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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Anonyme Strafanzeige gegen Manager des Pforzheimer Klingel-Versands

Pforzheim. Die Pleite des Pforzheimer Versandhauses beschäftigt jetzt auch die Justiz. Möglicher Insider erhebt Vorwürfe wegen angeblicher Fahrlässigkeit und Insolvenzverschleppung.
Klingel-Gebäude. Foto: Röhr, Pforzheimer Zeitung

06.09.2023

von Lothar Neff, Pforzheimer Zeitung

„Ich kann Ihnen bestätigen, dass die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe einging“, teilte Staatsanwalt Fabian Schür auf Anfrage der PZ mit. Es handelt sich dabei um eine anonyme Strafanzeige wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Unternehmertätigkeit gemäß Paragraf 266 Strafgesetzbuch und Paragraf 43 Handelsgesetzbuch. Der Vorwurf richtet sich gegen drei Geschäftsführer der K-Mail Order GmbH&Co KG, die sich seit Mai in der Insolvenz befindet. Die Klingel-Geschäftsführung wollte sich gegenüber der PZ nicht zu dem Vorwurf äußern.

Massive Umsatzeinbrüche

Der inzwischen ausgeschiedene Sven Axel Groos (CEO) habe in Abstimmung mit dem Beirat der Klingel-Gruppe umfangreiche Softwareprodukte eingeführt, ohne die erforderlichen Maßnahmen zur Gewährleistung eines reibungslosen Übergangs zu ergreifen. Stattdessen seien alle bestehenden Softwareprogramme (Host und Kapor) abrupt am 30. Juli 2022 abgeschaltet worden, ohne dass das neue System ausreichend auf seine Funktionalität und Stabilität überprüft worden sei, heißt es in der Anzeige.

Die Handlung der Geschäftsführung erfülle den Tatbestand der „grob fahrlässigen Unternehmertätigkeit, da sie die gebotene Sorgfaltspflicht in besonders schwerem Maße verletzt haben“. Die negativen Auswirkungen auf das Unternehmen, die Mitarbeiter, Kunden, die Wirtschaft und die Sozialkassen seien evident und zeigten die Unverantwortlichkeit der Vorgehensweise, behauptet der anonyme Anzeigenerstatter, der offenbar über Insiderwissen verfügt. Seine Darstellung über die IT-Probleme wird auch aus Mitarbeiterkreisen bestätigt.

Tatsächlich hatte die Umstellung des Softwaresystems in der Klingel-Gruppe massive Probleme verursacht und zu einem prozentual zweistelligen Umsatzeinbruch – und letztlich wohl auch zur Insolvenz – geführt. Noch Mitte März 2023 habe die Geschäftsführung intern und gegenüber der Presse kommuniziert, dass die Finanzierung des Unternehmens gesichert sei. Hier seien sowohl Mitarbeiter als auch die Lieferanten arglistig getäuscht worden, heißt es in der Strafanzeige, die der PZ vorliegt.

Die Unternehmensleitung hatte am Montag mitgeteilt, dass der Geschäftsbetrieb Ende Januar 2024 eingestellt wird und rund 1300 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz im Versandhandel verlieren. Zudem haben Sven Axel Groos (CEO) und Sven Christian Andrä (DCO), der für die IT verantwortliche Manager, im laufenden Insolvenzverfahren ihre Posten in der Geschäftsführung aufgegeben.

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