Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 14.03.2021
Mit insgesamt 3,74 Millionen Mitgliedern in den Genossenschaftsbanken des Südwestens ist mehr als jeder dritte Baden-Württemberger genossenschaftlich bei einem der Institute eingetragen.
An den Zahlen der 159 Volksbanken und Raiffeisenbanken unter dem Dach des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) ist abzulesen, dass die Verbraucher im Lockdown kaum Gelegenheit zum Geld ausgeben hatten.
BWGV-Präsident Roman Glaser sagt: „An der Entwicklung der Kundeneinlagen zeigt sich, dass die Menschen durch die Corona-Einschränkungen spürbar weniger konsumieren konnten und dass sie durch die Krise auch ihre Sparquote erhöht haben.“ Trotz der extrem niedrigen Zinsen am Markt seien die Einlagen mit einem Plus von 6,9 Prozent auf 141,6 Milliarden Euro deutlich gestiegen.
Ganz besonders im Corona-Jahr 2020 sei zu spüren gewesen, dass die digitalen Zugangswege zu den Volksbanken und Raiffeisenbanken an Bedeutung gewännen. Die Pandemie habe „viele Kunden vom Filialbesuch abgehalten“, so Glaser. Die Zahl der Online-Konten sei innerhalb nur eines Jahres um fünf Prozent gestiegen. Jedoch entscheide der Kunde „welchen Kanal er letztlich für welchen Vorgang nutzen möchte: persönlich, digital oder persönlich-digital“. Die Zahl der Bankstellen hat sich dem BWGV zufolge um 133 auf 2.374 (davon 745 SB-Stellen) verringert.
60 Prozent der Kunden nutzen mittlerweile Online-Banking.
Roman Glaser, BWGV-Präsident
Ein weiterer Trend zeige sich an der rückläufigen Nutzung der Geldausgabeautomaten: „Bargeldloses Zahlen ist im Aufschwung.“
Unterdessen hätten die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg zusammen mit der DZ Bank für ihre Kunden im Jahr 2020 mehr als 6.700 Anträge für Corona-Hilfskredite der KfW und der L-Bank mit einem Volumen von insgesamt 2,1 Milliarden Euro gestellt, davon 1,7 Milliarden Euro bereits zugesagt und 1,3 Milliarden Euro schon ausgezahlt.
Allerdings werde insbesondere für die konsumnahen Unternehmen die finanzielle Luft immer dünner. So stelle sich für die Geldinstitute auch die Frage, ob Kredite, selbst bei günstigen Konditionen, überhaupt zurück bezahlt werden könnten.
Die Kredite der Genossenschaftsbanken an Unternehmen hätten um 5 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro zugelegt, die an Privatpersonen um 6,6 Prozent auf 65,8 Milliarden Euro. Haupttreiber sei die Immobilien-Finanzierung gewesen.
Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie auch Sparkassen werden dem BWGV-Präsidenten zufolge durch administrative Aufgaben wie Dokumentationspflichten, Anlegerschutzvorgaben oder Melde- und Beauftragtenwesen weit über Gebühr belastet. „Noch weitaus mehr schadet die fatale Zinspolitik der Europäischen Zentralbank aber den Bankkunden“, sagt Glaser. Denn die größten Verlierer dieser Entwicklung seien die Sparer, da traditionelle und sichere Anlagen wie Festgeld, Tagesgeld oder Sparbücher seit Jahren kaum noch Ertrag bringen. „Ein ausreichendes Sparen fürs Alter wird vor diesem Hintergrund massiv erschwert.“
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken lehnen nach wie vor jede Form der Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in der Eurozone ab. „Dies ist auch der Fall, wenn eine solche Einführung durch die Hintertür droht – wie es sich nun im Rahmen der EU-Pläne zum Krisenmanagement für in Schieflage geratene Banken andeutet. Die EU-Kommission setzt massiv das Vertrauen der Sparer aufs Spiel“, sagt BWGV-Präsident Glaser.
Der Grund für das Nein: „Mit einer europäischen Einlagensicherung müssten Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken für andere europäische Banken – mit zum Teil riskanten Geschäftsmodellen – haften. Das ist in höchstem Maße ungerecht und geht klar auf Kosten der Sparer in Deutschland.“
Zudem sei ein solcher Schritt überhaupt nicht notwendig: Durch die bundesweite Institutssicherung garantierten die Genossenschaftsbanken – ebenso wie die Sparkassen mit einem ähnlichen System – seit fast 90 Jahren die Existenz aller Institute der Gruppe und somit alle Kundengelder in unbegrenzter Höhe.
Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband ist als eingetragener Verein organisiert und verfolgt das Ziel, die Interessen der einzelnen Mitglieder zu vertreten und gemeinsame Ziel- oder Wertvorstellungen zu erreichen. Der BWGV ist Dienstleister für seine Mitglieder, die Volksbanken und Raiffeisenbanken, die landwirtschaftliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften und die gewerbliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften in Baden-Württemberg. Weitere Mitglieder sind Unternehmen anderer Rechtsformen, die sich ganz oder überwiegend in der Hand eingetragener Genossenschaften (eG) befinden oder dem Genossenschaftswesen dienen.
Der BWGV betreibt in Karlsruhe-Rüppurr eine Akademie für berufliche Weiterbildung.
