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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Decathlon im Exansionsmodus: Warum auch Pforzheim im Blick ist

Der Countdown läuft: Am 24. Oktober 2025 eröffnet Decathlon seinen neuen Store im Breuningerland Ludwigsburg – der nächste Schritt einer ehrgeizigen Expansionsstrategie. Dahinter steht auch Stefan Kaiser, Head of Real Estate & Expansion bei Decathlon Deutschland – gebürtiger Badener, leidenschaftlicher Fußballer und Tennisspieler. Im Interview spricht er über Decathlons Investitionspläne, neue Store-Konzepte und erklärt, warum Pforzheim mit seiner sportlichen DNA und zentralen Lage zwischen Stuttgart und Karlsruhe interessant ist.
Stefan Kaiser, Head of Real Estate & Expansion bei Decathlon Deutschland, treibt die deutschlandweite Expansion des Sportartikelriesen voran – und hat dabei auch Pforzheim im Blick. Foto: Decathlon

20.10.2025

"Was ich bestätigen kann, ist, dass Pforzheim ein Standort ist, den wir uns sehr genau ansehen. "
Stefan Kaiser, Development & Real Estate Director Decathlon Deutschland

von Tanja Meckler

WirtschaftsKraft: Herr Kaiser, wie würden Sie die aktuelle Expansionsstrategie von Decathlon in Deutschland in wenigen Sätzen beschreiben?

Stefan Kaiser: Unsere Strategie ist klar und ambitioniert: Wir wollen Sport für noch mehr Menschen in Deutschland zugänglich machen. Dafür setzen wir auf ein Wachstum mit klarem Plan. Das bedeutet, wir expandieren nicht mehr nur mit klassischen Großflächen am Stadtrand, sondern nutzen auch flexible Filialformate für Innenstädte und Einkaufszentren. Ein entscheidender Hebel dafür sind starke Partnerschaften mit etablierten Händlern wie Galeria, Wöhrl, Breuninger oder Kaufland, die uns den Zugang zu Top-Standorten ermöglichen.

Am 24. Oktober 2025 eröffnet Decathlon im Breuningerland Ludwigsburg seinen neuen Store. Nach der Eröffnung in der Stuttgarter Königstraße Anfang Mai und in Konstanz Mitte Juli (in Kooperation mit Galeria) ist dies der dritte neue Standort allein in Baden-Württemberg für 2025. Foto: Decathlon


WirtschaftsKraft: Welche messbaren Ziele verfolgen Sie bis 2030?

Stefan Kaiser: Unser wichtigstes Ziel ist es, noch näher bei den Menschen zu sein. Bis Ende 2027 wollen wir unser Filialnetz auf mindestens 150 Standorte ausbauen. Allein im Jahr 2025 eröffnen wir 18 neue Filialen – 12 davon sind bereits in Betrieb, sechs weitere folgen im November und Dezember.Parallel dazu investieren wir massiv in die Modernisierung unserer bestehenden Filialen, ein Prozess, der bis 2030 abgeschlossen sein soll.
Im Bereich Nachhaltigkeit wollen wir unsere Kreislaufwirtschaftsmodelle – also Second Use, Buy Back und Reparatur-Services – fest als Standard in allen Filialen etablieren. Und natürlich geht es auch um unser Team: Mit der Expansion planen wir bis 2027 die Einstellung von rund 3.000 neuen Kolleginnen und Kollegen. Aktuell stehen wir bei rund 5.500 Decathlon Teammates.

Seit Mitte Juli gibt es in Konstanz (in Kooperation mit Galeria) einen Decathlon in der Innenstadt. Bis Ende des Jahres 2025 soll mit Freiburg (ebenfalls mit Galeria) eine weitere Filiale in Baden-Württemberg folgen. Foto: Decathlon

WirtschaftsKraft: Welche Besonderheiten sehen Sie im deutschen Markt im Vergleich zu Frankreich, Spanien oder Italien – und wie prägt das Ihre Strategie?

