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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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16+ mit Riccardo Rumé, CTO der MSE Filterpressen GmbH, Remchingen

Er hat Benzin im Blut und eine klare Vision für nachhaltige Technologien: Riccardo Rumé. Gemeinsam mit seinem Bruder leitet er heute die MSE Filterpressen GmbH. Im exklusiven 16+ Interview spricht Riccardo Rumé über seinen Werdegang, seine Leidenschaft für Technik und die Verantwortung, die er mit seinem Beruf verbindet.
Riccardo Rumé ist CTO und damit verantwortlich für die gesamte Technik bei MSE Filterpressen GmbH in Nöttingen. Foto: MSE Filterpressen GmbH.

27.05.2025

Riccardo Rumé, Jahrgang 1991, ist aufgewachsen in Pforzheim, geprägt von italienischen Wurzeln. Nach seinem Studium der Fahrzeugtechnik an der Hochschule Esslingen führte ihn sein Weg über namhafte Unternehmen, wie MAHLE, Daimler bis zu Porsche nach Weissach. Dort arbeitete Rumé an komplexen Fahrzeugbaugruppen – zunächst als Werkstudent, später als Bachelorand und schließlich als Entwicklungsingenieur.

Geschäftsführer der MSE Filterpressen GmbH: Riccardo Rumé (links) und Giuseppe Rumé. Foto: MSE Filterpressen GmbH.

2018 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder die MSE Filterpressen GmbH. Während sein Bruder als CEO und kaufmännischer Leiter die Verantwortung trägt, ist Riccardo Rumé als CTO zuständig für die gesamte Technik. Über die Funktion des Technikers hinaus, fungiert er als Möglichmacher: Aus der Zusammenarbeit mit Menschen und der Weiterentwicklung von Ideen entstehen Zukunftstechnologien, die schließlich in den industriellen Alltag gebracht werden. So tragen die Filterpressen weltweit dazu bei, Prozesse sauberer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten – etwa beim Recycling von Batterien oder in der chemischen Industrie.

In seiner Freizeit trainiert Rumé regelmäßig Kraftsport, spielt leidenschaftlich gerne Tennis und findet über Musik seinen emotionalen Ausgleich. Aktuell startet er das vielleicht größte Projekt seines Lebens, denn zusammen mit seiner Verlobten freut er sich auf das erste Kind.

1. Was hat Sie ursprünglich dazu inspiriert, Ihren Beruf oder Ihre Karriere zu verfolgen?

Ich wollte Dinge bewegen, nicht nur im übertragenen Sinn. Schon während meines Studiums des Automobilbaus faszinierten mich technische Systeme, die greifbaren Mehrwert erzeugen. Bei Porsche habe ich gelernt, wie Präzision und Innovation zusammenspielen – das prägt mich bis heute. Der Wechsel zu MSE war dann ein Sprung in die Unternehmerwelt, mit dem Ziel, ein mittelständisches Unternehmen technologisch neu aufzustellen.

2. Was hätten Sie im Berufsleben gerne früher gewusst?

Dass Veränderung manchmal mehr Mut braucht als Technikverständnis – aber es sich immer lohnt, wenn man für eine Sache brennt.

3. Wie gehen Sie mit Rückschlägen oder Misserfolgen um?

Konstruktiv. Fehler sind wertvoll, wenn man bereit ist, daraus zu lernen. Als Techniker sehe ich sie als Teil jedes Entwicklungsprozesses.

4. Wie treffen Sie wichtige Entscheidungen? Kopf oder Bauch?

Beides. Der Kopf liefert die Argumente, der Bauch erkennt die Lücke dazwischen.

5. Was haben Sie kürzlich zum ersten Mal ausprobiert?

Ein LinkedIn-Videoformat für unser Produkt CellTRON. Es war spannend zu sehen, wie technische Inhalte in 35 Sekunden inspirieren können.

6. Welche Ziele haben Sie sich (beruflich oder privat) für die nächsten Monate gesetzt?

Wir wollen MSE als Technologieführer für intelligente Filtrationssysteme etablieren – insbesondere in Zukunftsbranchen wie Batterie-Recycling. Privat steht ein besonderes Kapitel bevor: Ich werde zum ersten Mal Vater.

7. Haben Sie eine Morgenroutine und wenn ja, welche ist das?

Zwei Mal pro Woche starte ich früh morgens mit Tennis – das hilft mir, den Kopf freizubekommen und mit Fokus in den Tag zu gehen. Sobald ich die Firma betrete, gibt es erst mal Kaffee – das ist mein persönlicher Startknopf. Danach lese ich Mails, führe Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, bespreche technische Themen oder strategische Punkte. Die wirklich produktive Phase beginnt bei mir meist erst gegen späten Vormittag – dann, wenn der Kopf frei ist und der Tag Struktur hat.


