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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Crazy thing: Mutter-Dasein ist kein Handicap

Wenn man mit Müttern spricht, die berufstätig sind, hört man öfter mal, dass sie sich wie Angestellte zweiter Klasse vorkommen. Mit ihrem Post "Stellt doch bitte mehr Mütter ein" sorgte Alicia Lindner, geschäftsführende Gesellschafterin der Börlind GmbH (Calw), vor kurzem auf der Businessplattform LinkedIn für Furore. WirtschaftsKRAFT sprach mit ihr u.a darüber, warum sie die Mamas bei Börlind nicht mehr hergeben würde und über Fehler im System.
"Ich gebe unsere Mamas nicht her!", sagt Alica Lindner, Co-CEO Börlind GmbH. Foto: ©Sven-Cichowicz

08.11.2022

WirtschaftsKRAFT: Warum werden Mütter auch heutzutage manchmal noch als Angestellte zweiter Klasse behandelt?

Alicia Lindner: Leider wird Müttern heute in vielen Unternehmen zu wenig zugetraut. Die Doppelbelastung durch Job und Kind wird als Manko gesehen. Mamas wird automatisch die Care-Arbeit angedichtet. Kind-Krank-Tage und schlechte Betreuungsmöglichkeiten führen dazu, dass Mütter oft auf dem Abstellgleis landen. Wir müssen doch bitte die Systeme und Denkweisen ändern, um endlich was zu ändern. Unsere Kinder sind im Kindergarten und mein Mann kümmert sich nachmittags um unsere drei. Geht auch. 

WirtschaftsKRAFT: Sie sind selbst Mutter von drei Kindern? Wie bekommen Sie den täglichen Spagat hin?

Alicia Lindner: Unsere Kinder sind im Kindergarten und mein Mann kümmert sich nachmittags um unsere drei. Geht auch. 

WirtschaftsKRAFT: Was für einen Blödsinn mussten Sie sich schon anhören?

Alicia Lindner: Interessanterweise haben Männer oder Frauen ohne Kinder oftmals Angst, dass sie benachteiligt werden, wenn Mütter nicht mehr diskriminiert werden. Gleichberechtigung heißt aber eben Teilhabe aller. Das System ist falsch, nicht die Menschen darin. 

WirtschaftsKRAFT: Was sind Mom-Skills die bei Börlind groß geschrieben werden?

Alicia Lindner: Ich erlebe viele Mütter als sehr organisiert und effizient. Aber auch ein Blick für die wirklich wichtigen Themen zeichnet Mamas oftmals aus. 

Ich liebe die Grundeinstellung vieler Mütter: „Also bitte. Ich habe ein Kind geboren. Dann werde ich DAS Thema hier auch gewuppt bekommen.“ Bei Börlind sind Mamas Abteilungsleiterinnen, Führungskräfte, Teammitglieder – natürlich in Voll- oder Teilzeit. Ich gebe unsere Mamas nicht her!

WirtschaftsKRAFT:Wie schafft Börlind für Mütter gute Rahmenbedingungen?

Alicia Lindner: Wir versuchen passende Lösungen zu finden – je nach Jobprofil und individueller Situation. Mamas nutzen bei uns natürlich unsere Gleitzeit und flexibles mobiles Arbeiten, was vielen hilft. 

WirtschaftsKRAFT: Gibt es bei Ihnen Führungskräfte in Teilzeit? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Alicia Lindner: Wir haben gleich zwei Abteilungsleiterinnen in Teilzeit. Die Teams unterstützen natürlich stark, aber das ist ja auch Sinn der Sache. 

WirtschaftsKRAFT: Was wünschen Sie sich von HR-Abteilungen?

Alicia Lindner: Ich wünsche mir von HRlern, dass sie Frauen mit Kindern als zusätzlich qualifizierte Bewerberinnen verstehen lernen- und eben nicht als Arbeitskräfte 2. Klasse. 

Das Interview führte Tanja Meckler.

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