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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Angespannt: RS-Virus Welle fordert Kinderkliniken in der Region

Kinderstationen des Helios Klinikum Pforzheim spürt die RS-Virus Welle (Respiratorisches Synzytial-Virus) deutlich. Auch in der Franz-Lust-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Städtischen Klinikum Karlsruhe stellen sich aktuell sehr viele Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder mit Atemwegserkrankungen vor.
Symbolbild. Europaweit steigen die Infektionen mit dem Respiratorischen Synztial-Virus (RSV) bei Säuglingen und Kleinkindern an. Foto: Markus Kümmerle, Städtisches Klinikum Karlsruhe

06.12.2022

"Da die Belegungssituation auch in anderen Kinderkliniken angespannt ist, erhalten wir zwischenzeitlich auch Anfragen aus weit entfernten Kinderkliniken zur Übernahme von Patienten mit einer RS-Vireninfektion."
Dr. Paul Vöhringer, Kommissarischer Direktor der Franz-Lust-Klinik

Viele Kinder mit schweren Atemwegserkankungen

Aktuell müssen durchschnittlich 90 bis 100 Patienten in 24 Stunden in der Kindernotaufnahme (KINA) versorgt werden, wovon sich bei 20 bis 25 Patienten eine stationäre Aufnahme anschließt.

Städtisches Klinikum Karlsruhe

„Wegen der vielen stationären Aufnahmen sind zunehmend auch die vorhandenen Krankenhausbetten für Patienten mit anderen Erkrankungen knapp, weshalb wir beispielsweise auch Kinder und Jugendliche auf die kinderchirurgischen Stationen verlegen“, verdeutlicht Dr. Paul Vöhringer, Kommissarischer Direktor der Franz-Lust-Klinik. „Teilweise müssen bereits geplante Klinikaufenthalte abgesagt werden und die Patienten müssen mit längeren Wartezeiten in der KINA rechnen.“

Vor allem Säuglinge unter einem Jahr und Kleinkinder unter drei Jahren, erkranken an dem RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus). Eine besonders gefährdete Risikogruppe stellen Frühgeborene sowie herz- und lungenkranke Kleinkinder dar. Zudem beobachten die Behandlungsteams vermehrt kombinierte Infektionen von RS-Viren und Influenza.

Die rasant steigenden Fallzahlen stellen auch die Kinderklinik des Helios Klinikum Pforzheim vor besondere Herausforderungen.

Aktuell seien mehr als die Hälfte der Kinder, die in Pforzheim versorgt werden, an Atemwegsinfekten, insbesondere RSV-Infektionen, erkrankt, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums.

Betroffene Kinder müssen isoliert und intensiv betreut werden und binden somit hohe Raum- und Personalkapazitäten. Da alle Kinderkliniken vor den gleichen Herausforderungen stehen, können Kinder bei Erreichen der Kapazitätsgrenzen in der Regel nicht in umliegende Kliniken verlegt werden.

Helios Klinikum Pforzheim

Bei betroffenen Kleinkindern wird am Helios Klinikum Pforzheim ein Elternteil mit aufgenommen. Vater oder Mutter können dann bei der Basisversorgung unterstützen. So kann sich das Behandlungsteam der Kinderklinik gezielt auf die medizinische Versorgung der kleinsten PatientInnen konzentrieren.

Kinderklinik in Baden-Baden-Balg voll

Die Situation in der Kinderklinik des Klinikums Mittelbaden ist ebenfalls angespannt. Seit etwa drei Wochen verzeichnet das Team einen erhöhten Anstieg aufgrund des RS-Virus. Auf die Intensivstation musste noch kein Kind verlegt werden, aber aktuell ist die Kinderklinik in Baden-Baden-Balg voll belegt. Nach Informationen des Klinikums Mittelbaden mussten Kinder bereits verlegt werden – teilweise sogar nach Freiburg oder Heidelberg. Der Chefarzt der Baden-Badener Kinderklinik, Dr. Markus Kratz, geht davon aus, dass die RSV-Saison noch weiter anhält. Von einer baldigen Entspannung kann derzeit nicht ausgegangen werden. Derzeit gibt es in der Kinderklinik Baden-Baden-Balg 20 Betten. Zwölf weitere mussten aufgrund von Personalengpässen gesperrt werden.

Alarmierende Situation

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) spricht von einer alarmierenden Situation der Kinderkliniken in Deutschland. 40 Prozent der Kinderintensivbetten waren am 24. November nicht in Betrieb. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Divi unter 110 Kinderkliniken.

„Wir sehen: Gefragt nach den Intensivkapazitäten zeichnet sich ein Bild, dass deutschlandweit, egal ob Norden, Süden, Osten oder Westen, durchschnittlich 40 Prozent der Kinder-Intensivbetten wegen Personalmangel gesperrt sind. Bei rund 80 Prozent der Befragten fehlt Pflegepersonal, es fehlen teilweise aber auch Ärzte“, resümiert Professor Sebastian Brenner, DIVI-Kongresspräsident und Bereichsleiter der interdisziplinären Pädiatrischen Intensivmedizin im Fachbereich Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin der Unikinderklinik Dresden.

RSV- Infektionen

Symptome der RSV-Infektion sind Fieber, Husten und Atemnot. Bei
Säuglingen können auch gefährliche Atempausen auftreten. Sollten diese
Symptome bei einem Kleinkind auftreten sollte ein Kinderarzt aufgesucht und der Behandlungsbedarf abgeklärt werden. Schnelltests können das RS-Virus nachweisen.

Die RSV-Infektionen nehmen jeden Winter zu, dies war auch vor der Corona Pandemie der Fall. In den letzten Jahren hatten Kleinkinder auf Grund der Infektionsschutzmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen jedoch kaum Berührung mit dem RS-Virus und konnten somit keine Immunität aufbauen. In diesem Winter wurden die Kontaktbeschränkungen aufgehoben, wodurch Kinder wieder vermehrt Kontakte zu potentiellen Überträgern haben. Dr. Kai Siedler, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt deshalb: „Eltern sollten ihre Säuglinge von erkälteten Mitmenschen fernhalten und wenn
möglich Menschenansammlungen auf engem Raum, beispielsweise in Bussen oder Bahnen, vermeiden.“

Dr. Kai Siedler, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin Foto: Helios Klinikum Pforzheim

pm/tm

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