Von Gerd Lache | 14.03.2021
Wenn von den privaten Kreditnehmern investiert wurde, dann in Haus und Hof.
Mit insgesamt 3,74 Millionen Mitgliedern in den Genossenschaftsbanken des Südwestens ist mehr als jeder dritte Baden-Württemberger genossenschaftlich bei einem der Institute eingetragen.
An den Zahlen der 159 Volksbanken und Raiffeisenbanken unter dem Dach des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) ist abzulesen, dass die Verbraucher im Lockdown kaum Gelegenheit zum Geld ausgeben hatten.
BWGV-Präsident Roman Glaser sagt: „An der Entwicklung der Kundeneinlagen zeigt sich, dass die Menschen durch die Corona-Einschränkungen spürbar weniger konsumieren konnten und dass sie durch die Krise auch ihre Sparquote erhöht haben.“ Trotz der extrem niedrigen Zinsen am Markt seien die Einlagen mit einem Plus von 6,9 Prozent auf 141,6 Milliarden Euro deutlich gestiegen.
Ganz besonders im Corona-Jahr 2020 sei zu spüren gewesen, dass die digitalen Zugangswege zu den Volksbanken und Raiffeisenbanken an Bedeutung gewännen. Die Pandemie habe „viele Kunden vom Filialbesuch abgehalten“, so Glaser. Die Zahl der Online-Konten sei innerhalb nur eines Jahres um fünf Prozent gestiegen. Jedoch entscheide der Kunde „welchen Kanal er letztlich für welchen Vorgang nutzen möchte: persönlich, digital oder persönlich-digital“. Die Zahl der Bankstellen hat sich dem BWGV zufolge um 133 auf 2.374 (davon 745 SB-Stellen) verringert.
60 Prozent der Kunden nutzen mittlerweile Online-Banking.
Roman Glaser, BWGV-Präsident
Ein weiterer Trend zeige sich an der rückläufigen Nutzung der Geldausgabeautomaten: „Bargeldloses Zahlen ist im Aufschwung.“
Unterdessen hätten die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg zusammen mit der DZ Bank für ihre Kunden im Jahr 2020 mehr als 6.700 Anträge für Corona-Hilfskredite der KfW und der L-Bank mit einem Volumen von insgesamt 2,1 Milliarden Euro gestellt, davon 1,7 Milliarden Euro bereits zugesagt und 1,3 Milliarden Euro schon ausgezahlt.
Allerdings werde insbesondere für die konsumnahen Unternehmen die finanzielle Luft immer dünner. So stelle sich für die Geldinstitute auch die Frage, ob Kredite, selbst bei günstigen Konditionen, überhaupt zurück bezahlt werden könnten.
Die Kredite der Genossenschaftsbanken an Unternehmen hätten um 5 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro zugelegt, die an Privatpersonen um 6,6 Prozent auf 65,8 Milliarden Euro. Haupttreiber sei die Immobilien-Finanzierung gewesen.
Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie auch Sparkassen werden dem BWGV-Präsidenten zufolge durch administrative Aufgaben wie Dokumentationspflichten, Anlegerschutzvorgaben oder Melde- und Beauftragtenwesen weit über Gebühr belastet. „Noch weitaus mehr schadet die fatale Zinspolitik der Europäischen Zentralbank aber den Bankkunden“, sagt Glaser. Denn die größten Verlierer dieser Entwicklung seien die Sparer, da traditionelle und sichere Anlagen wie Festgeld, Tagesgeld oder Sparbücher seit Jahren kaum noch Ertrag bringen. „Ein ausreichendes Sparen fürs Alter wird vor diesem Hintergrund massiv erschwert.“
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken lehnen nach wie vor jede Form der Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in der Eurozone ab. „Dies ist auch der Fall, wenn eine solche Einführung durch die Hintertür droht – wie es sich nun im Rahmen der EU-Pläne zum Krisenmanagement für in Schieflage geratene Banken andeutet. Die EU-Kommission setzt massiv das Vertrauen der Sparer aufs Spiel“, sagt BWGV-Präsident Glaser.
Der Grund für das Nein: „Mit einer europäischen Einlagensicherung müssten Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken für andere europäische Banken – mit zum Teil riskanten Geschäftsmodellen – haften. Das ist in höchstem Maße ungerecht und geht klar auf Kosten der Sparer in Deutschland.“
Zudem sei ein solcher Schritt überhaupt nicht notwendig: Durch die bundesweite Institutssicherung garantierten die Genossenschaftsbanken – ebenso wie die Sparkassen mit einem ähnlichen System – seit fast 90 Jahren die Existenz aller Institute der Gruppe und somit alle Kundengelder in unbegrenzter Höhe.
Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband ist als eingetragener Verein organisiert und verfolgt das Ziel, die Interessen der einzelnen Mitglieder zu vertreten und gemeinsame Ziel- oder Wertvorstellungen zu erreichen. Der BWGV ist Dienstleister für seine Mitglieder, die Volksbanken und Raiffeisenbanken, die landwirtschaftliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften und die gewerbliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften in Baden-Württemberg. Weitere Mitglieder sind Unternehmen anderer Rechtsformen, die sich ganz oder überwiegend in der Hand eingetragener Genossenschaften (eG) befinden oder dem Genossenschaftswesen dienen.
Der BWGV betreibt in Karlsruhe-Rüppurr eine Akademie für berufliche Weiterbildung.
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