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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Der neue Mann im Rathaus von Nagold blickt durch die Brille der Wirtschaft

Knapp ein halbes Jahr lang war der Schreibtisch der Wirtschaftsförderung in Nagold verwaist. Jetzt pulsiert dort wieder Leben. Mit dem gebürtigen Pforzheimer Hans Barucha hat am 1. August 2022 ein Mann aus der Wirtschaft die Leitung übernommen. Er ist in der Region um die zweitgrößte Stadt des Landkreises Calw im Nordschwarzwald bestens vernetzt. WirtschaftsKraft will wissen: was treibt den Neuen im Rathaus von Nagold um?
Hat sich viel vorgenommen als Wirtschaftsförderer der Stadt Nagold: Hans Barucha ist seit 1. August 2022 im Amt. ©GerdLache

Von Gerd Lache | 26.08.2022

Einfach weitermachen und die bisher bewährten Konzepte als Blaupause übernehmen, das reicht nicht, darüber ist sich Hans Barucha im Klaren. Wenngleich die Stadt mit ihren global Playern, einer bestens sortierten Handelslandschaft und bodenständigem Handwerk „gut aufgestellt ist“, wie Barucha feststellt, so sieht er dennoch genügend Potenzial und Notwendigkeit zur Weiterentwicklung und Optimierung. Aktuell belasten vor allem die weltweiten geopolitischen Verwerfungen. Sie schlagen bis in die rund 23.000 Einwohner zählende Stadt im Nordschwarzwald durch. Und darauf müsse auch eine Kommunalverwaltung reagieren.

Barucha hat das Amt der Wirtschaftsförderung in einer Zeit übernommen, die vollgepackt ist mit Herausforderungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Nicht genug mit Corona-Einschränkungen, Lieferengpässen, steigenden Rohstoffpreisen und Fachkräftemangel sowie einer möglichen weiteren Pandemie im Herbst, nun droht mit den Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine  eine dramatische Energiekrise im Gefolge von exorbitant steigenden Verbraucherpreisen. Schon jetzt frisst die Inflation laut Sparkassenverband die Ersparnisse der Deutschen auf. Und das ifo-Institut geht in seiner jüngsten Prognose von nachlassender Wirtschaftsleistung im vierten Quartal aus.

Ein attraktives Stadtbild und eine funktionierende Handelslandschaft ohne Leerstände zeichnen die Stadt Nagold aus. ©GerdLache

Wie agil sind die Unternehmen in Nagold aufgestellt, wie können sie auf das Krisenszenario adäquat reagieren, wo kann die Stadtverwaltung unterstützen? Das und noch mehr will der neue Wirtschaftsförderer in den nächsten Monaten bei Unternehmensbesuchen eroieren.  „Ich habe mir vorgenommen, alle Gespräche vor Ort in Präsenz zu führen. Es geht mir darum, im persönlichen Austausch in die Unternehmen hinein zu hören.“

Barucha hat sich dazu ein ehrgeiziges Besuchsprogramm aufgestellt: Zur Auflistung der kleinen, mittleren und großen Unternehmen aller Branchen kommen Institutionen wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald, die Arbeitsagentur Nagold Pforzheim, die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) oder die Akademie der Hochschule Pforzheim (AHP) sowie der City- und Gewerbeverein und nicht zuletzt die Kontaktstelle Frau und Beruf, um nur einige zu nennen.  

Unterdessen gehört der Ausbau der Digitalisierung beim neuen Wirtschaftsförderer zu einer der vordringlichen Aufgaben. Auch im Rathaus könne damit die Dienstleistung weiter optimiert werden. Ob rasches Bearbeiten von Bauanträgen, pünktliches Überweisen von Rechnung oder umgehendes Beantworten von E-Mails und vieles mehr: „Die Stadt ist Dienstleister und die Unternehmen müssen sich darauf verlassen können.“

Ein weiteres Prioritäten-Stichwort von Barucha heißt Nachhaltigkeit. In den wenigen Wochen seiner jungen Amtszeit pflegt er bereits regen Austausch mit Kevin Mack, dem – ebenfalls neuen – Klimaschutzmanager der Stadt. Mack ist auch beauftragter für den ÖPNV, den öffentlichen Personennahverkehr. „Wir haben bereits die eine oder andere Idee entwickelt“, sagt der Wirtschaftsförderer. In einem funktionierenden ÖPNV beispielsweise sehe er einen klaren Standortvorteil, etwa im Hinblick auf einpendelnde Arbeitskräfte. Aber auch die Umstellung des städtischen Fuhrparks auf E-Mobilität oder die Installation von Solaranlagen gehören zur Ideen-Sammlung.

Und dann sind da Themen wie die Weiterentwicklung der Innenstadt, Nagolds Zertifizierung als „Fair Trade Town“ sowie das jährlich stattfindende Groß-Event „Nagolder Wirtschaftsgespräch“ oder der „Wolfsberg Dialog“ mit Unternehmen sowie eine Reihe von weiteren Info-Veranstaltungen und Initiativen.

