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Die 180-Grad-Wende des Berufsmusikers Roland Härdtner

Seine Krankheit war überraschend lange und zäh. Nun kehrt der Mallets-Virtuose Roland Härdtner wieder ins Berufsleben am Theater Pforzheim zurück. Ein Hausbesuch.
Bereitet sich auf seine Rückkehr auf die musikalische Bühne als Solopauker der Badischen Philharmonie des Theaters Pforzheim vor: Roland Härdtner. ©RolandHärdtner/Screenshot_GerdLache

Von Michael Müller (Pforzheimer Zeitung) | 29.05.2021

 „Verhältnismäßig blendend.“ So geht es Pforzheims Trommler-Legende Roland Härdtner nach eigener Auskunft. Er öffnet die Tür zum Gespräch, strahlt wie eh und je bis über beide Ohren, begrüßt seinen Gast mit warmen Worten und will drinnen, im Haus in Pforzheim-Büchenbronn angekommen, so richtig mit Erzählen loslegen. Doch stopp! Sorry, die Kinder rufen.

Nathalie (8) und Felix (10) sitzen in der Küche bei den Hausaufgaben. Sie Mathe, er Religion. Härdtner beugt sich über den Tisch. Zeigt, erklärt, motiviert. „Ihr wisst, was ihr zu tun habt.“ Homeschooling in Zeiten der Pandemie.

„Papa ist ein guter Lehrer“, sagt Felix später, während der Vater mit dem PZ-Fotografen beschäftigt ist. Zu Hause sei es nicht so stressig, man könne auch mal Pausen machen. So harmonisch, so eingespielt war das nicht immer, gibt der Papa zu. An seinen pädagogisch-didaktischen Fähigkeiten habe er arbeiten müssen.

Homeschooling mit seinen Kindern Nathalie (8) und Felix (10): Roland Härdtner. ©ThomasMeyer

Doch von vorne: Es ist gut zwei Jahre her, da feierte Roland Härdtner den Abschied von der Solisten-Bühne und klöppelte seine Fans bei drei ausverkauften Konzerten „in Ekstase“, wie die Pforzheimer Zeitung schrieb. Danach unterzog er sich einem massiven operativen Eingriff an der Halswirbelsäule.

Immer neue musikalische Partner, immer neue Interpretationen und mehr als 500 solistische Konzerte in 25 Jahren: Klar war schon jetzt, dass er in diesem Takt nicht einfach weitermachen kann.

Und heute? Spielt er wieder, wenn auch nicht sein komplettes, mehr als 30-stündiges Repertoire. Roland Härdtner agiert hinter den Mallets sportlich-körperbetont, schwitzt dabei häufig „wie ein Brunnenputzer“.

Schulterblick, Griffkraft, Oberflächensensorik – die neurologischen Einschränkungen erlauben ein Spiel auf diesem hohen Niveau nicht mehr. „Es wird also kein Comeback auf der großen Solo-Bühne geben“, sagt der 57-Jährige. „Vielleicht mal wieder ein kleines Bach-Programm im Quartett.“

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VIDEO ©Roland-Haerdtner.com

Ganz anders aber in seiner Tätigkeit als Solopauker der Badischen Philharmonie am Theater Pforzheim. Seit er dort Ende der 1970er mit damals 14 Jahren als Hospitant und Aushilfe zu spielen begann, zählt er zum Inventar. Weil Härdtners Genesung jedoch unerwartet mühsam lief, folgte im Mai 2019 nach der OP sein erster, ganz persönlicher Lockdown.

Noch lange, bevor die Pandemie den Kulturbetrieb lahmlegte. Er musste die Wiedereingliederung abbrechen. Zu Beginn der jetzigen Spielzeit im Herbst war er dann mit „Fidelio“ gerade wieder am Start, als ihn am 12. Oktober mit einem Herzinfarkt erneut ein herber gesundheitlicher Rückschlag in die zweite persönliche „Zwangsstilllegung“ versetzte.