Stefan Kaiser: Der deutsche Markt ist für uns von zentraler Bedeutung – nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch aufgrund des enormen Wachstumspotenzials. In Ländern wie Frankreich oder Italien sind viele Marktsegmente bereits stärker ausgeschöpft, während wir in Deutschland noch erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten sehen.
Charakteristisch für den deutschen Markt ist ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein kombiniert mit einer hohen Preis-Leistungs-Sensibilität – eine Kombination, die sehr gut zu unserer Marken-DNA passt. Gleichzeitig ist Deutschland durch seine föderale Struktur und den intensiven Wettbewerb anspruchsvoll, was eine differenzierte, regional abgestimmte Marktstrategie erfordert.
All das prägt unsere Strategie dahingehend, dass wir nicht nur mit einem Filial-Ansatz arbeiten können. Unsere Vielfalt an Store-Formaten, von der 8.000 m² Multisport-Filiale bis zum kompakten City-Store, ist unsere Antwort darauf. So können wir uns passgenau auf die Gegebenheiten einer Metropole wie Berlin oder eben auch eines ländlichen Gebiets einstellen.

WirtschaftsKraft: Viele deutsche Innenstädte kämpfen mit Leerständen. Wie kann Decathlon in diesem Kontext zu einer Belebung beitragen – über die reine Verkaufsfläche hinaus?

Stefan Kaiser: Wir sehen uns hier klar als Teil der Lösung und als Chance für die Innenstädte. Ein Decathlon-Store ist ein echter Frequenzbringer. Wir ziehen Menschen an, die aktiv sind und ihre Stadt erleben wollen. Durch unsere neuen, kompakteren City-Formate und Kooperationen mit starken Partnern sind wir in der Lage, auch große, leerstehende Immobilien wieder mit Leben zu füllen.
Unser Beitrag geht aber über den reinen Verkauf hinaus: Unsere Filialen sind Treffpunkte für Events und Sport-Communities, wie zum Beispiel Lauftreffs. Kundinnen und Kunden kommen zu uns für unseren Reparatur-Service, oder weil sie per Click and Collect nach Bestellung über unsere App ein Produkt versandkostenfrei abholen. Aber auch, um gebrauchte Produkte zu verkaufen oder um sich von unserem sportbegeisterten Team beraten zu lassen. Das schafft eine dauerhafte Bindung und einen attraktiven Treffpunkt in der Innenstadt.

WirtschaftsKraft: In Pforzheim steht mit Galeria Kaufhof auch ein markantes Innenstadtgebäude teilweise leer – ein potenzieller Premium-Standort. Prüfen Sie solche Immobilien aktiv?

Stefan Kaiser: Ja, absolut. Grundsätzlich sind prominente Immobilien in zentralen Lagen von Mittelzentren für uns sehr interessant, da sie perfekt zu unserer Strategie passen, näher zu den Menschen zu rücken. Wir analysieren den deutschen Markt permanent auf solche Gelegenheiten, um unsere Expansionsziele zu erreichen.

WirtschaftsKraft: Wäre Pforzheim als Mittelzentrum zwischen Karlsruhe und Stuttgart für Ihre Expansionspläne besonders interessant?

Stefan Kaiser: Was den Standort für uns besonders attraktiv macht, ist die sportliche DNA der Region. Als „Pforte zum Schwarzwald“ ist Pforzheim der Ausgangspunkt für unzählige Menschen, die in der Natur aktiv sind. Sportarten wie Wandern, Mountainbiken und Radsport sind hier tief verwurzelt und passen perfekt zu unseren Kernkompetenzen. Gleichzeitig gibt es eine starke Vereinslandschaft in klassischen Teamsportarten wie Fußball und Handball. Diese Kombination aus attraktiver Lage und einer sportbegeisterten Bevölkerung sorgt dafür, dass wir die Entwicklung der Stadt und der Region sehr aufmerksam im Blick haben.

WirtschaftsKraft: Gab es bereits Gespräche mit Eigentümern oder der Stadtverwaltung über die Entwicklung des Standorts?

Stefan Kaiser: Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu laufenden Standortprüfungen oder potenziellen Gesprächen nicht öffentlich äußern. Was ich bestätigen kann, ist, dass Pforzheim ein Standort ist, den wir uns sehr genau ansehen. 

WirtschaftsKraft: Wenn Sie an 2030 denken: Wie soll Decathlon in Deutschland wahrgenommen werden?

Stefan Kaiser: Im Jahr 2030 soll Decathlon in Deutschland als der zugänglichste Partner für Sport wahrgenommen werden. Das bedeutet: Wir wollen für fast jeden in kürzester Zeit erreichbar sein, sei es physisch oder digital mit unserer App. Physisch, wie Sie bereits erwähnt haben, innerhalb von 20 Minuten, mit einem regional angepassten Sortiment und Serviceangeboten für alle Sportbegeisterten.

WirtschaftsKraft: Vielen Dank für das Gespräch.

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