Hotel Post: Gastronomisches und architektonisches Vorzeigeobjekt im Herzen von Nagold. Das 1697 erbaute Fachwerkgebäude hat schon so manchen hohen Gast beherbergt und bewirtet. ©GerdLache

Ausruhen ist also nicht angesagt. „Aber genau deshalb habe ich mich für diese Stelle beworben. Hier kann ich mich im positiven Sinne austoben“, sagt Barucha, der zudem in Oberbürgermeister Jürgen Großmann insbesondere dann Unterstützung findet, wenn es um das Entwickeln kreativer Ideen und das Umsetzen  und Ausprobieren neuer Konzepte geht.

Als besonders attraktiv bezeichnet der Wirtschaftsförderer die Mischung der in Nagold ansässigen Unternehmen. Neben dem weltweit agierenden Marktführer gebe es den Inhaber geführten Einzelhandelsbetrieb und das gut aufgestellte Handwerksunternehmen. „Ich sehe meine Aufgabe unter anderem darin, Synergieeffekte zu identifizieren, die auch kleine und mittlere Unternehmen voranbringen können.“

Netzwerke knüpfen oder pflegen, Impulse aufnehmen und weitergeben, Neuansiedlungen vorantreiben, Wünsche der Wirtschaft innerhalb des Rathauses weitertragen, Kooperationsveranstaltungen initiieren oder auch Partner wie IHK, WFG und die lokalen Initiativen einbinden, darin sieht Barucha einen Teil seiner neuen Tätigkeit. „Ich bin Teamplayer, denn gemeinsam kommt man weiter.“

International aktive und renommierte Unternehmen haben ihren Sitz in Nagold, unter anderem Beschlägetechnik-Spezialist Häfele, das Modeunternehmen Digel, Polstermöbel-Hersteller Rolf Benz und Automotive-Zulieferer Boysen mit seinem Innovationszentrum BiN. ©GerdLache

Sicher ein Vorteil aus Sicht der Unternehmen ist: Barucha kommt aus der Wirtschaft und blickt entsprechend auf deren Augenhöhe durch die Brille der Wirtschaft. Zuletzt war er Key Account Manager eines Leuchtenherstellers aus dem Schwarzwald mit weltweit rund 900 Beschäftigten und einem Umsatz von etwa 140 Millionen Euro in 2020 bei etwa 50 Prozent Exportanteil. Gut 60.000 Auto-Kilometer jährlich hat Barucha in diesem Job abgespult, hinzu kommen die Flugmeilen. Seit 1. August „fahre ich täglich mit dem E-Bike  ins Rathaus“, sagt er sichtbar erleichtert. Er sei froh, dass er trotz der beruflich bedingten  hohen Abwesenheitsquote dennoch nie sein Engagement, sein Netzwerk und seine Kontakte in und um Nagold aufgeben musste. Davon profitiert er in seiner neuen Tätigkeit.

Zuletzt war Barucha Gemeinderat an seinem Wohnsitz in Ebhausen, rund sieben Kilometer von Nagold entfernt. Dorthin ist er als Fünfjähriger mit den Eltern von Pforzheim aus hingezogen. Als Jugendgemeinderat hat er sich rund vier Jahre lang bis 2012 engagiert. „Eine spannende Zeit“, befindet er, denn „da habe ich meine Neigung zur Kommunalpolitik erkannt“. Bei der Landeszentrale für politische Bildung (lpb) steht er seit neun Jahren  als ehrenamtlich Aktiver auf der Referentenliste und er ist Juror der lpb-Schülerwettbewerbe. Sein Fachgebiet als Referent: Kommunalpolitik, insbesondere Betreuung von Jugendgemeinderäten. Außerdem berät er Kommunen bei der Einrichtung von Jugendgemeinderäten.

Ehrenamt ist für ihn Ehrensache: Hans Barucha, neuer Wirtschaftsförderer von Nagold, engagiert sich schon seit Jahren im kommunalpolitischen sowie im Bildungs- und Sportbereich. ©GerdLache

Hans Barucha, 1992 in Pforzheim geboren und die ersten fünf Jahre auf dem Buckenberg aufgewachsen, absolvierte nach dem Abitur am Nagolder Otto-Hahn-Gymnasium ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre in Stuttgart, das er als Bachelor of Arts abschloss. Danach heuerte er beim Praxis-Betrieb seines Studiums, der Möbelmarke Walter Knoll, im Außendienst an und wechselte später nach Villingen-Schwenningen zum Leuchtenhersteller Waldmann.

Barucha hat 2022 geheiratet. Seit 20 Jahren ist er aktiver Sportler und seit vier Jahren Abteilungsvorstand  der Nagolder Leichtathleten. Den CDU-Gemeindeverband Ebhausen leitet er als Vorsitzender. Durch seine jetzige Tätigkeit als Wirtschaftsförderer der Stadt Nagold musste er seinen Gemeinderatssitz wegen möglicher Interessenkollision abgeben. Im City-Verein Nagold hat er kürzlich als neues Vorstandsmitglied das Amt des Schriftführers übernommen.

https://www.nagold.de/de/Wirtschaft-Bauen

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