Dann kam selbst für den hartgesottenen Härdtner eine Art Corona-Blues, zumindest „eine schwierige Phase“, wie er sagt. Seine Ehefrau Sabrina, Büroleiterin des Pforzheimer Oberbürgermeisters Peter Boch, musste tagelang in heimische Quarantäne, als dieser positiv auf Corona getestet war. Der Musiker, eben erst aus dem Krankenhaus entlassen, hätte sich eigentlich schonen sollen. Stattdessen: Haushalt schmeißen, Kinder betreuen, die im Obergeschoss isolierte Frau mit Essen versorgen – von frühmorgens bis abends. „Über Skype hatten wir ein gemeinsames Abendessen“, blickt er zurück auf so manche absurde Situation. Erst Anfang November konnte er für einige Wochen in die Reha.

Um es positiv zu sehen: Die Krankheit habe ihm geholfen, die pandemiebedingten Einschränkungen leichter zu akzeptieren. Auch wenn sein geliebtes Kite-Surfen ausfällt: Wie so viele hat Härdtner das Spazieren für sich entdeckt. „Ich kenne bei Büchenbronn inzwischen jeden Grashalm.“

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VIDEO ©Roland-Haerdtner.com

Er geht gerne in den Wald. Im Winter habe er auf dem Kaltenbronn (Naturpark im Raum Gernsbach, Enzklösterle und Bad Wildbad, d.Red.) in zweieinhalb Monaten 763 Kilometer Langlauf absolviert. „So viel draußen in der Natur zu sein, ist ein Privileg“, sagt der Mann, der noch vor Jahren in erster Linie für die Musik lebte. Sein Alltag habe sich um 180 Grad verändert. So viel Zeit zu Hause und mit der Familie verbringen zu können, habe er sich früher nicht vorstellen können. Nun kann er es genießen.

Zu Hause packt er wieder häufig die Klöppel aus und übt, bisweilen auch mit seinen Kindern. Beruflich ist Härdtner zwar weiter eingeschränkt, aber nicht mehr krankgeschrieben. Im Pforzheimer Theater hat er Anfang April die „zaghaften ersten Proben“ mit der Badischen Philharmonie wieder aufgenommen. Man wolle schließlich gut vorbereitet sein – wenn auch die Aussicht auf konkrete Termine vor Publikum noch fehle.

Er selbst spürt, wie seine Kollegen, eine frühlingshafte Aufbruchsstimmung. „Wir sind voller Erwartung, endlich wieder unter halbwegs normalen Bedingungen Sinfoniekonzerte und Premieren spielen zu dürfen.“ Es sei die Zeit des Auftauens, es gehe ihm gesundheitlich den Umständen entsprechend blendend. Er freue sich darauf, seine Solopauker-Funktion im Orchester endlich wieder ausfüllen zu können.

Unter den kritischen Augen Johann Sebastian Bachs: Roland Härdtner beim Mallets-Spiel. ©ThomasMeyer

Zur Person

Roland Härdtner wurde 1964 in Pforzheim geboren. Obwohl er erst mit 20 Jahren seine musikalische Laufbahn begann, etablierte er sich mit Beginn des Studiums im Konzertbetrieb als Spezialist im Umgang mit den Mallets, den Schlegeln der Stabspiele. Schon zu Beginn seines Studiums an der Musikhochschule in Düsseldorf entdeckte er seine Liebe zu Marimba und Vibrafon.

Neben seiner Tätigkeit als Orchestermusiker in verschiedenen Theatern und Symphonieorchestern reizte den Solopauker der Badischen Philharmonie Pforzheim die solistische Arbeit mit Musikern und Ensembles unterschiedlichster Couleur. Zwischenzeitlich verfügt der 57-Jährige über ein vielseitiges Repertoire als Solist für die Stabspiele.

Damit hat sich der Mallets-Virtuose in 25 Jahren nicht nur in Pforzheim eine treue Fan-Gemeinde erarbeitet, sondern ist auch im europäischen Ausland aufgetreten – mit Konzerten und 14 Solo-CDs mit Stilen von Weltmusik über Pop und Jazz, von Barock und Romantik bis zur modernen Klassik. Dabei hat er unter anderem mit dem international bekannten Djembé-Spieler Amadou Kienou, dem Komponisten Ney Rosauro, dem Südwestdeutschen Kammerorchester und der Badischen Philharmonie Pforzheim zusammengearbeitet. Härdtner ist verheiratet und hat vier Kinder. (mich)

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