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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Bauwirtschaft in Baden-Württemberg fordert dringendes politisches Handeln

„Die Krise im Wohnungsbau hat das Baujahr 2023 regelrecht verhagelt. Hohe Material- und Energiepreise, gestiegene Bauzinsen sowie eine deutlich verschlechterte staatliche Wohnungsbauförderung haben zu einem drastischen Nachfrageeinbruch in dieser wichtigen Sparte geführt“, erklärt Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg.
Bauwirtschaft blickt auf schwieriges Jahr 2023 zurück. Foto: Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V.

22.02.2024

Die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg zieht eine gemischte Bilanz für das Baujahr 2023. Obwohl der baugewerbliche Umsatz nominal um 4,9 % gestiegen ist, entspricht dies preisbereinigt einem leichten Rückgang. Besonders alarmierend sei die Entwicklung im Wohnungsbau: Die Umsätze in dieser Sparte stiegen nur noch um 1,6 % im Vergleich zu einem Anstieg von 9,3 % im Vorjahr. Die kontinuierlich rückläufige Umsatzentwicklung von Juli bis Dezember 2023 wird als Krise im Wohnungsbau bezeichnet.

Auch andere Bereiche wie der Wirtschaftshochbau, der Straßenbau und der Sonstige Tiefbau hätten enttäuschende Umsatzergebnisse verzeichnet. Positiv hervorzuheben sei jedoch der Bau von Stromtrassen und der Ausbau der Schienenwege im Rahmen der Energie- und Mobilitätswende, die zu einer positiven Umsatzentwicklung im Wirtschaftstiefbau beitrugen. Auch der öffentliche Hochbau konnte deutlich zulegen.

Besorgniserregend seien jedoch die stark rückläufigen Auftragseingänge im Wohnungsbau, die im Vergleich zu anderen Bausparten am schlechtesten abschneiden

„Die Lage im Wohnungsbau ist vor allem vor dem Hintergrund des anhaltenden Wohnraummangels katastrophal. Die Wohnungsnot droht sich weiter zu verschärfen. Gleichzeitig leiden die in diesem Bereich tätigen Bauunternehmen – trotz des hohen Baubedarfs – unter Auftragsmangel. Wenn sich die Situation
nicht bald bessert, müssen wir mit steigenden Insolvenzen und Arbeitslosenzahlen in der Bauwirtschaft rechnen“, warnt Möller

Er sieht die Politik in der Pflicht, dringend Maßnahmen zu ergreifen, darunter eine degressive Abschreibung im Mietwohnungsbau, die Aussetzung der Grunderwerbsteuer, eine Ausweitung der Förderprogramme und ein Abbau von Bürokratie und Regulierungen.

Um auf diesen Handlungsbedarf aufmerksam zu machen, plant das Bündnis „Impulse für den Wohnungsbau“ am 1. März 2024 in Stuttgart den Aktionstag „Lasst uns wieder Wohnungen bauen – Mehr Förderung für den Wohnungsbau!“ an dem 16 Organisationen der Baubranche teilnehmen werden.

In Anbetracht des politischen Stillstands äußert Möller scharfe Kritik an der Sitzung des Vermittlungsausschusses am 21.02.2024. „Wir waren zuversichtlich, dass Ampel und Union eine Lösung für die degressive Abschreibung als wichtigen Hebel zur Bekämpfung der Wohnungsbaukrise finden würden. Nun bleibt diese zentrale Maßnahme in der Schwebe. Ob das Wachstumschancengesetz im Bundesrat eine Mehrheit findet, steht in den Sternen.“

Der Hauptgeschäftsführer appelliert nun an die politischen Parteien, schnellstmöglich gemeinsam eine Lösung zu finden. „Die degressive Abschreibung ist ein unverzichtbarer Baustein, um den stotternden Konjunkturmotor im Wohnungsbau wieder auf Touren zu bringen. Deshalb muss sie jetzt kommen. Nur mit wirksamen Gegenmaßnahmen kann der anhaltende Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen und Auftragseingängen umgekehrt werden“, so Thomas Möller.

pm

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