8. Wenn Zeit, Alter  und Geld keine Rolle spielen würden, gäbe es einen Beruf, den Sie gerne noch erlernen würden?

Etwas, das Menschen ganz direkt hilft. Vielleicht als Notarzt oder Rettungshelfer. Ich finde, vieles von dem, was wir im Berufsleben tun, dreht sich – bewusst oder unbewusst – ums Geldverdienen und darum, erfolgreich zu sein. Auch wenn wir mit unseren Filterpressen tatsächlich etwas verändern – z. B. beim Recycling von Batterien oder bei der Abwasseraufbereitung –, ist der direkte menschliche Kontakt dabei oft abstrakt. Ich fände es erfüllend, wirklich vor Ort zu sein und da zu helfen, wo Menschen in Not sind. Nicht aus Kalkül, sondern aus Überzeugung.

9. Welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?

Sei mutig. Geh deinen Weg, auch wenn er nicht immer geradlinig ist. Es ist okay, Fehler zu machen – entscheidend ist, dass du draus lernst und deinen Überzeugungen treu bleibst. Hab Vertrauen in dich, auch wenn andere zweifeln. Und: Hör auf dein Gefühl, nicht nur auf die Stimmen von außen. Entscheidungen aus echtem Antrieb heraus wirken langfristig – alles andere verliert irgendwann an Kraft.

10. Welchen Menschen bewundern Sie und warum?

Ich bewundere Menschen, die über Jahrzehnte hinweg Verantwortung übernommen haben – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch menschlich. Reinhold Würth ist so ein Mensch: Er hat aus einem kleinen Schraubenbetrieb ein weltweites Unternehmen aufgebaut – mit einer klaren Haltung, mit Mut zu langfristigem Denken und mit großem kulturellen und gesellschaftlichen Engagement.

Und ganz persönlich: meine Mutter. Sie hat vier Jungs großgezogen, war immer für uns da – mit einer unglaublichen Mischung aus Geduld, Stärke und Glauben an unser Potenzial. Ihre Fürsorge und ihr Rückhalt haben mich stark geprägt. Ihr verdanke ich sehr viel von dem, was mich heute ausmacht.

11. Was waren ihre drei wichtigsten Learnings?

  1. Technologie ist nur dann stark, wenn sie verstanden wird.
  2. Unternehmertum heißt, täglich Entscheidungen zu treffen, nicht nur Ideen zu haben.
  3. Vertrauen ist die härteste Währung in einem Familienunternehmen.

12. Womit kann man Ihnen immer eine Freude bereiten?

Mit ehrlichem Feedback – und mit gutem Espresso.

13. Wie würde sich Ihr Leben verändern, wenn Sie aus finanzieller Sicht nicht mehr arbeiten müssten?

Ich würde eine Hunde-Farm aufbauen – irgendwo im Grünen, mit viel Platz, Zeit und Herz für Tiere, die oft übersehen werden. Gleichzeitig würde ich mit meiner ganzen Familie in einem großen Mehrgenerationenhaus leben wollen – mit Raum für Kinderlachen, Lebenserfahrung und gemeinsamen Alltag. Die Vorstellung, bald Vater zu werden, verändert den Blick auf vieles. Ich merke jetzt schon, wie wichtig mir echte Lebensqualität und Nähe werden – jenseits von Erfolg und Effizienz. Arbeit würde sicher weiter eine Rolle spielen, aber der Takt wäre ein anderer: entschleunigter, echter, verbunden mit dem, was zählt.

14. Welche Erfindung ist für Sie die bedeutendste?

Die Wasseraufbereitungstechnologie 😀 – sie mag nicht so spektakulär wirken wie der Computer oder das Smartphone, aber sie rettet Leben, sichert Ernährung und schafft Lebensgrundlagen. In vielen Regionen dieser Welt entscheidet sie über Gesundheit, Bildung und wirtschaftliche Entwicklung. Und auch bei uns, im industriellen Kontext, wird sauberes Wasser zu einem immer wertvolleren Gut. Technologien zur nachhaltigen Fest-Flüssig-Trennung sind deshalb nicht nur ein Geschäftsfeld für mich – sondern eine echte Zukunftsaufgabe.

15. Was müsste Ihrer Meinung nach dringend erfunden werden?

Nachhaltiges Leben müsste einfacher sein. Wir sprechen überall von Klimaschutz, CO₂-Fußabdruck und Kreislaufwirtschaft – aber im Alltag scheitert es oft an der Umsetzung. Warum ist es komplizierter, regional einzukaufen als Fast Fashion zu bestellen? Warum sind nachhaltige Entscheidungen oft teurer, umständlicher oder schwer zugänglich?

Ich wünsche mir Systeme – ob digital oder gesellschaftlich –, die es Menschen leichter machen, das Richtige zu tun. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern durch intelligente Vereinfachung. Wenn Nachhaltigkeit bequemer wird als Verschwendung, entsteht echter Wandel.

Nicht, weil man muss – sondern weil es selbstverständlich wird.

16. Was hat Sie in Ihrem Job am meisten überrascht?

Wie stark die Wirkung eines mittelständischen Unternehmens sein kann, wenn es technologisch mutig ist – auch auf globalen Märkten.

+ Mal angenommen, Sie könnten die ganze Welt erreichen: Welche Botschaft(en) würden Sie den Menschen mitteilen?

Technologie ist kein Selbstzweck. Sie sollte immer dem Menschen und der Zukunft dienen. Wer Verantwortung übernimmt, formt die Welt.

Das Interview führte Tanja Meckler / mm

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