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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Club of Rome Ehrenpräsident Ulrich von Weizsäcker zu Gast an der Hochschule Pforzheim

Von einem, der seit Jahrzehnten mit ansehen muss, was in Sachen Klimaschutz weltweit falsch gemacht wird, könnte man eine Moralpredigt erwarten. Aber Professor Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker streute im Audimax der Hochschule Pforzheim am Mittwochabend (27.04.2022 ) viel Charme und Witz in seine Analysen ein.
Gemeinsam mit Rektor Prof. Dr. Ulrich Jautz begrüßten die wissenschaftlichen Leiterinnen Prof. Dr. Christa Wehner (rechts) und Prof. Dr. Frauke Sander Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker im Studium Generale der Hochschule Pforzheim. Foto: Axel Grehl / Hochschule Pforzheim

Als einen „Pionier der deutschen Umweltpolitik“ stellt Professorin Dr. Frauke Sander den Ehrenpräsidenten des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, zu Beginn dem Publikum vor, der in seinem Vortrag „Eine neue Aufklärung für die volle Welt – 50 Jahre „Grenzen des Wachstums“ von der Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels berichtet und mehr
Balance zwischen Wachstum und Klimaschutz fordert. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Reuchlinjahres 2022 in Kooperation mit dem Kulturamt Pforzheim statt.
Die Korrelation zwischen Co2-Konzentration und Temperaturanstieg stellt von Weizsäcker zu Beginn vor, um dem Publikum den evidenten Zusammenhang auch als Argument gegen Leugner des menschengemachten Klimawandels an die Hand zu geben. „Mit guter
Naturwissenschaft müssen wir jenen entgegnen, die mit gewissen Interessen ideologisch dagegen argumentieren“, beruft sich von Weizsäcker auf die Fakten. Die Suffizienz, die Genügsamkeit, als Ausweg aus dem Wachstumsparadigma, habe leider niemand auf der Agenda. Doch gerade Wachstum und Anstieg der Co2-Konzentration hingen eng zusammen,
und damit die Erderwärmung. „Der marktwirtschaftliche Gedanke, dass das Schnellste und Billigste das Beste ist, ist nachvollziehbar, aber eben auch gefährlich.“

„Schauen wir uns doch an, was seit 1972 geschehen ist. Die Weltbevölkerung ist gewachsen, gleichzeitig sinkt die Zahl der verfügbaren Ressourcen. Das ist ein Teufelskreis.“
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident des Club of Rome


Der promovierte Physiker nahm 1972 einen Ruf der Universität Essen auf einen Lehrstuhl für Biologie an, bevor er wenige Jahre später Präsident der Universität-Gesamthochschule Kassel wurde. Seit Beginn der 1980er Jahre übernahm er Leitungspositionen an verschiedenen zentralen Institutionen der Umweltpolitik wie dem UNO-Zentrum für Wissenschaft und
Technologie in New York, dem Institut für Europäische Umweltpolitik und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Von 2012 bis 2018 war er Co-Präsident, heute ist er Ehrenpräsident des Club of Rome. Der Club of Rome wurde 1972 mit seinem schockierenden Buch „The Limits to Growth“ sehr berühmt. „Denn, dass höher, schneller weiter einmal ein Ende
haben könnten, passte damals überhaupt nicht in die Köpfe dieser Zeit“, erinnert er sich. Und genau deshalb müsse man etwas tun, müssten politische Heldentaten her. „Schauen wir uns doch an, was seit 1972 geschehen ist. Die Weltbevölkerung ist gewachsen, gleichzeitig sinkt die Zahl der verfügbaren Ressourcen. Das ist ein Teufelskreis“, sagt von Weizsäcker mit Sorgenfalten auf der Stirn. Während sich die Zahl der Menschen verdreifacht habe, sei der Konsum um ein zehnfaches angestiegen. Welche Gefahren davon ausgehen, skizziert von
Weizsäcker mit konkreten Beispielen: Ernteausfälle, Flutkatastrophen, Waldbrände und der fortschreitende Anstieg der Meeresspiegel. „Alles Folgen unseres Lebensstils.“

Die seit den 1950er Jahren so volle Welt brauche daher eine neue Aufklärung, fordert von Weizsäcker und wird im zweiten Teil seines Vortrags philosophisch und gleichzeitig hoffnungsvoll. Es sei ein gutes Zeichen, wenn Papst Franziskus 2015 in seiner Enzyklika „Laudato Si“ die großen Gefahren benenne, denen die Schöpfung ausgesetzt sei. „Im Kern
schreibt der Papst: Die auf Geiz und totalen Wettbewerb fußende Wirtschaft zerstört unser gemeinsames Haus´“, so von Weizsäcker. „Das können wir doch nicht wollen.“

Langanhaltender Applaus und zahlreiche Nachfragen aus dem Publikum würdigen den brillanten Vortrag Ernst Ulrich von Weizsäckers und zeigten, dass die Professorinnen Dr. Christa Wehner und Dr. Frauke Sander wieder einmal den Nerv des Publikums getroffen haben.

Das Studium Generale setzt sein Programm mit einem Doppelvortrag an zwei aufeinander folgenden Tagen, am 10. und 11. Mai, fort. Ausnahmsweise an einem Dienstag, 10. Mai um 19 Uhr, findet der wegen Corona verschobene Vortrag „Hitze, Dürre, Starkregen – Sind wir noch zu
retten?!“ des bekannten Wettermoderators Sven Plöger statt. Einen Tag darauf folgt die Veranstaltung mit dem Titel „Luxus: zwischen Exklusivität und Allgegenwärtigkeit“ von Prof. Dr. Fernando Fastoso im Studium Generale.

Alle Informationen zu den Vorträgen des Studium Generale finden Sie unter:

https://www.hs-pforzheim.de/hochschule/oeffentlichkeit/studium_generale

pm/tm

 Gut gelaunt mit Charme und Witz sprach Ernst Ulrich von Weizsäcker im Studium Generale. Foto: Mario Schmidt / Hochschule Pforzheim
Gut gelaunt mit Charme und Witz sprach Ernst Ulrich von Weizsäcker im Studium Generale. Foto: Mario Schmidt / Hochschule Pforzheim

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