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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Digital Product Passport – das nächste „Große Ding“!?

Der Digitale Produktpass könnte eine sinnvolle Sache sein, aber nur für ausgewählte Produkte und für spezielle Anwendungsbereiche, meint Dr. Christian Kühne vom Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien Karlsruhe. In seinem Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des Studiengangs Ressourceneffizienz-Management an der Hochschule Pforzheim goss er etwas Wasser in den Wein. Beim digitalen Produktpass handelt es sich gegenwärtig noch um ein Politikkonzept, dass von EU und Bundesregierung immer stärker forciert wird.
Professor Dr. Mario Schmidt begrüßte Dr. Christian Kühne (rechts im Bild) vom Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien Karlsruhe an der Hochschule Pforzheim. Foto: Alexandra Vogt / Hochschule Pforzheim

Kreislaufwirtschaft funktioniert, sie braucht nur alle Daten und Informationen. Illegale, unsoziale und umweltschädigende Materialien und deren Gewinnung und Verarbeitung können leicht überwacht und kontrolliert werden. KundInnen können anhand transparenter Informationen entscheiden, ob sie nachhaltige Produkte bevorzugen. Damit sind alle Probleme gelöst. Ist dem wirklich so? Was kann der digitale Produktpass leisten und was soll er leisten – für wen und wozu? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Dr. Christian Kühne in der Ringvorlesung, am 31. März 2022 an der Hochschule Pforzheim.

"In der praktischen Umsetzung gibt es zahlreiche Beschränkungen eines solchen Digitalen Produktpasses, die man frühzeitig berücksichtigen muss."
Dr. Christian Kühne, Geschäftsführer THINKTANK Industrielle Ressourcenstrategien

Momentan wird der Digitale Produktpass von der europäischen und
der Bundespolitik stark beworben – als das „nächste große Ding“, wie das früher Steve Jobs für seine Apple-Innovationen auszudrücken pflegte.
Während die meisten den Pass als zusätzliche Information für den Konsumenten verstehen und ihn für nahezu alle Produkte vorsehen, sieht Kühne seine Vorteile bei komplexen und langlebigen Produkten: „Hier kann der Pass einen Beitrag leisten, langfristig die enthaltenen Rohstoffe zu verwerten und zum Beispiel die Demontage zu unterstützen.“

Die Hauptadressaten sieht er in der Wirtschaft. Als Beispiele führt er Autos oder die Rotoren von Windkraftanlagen an, die am Lebensende aufwendig recycelt werden müssen, die das richtige Maß an Wertigkeit und Komplexität mitbringen. Auch Akkus aus der e-Mobilität würden sich
deshalb besonders gut als Anwendungsbeispiel eignen. Aber mache es auch Sinn, einen entsprechenden QR-Code auf jeden Joghurt-Becher und jede Schraube zu drucken?
Kühne plädiert dafür, zuerst die konkreten Produktanforderungen, die Zielgruppen und den tatsächlichen Bedarf genau zu analysieren, bevor man Standards schafft. „In der praktischen Umsetzung gibt es zahlreiche Beschränkungen eines solchen Digitalen Produktpasses, die man
frühzeitig berücksichtigen muss“, sagte Kühne in seinem Vortrag und warnt vor der „eierlegenden Wollmilchsau“. Dann könnte der Pass für bestimmte Produktgruppen Erfolg haben, insbesondere wenn er international ausgerichtet sei.

Dr. Christian Kühne war viele Jahre in der Umweltverwaltung Baden-Württembergs tätig. Er verantwortete im Umweltministerium Baden-Württemberg den Bereich Umwelttechnik und Ressourceneffizienz – zuletzt in der Funktion als stellvertretender Referatsleiter Umwelttechnik, Forschung und Ökologie. Seit Herbst 2019 ist er Geschäftsführer des THINKTANK Industrielle Ressourcenstrategien – eine gemeinsame Initiative der Politik und Industrie. Der THINKTANK ist am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) angesiedelt.

pm/tm

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