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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Akteure der Wirtschaftsregion Nordschwarzwald gründen „Allianz für morgen“

Rund 70 Unternehmensvertreter aus dem Nordschwarzwald kamen zur Auftaktveranstaltung der „Allianz für morgen“ ins Pforzheimer IHK-Haus. Unter dem Titel „Nachhaltiges Wirtschaften – Berichterstattungspflichten und Chancen“ widmeten sie sich den Anforderungen des europäischen „Green Deals“, informierten sich über die kürzlich von der Europäischen Kommission veröffentlichten Pläne des „Clean Industrial Deal“ und diskutierten praxisnahe Ansätze für eine wirtschaftlich nachhaltige Umsetzung der aktuellen Vorgaben.
Die Unterzeichner der Gründungserklärung der „Allianz für morgen“ v.l.n.r. Sascha Klein Direktor des Regionalverbandes Nordschwarzwald, Prof. Dr. Ingela Tietze, Prorektorin der Hochschule Pforzheim, Stefan Bogenrieder, Geschäftsführer des Campus Schwarzwald, Tanja Traub, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald, Landrat Enzkreis Bastian Rosenau, Landrat des Kreises Calw Helmut Riegger, Walter Bantleon, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe, Peter Boch, Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim, Carl Christian Hirsch, Mitglied der Geschäftsführung der IHK und Ralf Bohnet, Wirtschaftsbeauftragter des Landkreises Freudenstadt. Foto: IHK Nordschwarzwald, Michael Hasch

06.03.2025

Die EU verfolgt mit dem Clean Industrial Deal drei wesentliche Ziele: die Bekämpfung des Klimawandels, die Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und die Reduzierung der Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen. Gleichzeitig wird eine Entlastung bei den Berichterstattungspflichten sowie beim CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) in Aussicht gestellt.

Starke regionale Allianz für nachhaltiges Wirtschaften

„Die bürokratischen Vorgaben bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung wirken allerdings bereits und die EU hält an den ambitionierten Zielen des Green Deals fest, wonach es bei der Reduktion der Netto-Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis 2030 und dem für 2040 gesetzten Zwischenziel von 90 Prozent bleiben soll“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub. „Umso wichtiger ist es, sich mit den Chancen nachhaltigen Wirtschaftens tiefer zu beschäftigen und Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass das Engagement der Allianz für morgen dem Nordschwarzwald das Alleinstellungsmerkmal einer Region des nachhaltigen Wirtschaftens verleihen und Standortvorteile erarbeiten kann, “ so Traub beim Empfang der insgesamt zehn Partnerinstitutionen der Allianz für morgen.

Dazu zählen neben der IHK Nordschwarzwald die Handwerkskammer Karlsruhe, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordschwarzwald (WFG), der Regionalverband Nordschwarzwald, die drei Landkreise der Region, die Stadt Pforzheim inklusive des Zentrums für Präzisionstechnik, die Hochschule Pforzheim und der Campus Schwarzwald in Freudenstadt. „Es ist in konjunkturell herausfordernden Zeiten ein starkes Zeichen, dass wir die Kräfte so fest bündeln für gemeinsame bedarfsgerechte neue Angebote in den Bereichen Information, Beratung und Qualifizierung“, erklärte Carl Christian Hirsch, Mitglied der IHK-Geschäftsführung.

Nachhaltigkeit als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor

Calws Landrat und WFG-Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Riegger betonte: „Viele Unternehmen in unserem Landkreis stehen vor der Herausforderung, wirtschaftliche Rückgänge zu bewältigen und gleichzeitig nachhaltige Strategien zu implementieren. Hierbei benötigen sie unser aller Unterstützung.“ Auch Regionalverbandsdirektor Sascha Klein unterstrich die Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens: „Für uns gehört dazu auch die Planung zukunftsfähiger Gewerbegebiete.“

Die Allianz für morgen wird als Schlüsselinitiative zur Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie 2030+ betrachtet, die von IHK, WFG und Regionalverband unter breiter Beteiligung entwickelt wurde. „Als Region möchten wir Vorreiterin sein. Wir möchten mit dem Fokus Nachhaltigkeit eine Marke aufbauen und etablieren“, ergänzten für den Enzkreis Landrat Bastian Rosenau und der Wirtschaftsförderer des Landkreises Freudenstadt, Ralf Bohnet.

„Bereits bei der Gründung unseres Zentrums für Präzisionstechnik, dem ZPT, war klar: Eine nachhaltige Produktion wird zu einem immer wichtigeren Verkaufsargument“, ergänzte Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch. Auch die Hochschule Pforzheim sieht in Nachhaltigkeit einen Innovationsmotor: „Nachhaltigkeit kann oft als Katalysator für Innovationen dienen. Die Integration in die Kreislaufökonomie ist derzeit eines der zentralen Themen in der Wirtschaft“, betonte Prorektorin Prof. Dr. Ingela Tietze. Neben Stefan Bogenrieder, Geschäftsführer des Campus Schwarzwald, der mit der IHK und der Hochschule bereits gemeinsame Weiterbildungsangebote vorhält, unterstrich der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe, Walter Bantleon, die wichtige Rolle seines Hauses bei der Qualifizierung der Fachkräfte: „Aktuell planen wir den Bau einer neuen Bildungsakademie mit einem Investitionsvolumen von etwa 130 Millionen Euro, um Fachkräfte für zukünftige Herausforderungen auszubilden. Dabei legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Diese Kompetenzen möchten wir auch in die neue Allianz einbringen.“

Fachimpulse und praxisnahe Lösungen

In der sich an den Gründungsempfang anschließenden und von Stefan Hammes moderierten Infoveranstaltung beleuchtete Dr. Sebastian Bolay von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) die aktuellen rechtlichen Vorgaben der EU und des Bundes. Prof. Dr. Jan Greitens von der Westfälischen Hochschule stellte mit VSME („Voluntary Small and Medium Enterprises Standard“) einen freiwilligen, KMU-freundlichen Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung vor. Greitens betonte in seinem Vortrag, dass die Berichtserstattungspflichten aktuell zwar viele kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) noch nicht betreffen. Als Lieferanten größerer Unternehmen seien sie hingegen oftmals bereits mittelbar betroffen oder sie werden gegenwärtig schon bei Finanzierungen zu den Nachhaltigkeitsaspekten ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten im Zuge der EU-Taxonomieverordnung befragt.

Oliver Laukel präsentierte mit „EcoCockpit“ ein kostenfreies Tool der IHKs, das Unternehmen hilft, ihren CO2-Fußabdruck zu berechnen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Andrea Bobak von der Richard Wolf GmbH berichtete aus der Praxis, wie ihr Unternehmen durch nachhaltiges Management den Berichterstattungspflichten gerecht wird. Den Abschluss bildete Prof. Dr. Ingela Tietze mit ihrem Impuls „Jenseits der Berichterstattungspflicht – wo sind die Chancen klimaneutralen Wirtschaftens?“, in dem sie praxisnahe Ansätze zur Kostensenkung und Innovationsförderung durch Nachhaltigkeitsstrategien aufzeigte.

Zukunftsweisende Kooperation

Die Veranstaltung führte den Teilnehmenden klar vor Augen, wo der Schwerpunkt der Arbeit der Allianz für morgen liegen wird: „Unsere Allianz soll insbesondere dem Mittelstand konkrete Hilfestellungen bieten, damit er sich auf die Chancen klimafreundlichen Wirtschaftens konzentrieren kann“, resümierte IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub.

pm

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