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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Das Hightech-Herz der Zukunftsschmiede Varioplast schlägt im Nordschwarzwald

Von außen ist es ein typischer Industriekomplex in einem kleinen Ort im Nordschwarzwald – doch wer einen Fuß in die Fertigungshallen der Varioplast Konrad Däbritz GmbH in Ötisheim setzt, betritt eine Welt, die viel mehr ist als Kunststoffverarbeitung. Es ist eine Zukunftsschmiede mit Herz, Verstand – und Robotern.
Varioplast-Geschäftsführer Michael Däbritz (links) und Sohn Pierre Däbritz begegnen dem Fachkräftemangel mit einer hohen Dichte an Maschinen und Robotern. | Best-Practice-Serie Teil 1 Foto:GerdLache

Von Gerd Lache | 05. Juni 2025

 „Wir sind hier jetzt an Grenzen angelangt“, sagt Michael Däbritz, Geschäftsführer von Varioplast, während er mit ruhiger Stimme und einem Hauch Stolz auf die 17 Bauabschnitte verweist, die das Unternehmen auf seinem Gelände seit seiner Gründung 1970 realisiert hat. Doch Grenzen sind bei Varioplast kein Stillstand – sie sind Einladung zum Weiterdenken.

Seit Jahrzehnten produziert das Familienunternehmen präzise Kunststoffteile – unter anderem für die Luftfahrt, die Medizintechnik oder die Telekommunikationsbranche. Doch es sind nicht nur die Bauteile selbst, die beeindrucken. Es ist die Art, wie sie entstehen: automatisiert, vernetzt, nachhaltig.

Was Michael Däbritz in einem Satz formuliert, lässt sich auf dem Werksrundgang erleben. Da bewegen sich Roboterarme mit chirurgischer Präzision, führen Spritzgussverfahren und Lackierungen in einem nahtlosen Prozess durch – ein Ineinandergreifen von Maschinen, das wirkt wie ein Uhrwerk auf industrieller Skala.

Varioplast hat bereits 2010 die Weichen für diese Entwicklung gestellt – heute liegt die Roboterdichte bei knapp 40 pro 100 Mitarbeiter. Damit ist das Unternehmen nicht nur nationaler, sondern internationaler Vorreiter.

Varioplast-Geschäftsführer Michael Däbritz mit einem Ausschnitt der Produkte, die unter anderem für Branchen wie Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik und Telekommunikation hergestellt werden.
Foto:RobinDanielFrommer

Däbritz betont: „Alles, was Sie hier an Automatisierung sehen, bauen wir selbst – mechanisch, elektrisch und programmiert.“ Kein externer Dienstleister, keine halbgaren Insellösungen. Diese Eigenleistung ist Teil des Erfolgsrezepts – und Ausdruck einer Haltung: Wer wirklich effizient, innovativ und nachhaltig sein will, muss die Prozesse bis ins Detail verstehen.

Varioplast ist kein Unternehmen, das grüne Etiketten auf Produkte klebt. Hier wird Nachhaltigkeit gelebt – messbar, dokumentiert, geprüft. Dank intelligenter Prozessvernetzung konnte der Primärenergieverbrauch im Produktionsverfahren um 74 Prozent gesenkt werden. Der CO₂-Ausstoß – gemessen am sogenannten GWP100-Wert – ging um 72 Prozent zurück. Das Süddeutsche Kunststoffzentrum bestätigt: Diese Produktionsweise schont Ressourcen und Umwelt in beachtlichem Ausmaß.

Geothermie kühlt die Maschinen, deren Abwärme wiederum die Hallen heizt. Regenwasser fließt durch die Toilettenspülungen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach speist den Eigenverbrauch. Und für 2025 sind Batteriespeicher und Schnellladesäulen in Planung. In Ötisheim ist Industrie nicht Feind, sondern Partner der Natur.

Die Automobilbranche, lange ein zentraler Absatzmarkt, ist im Umbruch. Varioplast reagiert nicht mit Abwarten, sondern mit Aufbruch. Die Gründung von „Varioplast non Automotive“ ist ein strategischer Schritt in neue Märkte – Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Umwelttechnik. Dass dies kein leeres Versprechen ist, zeigt sich an der klaren Umsatzstrategie: Bis 2025 will man 17 Millionen Euro erreichen, rund die Hälfte davon bereits außerhalb der Automobilindustrie.

Ein Unternehmen, das auf Zukunft programmiert ist: Varioplast in Ötisheim.
Foto:GerdLache

„Wir sind in Ötisheim wettbewerbsfähig“, sagt Däbritz. Und zwar nicht, weil man Billiglohnstrategien verfolgt – sondern weil man intelligenter produziert. Die Geschichte des Unternehmens ist auch eine Geschichte familiärer Kontinuität. Pierre Däbritz, Sohn des Geschäftsführers, hat Kunststofftechnik und Wirtschaftsingenieurwesen studiert – und steht bereit, die Innovationsgeschichte fortzuschreiben. Er tritt in große Fußstapfen – aber auf einem Weg, der bereits klar vorgezeichnet ist: nachhaltig, vernetzt, zukunftsfähig.

Varioplast ist ein Paradebeispiel dafür, was ein mittelständisches Unternehmen leisten kann, wenn es bereit ist, sich ständig neu zu erfinden. Die Kombination aus technischer Exzellenz, nachhaltigem Denken, strategischer Diversifikation und familiärer Führung macht das Unternehmen zu einem der „Hidden Champions“, wie sie im Ländle geschätzt und gebraucht werden.


Mit der Serie „ZukunftsMacher aus dem Schwarzwald“ präsentiert das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald in loser Folge inspirierende Best-Practice-Reportagen über Unternehmen der Region, die den aktuellen wirtschaftlichen Wandel nicht nur annehmen, sondern aktiv gestalten und so neue Maßstäbe für die Zukunft setzen.


Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald

TraFoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH (WFG) ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.

Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Senioren der Wirtschaft sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.

www.trafonetz.de

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