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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Die Vier-Tage-Woche bei Decor-Technik Group im Praxistest

Die Vier-Tage-Woche gerät zunehmend ins Blickfeld von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Während manche Betriebe noch über die Einführung nachdenken, hat sich dieses Arbeitszeitmodell bei der Decor-Technik Group in Eggenstein-Leopoldshafen bereits bewährt.
Denise Schmid, Head of Human Resources bei der Decor-Technik Group in Eggenstein-Leopoldshafen sagt, dass sich die Vier-Tage-Woche im Unternehmen bereits bewährt hat. Foto: Decor-Technik

18.12.2023

von Claudia Keller

„Wir haben festgestellt, dass wir Arbeitsabläufe effizienter gestalten können“, so Denise Schmid, Head of Human Resources bei der Decor-Technik Group, zu der die Decor-Technik Vertriebs GmbH und die DT Metronik gehören. „Wir sind einfach schneller geworden.“ Aufgefallen war dies vor allem durch die Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Digitalisierung.
Durch die effizienteren Prozesse stand man vor der Wahl, ein oder zwei Mitarbeiter zu entlassen oder einen neuen Weg zu gehen. Das Unternehmen entschied, die Wochenarbeitszeit von 37 Stunden auf 34 Stunden zu reduzieren. Damit einhergehend konnte in den meisten Bereichen die Vier-Tage-Woche eingeführt werden. Finanzielle Einbußen hatten die Arbeitnehmer dadurch nicht, die Umstellung wurde bei vollem Lohnausgleich eingeführt.

In den Bereichen, in denen die Vier-Tage-Woche nicht umsetzbar war, sind andere Lösungen gefunden worden. Foto: Decor-Technik

Nicht in allen Bereichen möglich

Das international aufgestellte Familienunternehmen entwickelt und vertreibt dekorative Bauteile für namhafte Kunden der Automobilbranche und der Industrie. Derzeit sind 20 Mitarbeiter am Standort in Eggenstein-Leopoldshafen beschäftigt. Denise Schmid berichtet, dass die Einführung der Vier-Tage-Woche im Bereich Projektmanagement wegen der notwendigen Ansprechbarkeit für Kunden nicht umsetzbar war. Stattdessen bleiben die betroffenen Mitarbeiter seither am Freitag im Homeoffice. Schon vor der Umstellung wurde am Freitag nur bis 14 Uhr gearbeitet. Schwierig sei die Umsetzung der Vier-Tage-Woche auch im Bereich Logistik gewesen, schließlich kommt ja auch am Freitag Ware an oder muss verschickt werden. „Solche Dinge, die in der Testphase aufgefallen sind, muss man einfach nachjustieren“, sagt Denise Schmid. In der Logistik konnte das gelöst werden, indem die Mitarbeiter abwechselnd in einer Woche vier Tage und in der folgenden Woche fünf Tage arbeiten.

Drei Monate Probelauf


Der Einführung der Vier-Tage-Woche im Januar 2022 waren zunächst Überlegungen durch die Geschäftsführung vorausgegangen, die beispielsweise juristische Aspekte hinsichtlich der Arbeitsverträge abklärte. Nach einer Umfrage unter den Mitarbeitern ging es im Oktober 2021 in eine dreimonatige Testphase. So konnte vor der tatsächlichen Einführung nochmals nachjustiert werden, wo sich Probleme auftaten. Bei einer erneuten Umfrage unter den Mitarbeitern im Oktober 2023 zeigten sich 95 Prozent sehr zufrieden. „Es hat sich gezeigt, dass keiner mehr zurück möchte“, erklärt Denise Schmid. Kritische Rückmeldungen gab es lediglich für Phasen mit besonders viel Arbeitsaufkommen. „Aber es ist ja nicht verboten am Freitag zu arbeiten“, führte sie weiter aus. „Wir arbeiten mit einem Zeiterfassungssystem. Wer bis Donnerstagabend mit seiner Zeit nicht hinkommt, der kann sich auch am Freitag einloggen und zwei oder drei Stunden arbeiten. Das wird dann als Überstunden gutgeschrieben“. Denise Schmid berichtet, dass die Mitarbeiter den freien Freitag beispielsweise für die Familie nutzen, für Sport, ein Ehrenamt oder für sonstige Termine, für die sie sonst Urlaub nehmen müssten. „Für die Mitarbeiter ist das echt ein Bonus“, sagt sie. „Und für das Unternehmen auch.“ Damit ist nicht nur der geringere Energieverbrauch im Büro gemeint. In Zeiten von Fachkräftemangel kann das Unternehmen auch bei der Mitarbeitergewinnung mit der Vier-Tage-Woche punkten.

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