Zitat Autor
Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

Newsletter Anmeldung

+ monatliche Erscheinung
+ aktuelle Themen und wichtige Termine
+ neue Unternehmensportraits und Unternehmensprofile
Datenverarbeitungshinweis*

Bauwirtschaft nimmt mit KI Kurs auf vollautomatisierte Baustelle

Künstliche Intelligenz ermöglicht ein digitales und vernetztes Datenmanagement in der Bauwirtschaft. Wie nützlich dies vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen ist, zeigt das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordinierte Projekt „SDaC – Smart Design and Construction“. Bei einem Abschluss-Event wurden die Projektergebnisse präsentiert.
Forschende des KIT haben eine Plattform entwickelt, die mittelständischen Unternehmen hilft, Dokumente zu digitalisieren und zu strukturieren. Bei einem Abschlussevent wurden nun die Projektergebnisse vorgestellt. Foto: SDaC

26.09.2023

Ziel des Projektes ist es, gängige Datenformate mit KI so aufzubereiten, dass Unternehmen über eine niedrige Eintrittsschwelle innovative Technologien einsetzen und durch eine nahtlose Datenübertragung ihre Dokumente effizient digitalisieren und organisieren können. Das CyberForum mit seinem Netzwerk bringt als Konsortialpartner gebündelte Expertise zur Entwicklung von Netzwerken und Ökosystemen mit ein.

Wie kann die Bauindustrie von KI profitieren? Dieser Fragestellung hatte sich SDaC, das vom Institut für Technologie und Management im Baubetrieb (TMB) am KIT koordiniert wurde, in den vergangenen dreieinhalb Jahren verschrieben. Hauptanliegen des interdisziplinären Forschungsprojektes, bestehend aus mehr als 40 Projektpartnern, war es, eine Plattform sowie konkrete Anwendungen mit Methoden der Künstlichen Intelligenz zu entwickeln, die einen Beitrag zur digitalen Transformation der Bauwirtschaft leisten werden. Dabei wurden zahlreiche Anwendungsszenarien erkannt, in denen die Integration von KI signifikante Fortschritte in der Bauindustrie ermöglicht.

„Wir haben eine Plattform entwickelt, auf der sich unter anderem Projektdokumente, wie beispielsweise PDF-Lieferscheine, digitalisieren und strukturieren lassen“, so Professor Shervin Haghsheno, wissenschaftlicher Leiter von SDaC am TMB. „Mit SDaC haben wir die Mehrwerte von KI gezeigt, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Gerade diese haben mit vielen Datenformaten zu tun, die häufig nicht digital und strukturiert vorliegen“, betont Projektleiterin Svenja Lauble vom TMB.

Um die Vorteile von KI in der Bauwirtschaft hautnah erlebbar zu machen, haben die Projektbeteiligten von SDaC neun KI-Demonstratoren entwickelt, die Organisationen in der Bauwirtschaft bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten zu unterstützen. Diese Demonstratoren stehen auf der Plattform kostenlos zum Testen zur Verfügung. Darüber hinaus ist geplant, diese Anwendungsfälle auch nach Projektabschluss in der Praxis zu erproben und die gewonnenen Erkenntnisse in die gesamte Branche zu tragen.

Zusätzlich haben die Projektbeteiligten in SDaC eine Übersicht von 230 Softwareunternehmen erstellt, die sich mit KI für die Bauwirtschaft befassen. Auf einer Seite können KI-Expertinnen und Experten ihre Leistungen für Bau- oder Bausoftwareunternehmen anbieten. Schulungen und Netzwerkveranstaltungen werden ebenfalls organisiert. Auf der Basis des Demonstrators „Lieferscheine digitalisieren“ haben die Forschenden zudem eine App realisiert, die ab Herbst 2023 in den App-Stores zum Download bereitsteht. Jede Baustelle erhält Lieferscheine im Papierformat, die zur Rechnungsprüfung und Dokumentation manuell aufbereitet werden müssen – die App bietet eine einfache Möglichkeit, sie zu digitalisieren.

Mehr baggern – weniger Büroprozesse

„Wir setzen zwar täglich die modernsten digitalen Tools ein – dennoch haben wir uns in Wirklichkeit nur das Papierchaos auf den Bildschirm geholt“, sagt Dominik Steuer, Geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Steuer Group im Rahmen der Veranstaltung. „Diese Fragmentierung der Anwendungen ist ein großes Problem. Was wir wollen, ist: mehr baggern – und weniger Büroprozesse.“

Dass der Einsatz von KI Transparenz erfordert, betonte Dr. Klaus Glasmacher vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dass das Projekt über dreieinhalb Jahre mit rund neun Millionen Euro gefördert hat. KI ist nur anwendbar, wenn man Daten hat. Sich darauf einzulassen, Daten zu teilen, um neue Geschäftsmodelle zu etablieren – an diesem harten Weg führt für die Bauwirtschaft in Deutschland nichts vorbei.“

Folgeprojekt befasst sich mit intelligenten Sanierungsmaßnahmen

Einzelne in SDaC entstandene Demonstratoren werden im Folgeprojekt „NaiS – Nachhaltige intelligente Sanierungsmaßnahmen“ weiterentwickelt, das ebenfalls vom KIT koordiniert wird. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projekt verknüpft Daten aus verschiedenen Quellen mithilfe von KI-Technologien auf einer digitalen Plattform, um Sanierungsmaßnahmen objektiv zu bewerten und zu optimieren.

Aus dem Projekt SDaC heraus hat sich außerdem das Start-up Valoon in Dortmund gegründet. Sein Ziel ist, Informationen aus bestehenden Kommunikationskanälen wie WhatsApp intelligent aufzubereiten und zu strukturieren.

pm/tm

Jetzt Newsletter abonnieren und von vielen Vorteilen profitieren!