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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Duale Ausbildung ins Blickfeld gerückt

Zum Auftakt seiner zweitätigen „Ausbildungsreise“ hat Dr. Patrick Rapp, CDU-Staatssekretär im Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus im Enzkreis und in Pforzheim Station gemacht. Am vergangenen Donnerstag ist er bei IMO Oberflächentechnik in Königsbach-Stein und bei STÖBER Antriebstechnik in Pforzheim mit der jeweiligen Geschäftsführung und mit Auszubildenden ins Gespräch gekommen.
Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp (CDU) (links) lässt sich bei Stöber Antriebstechnik von Auszubildenden einen Motor zeigen. Foto: Tilo Keller

02.10.2023

Ein Bericht von Claudia Keller

Duale Ausbildung ins Blickfeld gerückt

„Uns ist es wichtig bei dieser Tour, die Bedeutung und den Wert von dualer Ausbildung wieder mehr in den Vordergrund zu rücken“, sagte Staatssekretär Rapp, der bei IMO Oberflächentechnik auf die Landtagsabgeordneten Stefanie Seemann (Grüne) und Professor Dr. Erik Schweickert (FDP) traf sowie auf Landrat Bastian Rosenau, Jochen Enke, Wirtschaftsbeauftragter beim Landratsamt Enzkreis, Heiko Genthner, Bürgermeister von Königsbach-Stein und Knut Lohrisch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald.

(von links) Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp (CDU) im Gespräch mit dem Auszubildenden Hadi Hussein und IMO Oberflächentechnik Geschäftsführer Bernd Müller. Foto: Tilo Keller

Motivierte Jugend gesucht

IMO Geschäftsführer Bernd Müller berichtete, dass dem Unternehmen derzeit 40 Auszubildende angehören und damit so viele wie nie zuvor. „Die Problematik ist Leute zu finden, die etwas bewegen wollen“, erklärte er und führte bis zu 60 Tage Fehlzeit in der Ausbildung an. „Solche Leute kann ich nicht übernehmen, es fehlt Verantwortung.“ Rapp sah darin ein gesellschaftliches Problem. „Leistung wird immer mehr in den Hintergrund gerückt“, erklärte er. „Das ist ein völlig falsches Signal.“ Als Ursache machte er unter anderem die „Akademisierung“ aus, die in den letzten Jahren in der Bildungspolitik vorangetrieben wurde. Die Duale Ausbildung als zweitklassig zu sehen, bezeichnete er als falschen Weg.

Bei IMO Oberflächentechnik kamen Politik und Wirtschaft in den Dialog. Foto: Tilo Keller

Nachwuchs fördern

„Wir legen bei uns Wert darauf, dass nicht nur im Produktionsbereich, sondern auch im menschlichen Bereich die Chemie stimmt und wir ein gutes Miteinander haben“, sagte Personalleiter Peter Quizzorek. Neben der technischen Ausbildung werde dafür gesorgt, dass gerade auch die Auszubildenden im Bereich Gesundheitsmanagement sensibilisiert werden. Zudem stehe die Nachwuchsförderung weit vorne. So werden beispielsweise die selbst ausgebildeten Mitarbeiter zu Meister- oder Technikerausbildung geschickt und danach auch übernommen. Zu den Maßnahmen der Azubigewinnung zählte Quizzorek neben Schulbesuchen und Messeteilnahmen auch Bus- und Kinowerbung sowie Brottütenaktionen beim Bäcker auf.

Bei Stöber Antriebstechnik lassen sich (von links) WSP-Direktor Oliver Reitz, Staatssekretär Dr. Patrick Rapp und Stöber COO Stefan Maile einen Motor von den Auszubildenden Sven Messer und Marvin Hess zeigen. Foto: Tilo Keller

Fachkräfte für die Zukunft

Auch bei STÖBER Antriebstechnik in Pforzheim suchte Rapp das Gespräch mit Auszubildenden. Hier stieß außerdem Oliver Reitz, Direktor des städtischen Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) zur Ministeriumsdelegation dazu. „Stöber war immer vorne mit dabei, wenn es darum ging, Formate wie „Offen für morgen“ aufzusetzen“, sagte Reitz über das niederschwellige Format für Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen.

Stefan Maile, Chef Operating Officer von STÖBER führte die Besucher durch den Betrieb. Derzeit gehören zum Standort 42 Auszubildende in zehn Berufen.

Abschlussfoto nach aufschlussreichen Gesprächen bei Stöber Antriebstechnik. Foto: Tilo Keller

Herausforderung Azubiprojekt

Im anschließenden Gespräch berichtete Personalleiterin Eva-Maria Ehrismann, dass es früher 50 Bewerbungen auf eine Stelle gegeben habe und man heute froh sei, wenn überhaupt etwas komme. Zudem müsse man die jungen Menschen nach der Schule mitunter nachqualifizieren. Hartmut Peichl, Segmentleiter gewerbliche Ausbildung, machte darauf aufmerksam, wie schwierig es gewesen sei, einen Ukrainer in einem Deutschkurs unterzubringen.

Er berichtete außerdem über berufsübergreifende Projektarbeiten für Auszubildende, die schon seit zehn Jahren immer wieder durchgeführt werden. „Die Ausbilder treten als Kunden auf. Es ist im Prinzip eine kleine Firma in der Firma“, führte Peichl aus und nannte als Beispiel den Bau eines Greifautomaten als kleines Messemodell, das sich über mehrere Monate oder Jahre hinziehen kann. „Der Mitarbeiter bekommt dabei auch einen Blick dafür, was davor und danach passiert“, stellte Rapp fest. „Das gibt einen ganz anderen Blick auf das, was man tut.“

Für eine neuen Sichtweise auf die Duale Ausbildung plädierte auch Lohrisch von der IHK „Wir wollen eine Perspektivwechsel schaffen, damit Ausbildung wieder etwas zählt“, betonte er und machte auf die bundesweite Azubikampagne aufmerksam, bei der alle 79 Industrie- und Handelskammern gemeinsam an einem Strang ziehen.

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