Zeitdruck, dank guter Organisation und routinierter Kollegen. Sie schaffen ihre Touren in der Regel pünktlich und hatten bisher Glück, keine Arbeitsunfälle zu erleiden. Uzundere erinnert sich nur lachend daran, einmal geblitzt worden zu sein. Nach drei Stunden ist die gemeinsame Tour beendet. Der Müll wird zur Umladestation Hohberg gefahren und gewogen.
Ein voll beladener Müllwagen wiegt in etwa 25 Tonnen. Abzüglich des Eigengewichts des Wagens kommen bei dieser Tour rund 10 Tonnen Müll auf die Waage.
Von der Umladestation wird der Müll in Müllverbrennungsanlagen wie beispielsweise in das Restmüllheizkraftwerk nach Böblingen oder das Müllheizkraftwerk in Mannheim transportiert. Biomüll wird in die Vergärungsanlage der Bioenergie nach Freudenstadt gebracht.
Im Jahr 2023 hat jeder Einwohner der Goldstadt etwa 140 kg Hausmüll produziert. „Die Mülltrennung bedarf weiterer Verbesserung“, sagt Betriebsleiter Fritz Metzler. In den Restmüll gehört u.a. nur, was weder Leichtverpackung, Bioabfall noch Papier ist. Wenn alle ihre Mülltrennung etwas sorgfältiger durchführen würden, ließe sich sicherlich die Müllmenge in der Stadt Pforzheim weiter reduzieren.
Alle Fotos: Sandra Gallian
21.05.2024
von Sandra Gallian
Necmettin Uzundere (59) arbeitet seit knapp 40 Jahren bei der Pforzheimer Müllabfuhr, er sagt er könne sich keinen besseren Job vorstellen. „Man ist immer an der frischen Luft und bleibt fit.” Münür Colak (52) , der seit 22 Jahren mit dabei ist, lacht und nickt. „Man spart sich sogar das Fitness Studio!” Die Müllabfuhr ist eine unschätzbare und oft übersehene Säule der Gesellschaft, die weit mehr ist als nur ein Dienst zur Entsorgung von Abfällen.
An einem Samstag Morgen um 11 Uhr werde ich vom Betriebsleiter der Veolia Region Süd, Fritz Metzler, in der Zentrale des Unternehmens Veolia begrüßt. Das Unternehmen ist für die Müllentsorgung der Stadt zuständig. Zuerst überreicht mir Metzler Sicherheitsschuhe in Gr. 37. „Die haben wir extra für Sie bestellt, die dürfen Sie behalten.” Zusätzlich werde ich noch mit einer orangefarbenen Warnweste, einem Helm sowie Handschuhen ausgestattet. Im Anschluss erhalte ich noch ein paar wichtige Instruktionen rund um das Thema Mitfahrt auf dem Trittbrett, dann kann es losgehen.
Necmettin Uzundere und Münür Colak nehmen mich am Fahrzeug in Empfang. Die Männer sind seit 6.00 Uhr bei der Arbeit und haben schon eine 4,5-stündige Tour hinter sich. Nach einer wohlverdienten Pause starten wir zu dritt in die zweite Runde.
Insgesamt 800 Mülltonnen müssen bei der Tour geleert werden. Fünf unterschiedliche Touren fährt Uzundere pro Woche. Er kennt sie alle aus dem Effeff.
Ein eingespieltes Team. Wenn die großen Mülltonnen mit 1110 Litern Fassungsvermögen entleert werden müssen packen beide Männer mit an.
Einige Mülltonnen stehen in Hinterhöfen, Kellern oder Boxen. Dafür hat Colak einen großen Schlüsselbund dabei. Er weiss genau, welcher Schlüssel zu welchem Schloss passt.
Uzundere manövriert den Wagen mit der Unterstützung von Colak routiniert und sicher auch rückwärts in jede noch so enge Einfahrt. Aber manchmal wird es selbst für den erfahrenen Fahrer zu eng. Problematisch sei es, wenn ein Auto eine Straße oder Einfahrt zugeparkt hat, berichtet er. Diesen Fall erleben wir tatsächlich in den nächsten Minuten. Es ist wichtig, solche Vorfälle mit dem Handy festzuhalten, um zu dokumentieren, warum eine Mülltonne nicht geleert werden kann. An diesem Tag haben wir Glück, der Fahrzeughalter kommt und fährt den Wagen beiseite.
Mülltonne um Mülltonne wird von der Fahrzeugautomatik in den Müllwagen gehoben. Im Wageninneren ist eine Presse eingebaut, die den Müll zusammenpresst. Der Laderaum fasst rund 10 Tonnen Müll. Insgesamt entsorgen in Pforzheim vier solcher LKWs an fünf Tagen pro Woche den Hausmüll und zwei weitere Fahrzeuge den Biomüll.
Während der Tour werden die Männer von vielen freundlichen Menschen begrüßt. Einwohner winken ihnen zu und helfen aktiv dabei, ihre Mülltonnen zum Müllfahrzeug zu bringen. Gelegentlich finden sie sogar Zeit für einen kurzen Plausch. Colak erzählt von einem berührenden Gespräch mit einer älteren Dame, deren Tochter erkrankt ist; er spricht ihr Mitgefühl und Trost zu. Die Müllwerker stehen selten unter Zeitdruck, dank guter Organisation und routinierter Kollegen. Sie schaffen ihre Touren in der Regel pünktlich und hatten bisher Glück, keine Arbeitsunfälle zu erleiden. Uzundere erinnert sich nur lachend daran, einmal geblitzt worden zu sein. Nach drei Stunden ist die gemeinsame Tour beendet. Der Müll wird zur Umladestation Hohberg gefahren und gewogen.
Ein voll beladener Müllwagen wiegt in etwa 25 Tonnen. Abzüglich des Eigengewichts des Wagens kommen bei dieser Tour rund 10 Tonnen Müll auf die Waage.
Von der Umladestation wird der Müll in Müllverbrennungsanlagen wie beispielsweise in das Restmüllheizkraftwerk nach Böblingen oder das Müllheizkraftwerk in Mannheim transportiert. Biomüll wird in die Vergärungsanlage der Bioenergie nach Freudenstadt gebracht.
Im Jahr 2023 hat jeder Einwohner der Goldstadt etwa 140 kg Hausmüll produziert. „Die Mülltrennung bedarf weiterer Verbesserung“, sagt Betriebsleiter Fritz Metzler. In den Restmüll gehört u.a. nur, was weder Leichtverpackung, Bioabfall noch Papier ist. Wenn alle ihre Mülltrennung etwas sorgfältiger durchführen würden, ließe sich sicherlich die Müllmenge in der Stadt Pforzheim weiter reduzieren.
Alle Fotos: Sandra Gallian
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