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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Fachkräftemangel bleibt größte Herausforderung für Unternehmen in der Region

Die aktuelle Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald zeigt, dass die Wirtschaft in der Region trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin robust ist.
Die Präsidentin der IHK Nordschwarzwald, Claudia Gläser, fordert mehr Tempo für ausreichend Fachkräfte. Foto: IHK Nordschwarzwald

11.07.2023

Während 37 Prozent der Unternehmen von etwas schlechteren Geschäften im Vergleich zum Jahresbeginn berichten, gibt es nur noch fünf Prozent, die von einer schlechten Geschäftslage sprechen. Der Anteil der Unternehmen, die von einer befriedigenden Geschäftslage sprechen, ist auf 58 Prozent gestiegen. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind positiv, da mehr Unternehmen steigende Auftragseingänge, Umsätze und Exporte erwarten. Das das Ergebnis der Befragung unter rund 250 Unternehmen in der Region.

Optimismus trotz großer Risiken

Die regionalen Firmen bewerten ihre gegenwärtige Geschäftslage damit sehr ähnlich wie der Durchschnitt der Unternehmen auf Landesebene. Dort geben 40 Prozent die Lage mit gut, 49 Prozent mit befriedigend und zehn Prozent mit schlecht an. Was im Nordschwarzwald zuversichtlich stimmt, sind die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate: Mit 26 Prozent gibt eine doppelt so große Zahl an Unternehmen wie zu Jahresbeginn an, dass sie einen steigenden Auftragseingang verbuchen. 35 Prozent – und damit sechs Prozent mehr als zu Jahresbeginn – erwarten steigende Umsätze. 38 Prozent rechnen mit steigenden Exporten. Dieser Wert ist mehr als ein Drittel höher als zu Jahresbeginn. Doch die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens werden weiter hoch bewertet: auf Platz 1 landen die Energie- und Rohstoffpreise zusammen mit dem Fachkräftemangel, gefolgt von geringerer Inlandsnachfrage und hohen Arbeitskosten. An Bedeutung gewinnt bei den Risiken die Finanzierungsfrage. Hier hat sich die Anzahl der Benennung als Risiko verdoppelt.

IHK-Präsidentin fordert mehr Tempo für ausreichend Fachkräfte

„Es ist bedenklich, dass bei allen geopolitischen Spannungen es der Fachkräftemangel ist, der in allen Branchen die Geschäftserwartungen am stärksten eintrübt. Aus Sicht der Wirtschaft ist die am Freitag im Bundestag beschlossene Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt ist Tempo in der Umsetzung gefragt, damit die Vereinfachungen sich auch in der Verwaltungspraxis positiv auswirken.“ kommentiert IHK-Präsidentin Claudia Gläser.

„Das bei der IHK angesiedelte Welcome Center Nordschwarzwald weiß aus erster Hand, wie lange die Verfahren zur Gewinnung von internationalen Fachkräften dauern können und vor welchen Problemen die Unternehmen dabei stehen. Die Wirtschaft unternimmt große Anstrengungen. Sie zeigt auch im Bereich der dualen Ausbildung sowie der beruflichen Weiterbildung großes Engagement. Das Angebot an Veranstaltungen zur Berufsorientierung für Jugendliche ist in Pforzheim, dem Enzkreis und im Süden der Region auf Rekordniveau. Doch die Demographie schlägt nun voll zu. Dennoch kann die IHK zum 31.05.2023 1,9 Prozent mehr eingetragene Ausbildungsverträge verbuchen als zum Vorjahr. Zusätzlich bringen wir unsere Unternehmen mit neuen, innovativen Formaten – wie dem Fachkräfte-Speeddating des Landkreises Freudenstadt oder dem Fachkräftestandortprojekt mehrerer Arbeitgeber im Landkreis Calw – gezielt in Stellung, um Fachkräfte auch aus anderen Regionen zu gewinnen.“, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub.

Weniger Fachkräfte und hohe Inflation drücken auf Erträge und Investitionen

Ein geringeres Fachkräfteangebot sowie eine Inflationsrate von im Mai noch über sechs Prozent drücken aber auch merklich auf die Ertragslage der Unternehmen und hemmen die Investitionsbereitschaft spürbar.

Bereits zu Jahresbeginn 2023 zeigten die Rückmeldungen der Unternehmen die schwierige Ertragslage vieler. Aktuell bewertet nur noch ein Viertel der Unternehmen die Ertragslage als „gut“ (Jahresbeginn 2023: 35 Prozent) und 21 Prozent als „schlecht“ (Jahresbeginn 2023: 13 Prozent). Bei den Hauptmotiven für Inlandsinvestitionen hat neben der Schaffung von Ersatzbedarf das Motiv „Umweltschutz/Energieeffizienz“ die „Digitalisierung“ mittlerweile auf Platz eins abgelöst. Im Vergleich zum Frühsommer 2022 erwarten ein Jahr später nur noch 22 Prozent zunehmende Inlandsinvestitionen. Das sind zehn Prozent weniger. Etwas über 50 Prozent erwarten ein gleichbleibendes Investitionsniveau und 21 Prozent gehen von abnehmenden Investitionen aus. 2022 lag der Wert nur bei 10 Prozent. „Die Zusammenhänge liegen auf der Hand: Schlechtere Ertragslage bedeutet Investitionszurückhaltung und das trotz umfangreichen Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz. Die Unternehmen brauchen nun einmal mehr Planungssicherheit für ihre Investitionen“, so IHK-Präsidentin Gläser.

Lage in ausgewählten Wirtschaftszweigen

Verarbeitendes Gewerbe

In der Industrie der Region ist die Stimmung nach wie vor positiv. 44 Prozent berichten von gut laufenden Geschäften, weitere 45 Prozent noch von einer befriedigenden Situation. Die Umsätze mit dem Ausland haben sich dabei gleich gut entwickelt wie mit dem Inland. Die Kapazitätsauslastung ist noch höher als zu Jahresbeginn und nunmehr bei 87 Prozent, wobei die Werte zum Auftragseingang im Vergleich zu Anfang 2023 leicht fallend sind: Ein Drittel der Betriebe verbucht aktuell einen geringeren Auftragseingang.

Tourismus

Im Tourismusgewerbe der Region ist die Stimmung stabil auf gutem Niveau. Bei 57 Prozent ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen, bei 29 Prozent zumindest gleichgeblieben. Gleichwohl wird die Ertragslage vor dem Hintergrund der Inflation nur von 40 Prozent als gut bewertet, wobei die verbleibenden 60 von einer zumindest befriedigenden Ertragssituation sprechen.

Handel & Dienstleistungen

Im regionalen Handel und im Dienstleistungsbereich ist die wirtschaftliche Lage relativ stabil. 65 Prozent sprechen von einer „befriedigenden Geschäftslage“, 35 Prozent von einer guten. Während der Umsatz bei 42 Prozent gleichgeblieben, bei 39 Prozent gestiegen und bei 20 Prozent gefallen ist, zeigt sich bei der Ertragslage die viele Branchen betreffende Situation: Für 12 Prozent ist die Ertragslage „schlecht“, für 69 Prozent „befriedigend“ und nur für 20 Prozent gut – wobei keines der antwortenden Handelsunternehmen die Ertragslage als „gut“ bezeichnete. Die stärksten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen dieser Branche sind auch hier neben der Inlandsnachfrage und den Energiepreisen vor allem der Fachkräftemangel.

pm

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