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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Ettlingen: Fleisch im Schaukasten – Ein Genuss mit Botschaft

Inmitten der Fußgängerzone von Ettlingen zieht ein auffälliger Glaskühlschrank in der Ratsstuben neugierige Blicke auf sich. Der maßgefertigte, 60.000 Euro teure Kühlschrank, der in Italien speziell für das gehobene Restaurant von Inhaber Leonhard Bader angefertigt wurde, ist mehr als nur ein Blickfang: Er ist ein Statement. Im Inneren hängen gut gereifte Dry Aged Fleischstücke, die nicht nur den Gästen ein visuelles Erlebnis bieten, sondern auch als Kunstwerk betrachtet werden können.
Restaurantchef und Spitzenkoch Leonhard Bader steht auf gutes Fleisch. In den Ratsstuben in Ettlingen setzt er ein Statement für bewussten Fleischkonsum und Qualität statt Masse. Foto: Sandra Gallian

18.11.2024

von Sandra Gallian

Spitzenküche zwischen Tradition und Innovation

Für Leonhard Bader ist dies jedoch mehr als bloße Schau – es geht ihm darum, bewussten Fleischkonsum und Qualität zu fördern. Bader ist ein Mann der Spitzenküche, dessen beruflicher Weg ihn an renommierte Stationen führte: vom Hotel Bayerischer Hof in München über das Adlon in Berlin bis hin zum Jumeirah Beach Hotel in Dubai. Sein Streben nach Qualität führte ihn zurück nach Deutschland, wo er in der Villa Hammerschmiede seinen ersten Michelin-Stern erkochte. Seit 2021 betreibt er das Restaurant „Die Ratsstuben“ in Ettlingen, das er trotz seiner Bodenständigkeit auf kulinarische Höhen heben will. Seine Gerichte sind keine Chichi-Kreationen, sondern zeugen von purer Handwerkskunst und fachlicher Raffinesse.

Leonhard Bader vor seinem Fleischkühlschrank im Restaurant Ratstuben in Ettlingen.

Ein Zeichen gegen den Massenkonsum

Mit seinem Dry Aged Fleischschrank möchte Bader ein Zeichen setzen. „Ich möchte den Gästen vor Augen führen, wie und wo unser Fleisch herkommt und sie mit einer anderen Sicht auf den Fleischkonsum konfrontieren“, erklärt er. In einer Zeit, in der der Massenkonsum von Billigfleisch allgegenwärtig ist, will er mit Qualität und Transparenz punkten. Die Gäste reagieren positiv, sind beeindruckt und neugierig, berichtet Bader. „Statt zu urteilen, fragen sie nach – wie lange der Reifeprozess dauert, woher das Fleisch stammt. Es entstehen Gespräche und ein echtes Interesse am Produkt“, sagt er.

Viel Kunst hängt in den stilvoll gestalteten Räumen der Ratsstuben.

Qualität als oberstes Gebot

Sein Fleisch bezieht Bader von der Müller-Gruppe und einem Lieferanten aus Bayern, mit dem er langjährige Freundschaften pflegt. Die Rückverfolgbarkeit und die Kenntnis über das Tierwohl stehen für ihn an erster Stelle. „Ich stehe hinter einem übermäßigen Fleischkonsum überhaupt nicht. Auch ich esse wenig Fleisch, aber wenn, dann in der Qualität, die ich selbst geprüft habe“, so Bader. Für ihn und seine Gäste zählt Qualität, und die sind auch bereit, einen höheren Preis für ein hochwertiges Produkt zu zahlen.

Das Geheimnis des Dry Aging

Das Verfahren des Dry Aging, das Bader nutzt, verleiht dem Fleisch seine besondere Qualität. Über mehrere Wochen hinweg reift das Fleisch in dem speziellen Kühlschrank, bei kontrollierter Temperatur und Luftfeuchtigkeit. „Unser Fleisch reift in der Regel 60 Tage. Dann ist es so gut, dass kein Tropfen Saft mehr herauskommt, das Fleisch ist konzentriert und geschmacklich ein echtes Erlebnis“, erklärt Bader. Durch die Trockenreifung entwickele das Fleisch eine festere Konsistenz und einen intensiveren Geschmack, der mit herkömmlicher vakuumierter Reifung kaum zu vergleichen sei.

Das Restaurant liegt mitten in der Fußgängerzone in Ettlingen.

Ein Plädoyer für bewussten Konsum

Für Bader ist Nachhaltigkeit eng mit Qualität verbunden. „Das Nachhaltigste ist es, weniger zu essen und dafür besser“, meint er. Er kritisiert die Verfügbarkeit von Billigfleisch in Supermärkten, die in seinen Augen keinen bewussten Konsum fördern. Stattdessen sieht er in der Rückbesinnung auf handwerkliche Küche und bewusste Essgewohnheiten einen Weg, Wertschätzung für Lebensmittel zu entwickeln. Bader ist überzeugt: „Ein bewusster Konsum ist besser als ein willenloser.“

Glitzer-Geweih anstatt Glaskugel: die Ratsstuben soll auch in Zukunft ein Ort des Genusses sein.

Die Zukunft der Ratsstuben

In den nächsten fünf Jahren möchte Bader die Ratsstuben als Ort der Qualität und des Genusses etablieren. Sein Wunsch ist es, dass die Ratsstuben einen Ruf als ein besonderer Ort genießen, an dem sich die Gäste wohlfühlen und Genuss auf höchstem Niveau erleben. „Die Ratsstuben in Ettlingen sollen ein Inbegriff von Qualität und Genuss sein“, sagt er mit einem Lächeln.

Alle Fotos: © Sandra Gallian

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