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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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16+ mit Oliver Kratochwil, selbstständiger Büchsenmachermeister bei Waffen-Landmesser

Die Faszination am Handwerk und die Verbindung von Kunst mit Handwerk – das hat Oliver Kratochwil zu seiner Berufung geführt. Er ist Büchsenmachermeister aus Leidenschaft. Seit er 2005 das Traditionsunternehmen Waffen-Landmesser übernommen hat, ist er „der“ Ansprechpartner, wenn es um Jagdwaffen geht. In unserem Interview gibt der zertifizierte Sportmentaltrainer spannende Einblicke hinter die Kulissen.
Wenn Oliver Kratochwil nicht als Büchsenmachermeister arbeitet, unterrichtet er als zertifizierter Sportmentaltrainer und als Besitzer eines englischen Schießlehrerpatents Flintenschützen im Wurfscheibenschießen. Foto: Michael Bode

19.01.2024

„Mein Vater sagt immer 'Für den Goldfisch ist die Welt rechteckig' - das ist heute mein Lieblingsspruch."
Oliver Kratochwil, Büchsenmachermeister bei Waffen-Landmesser

Oliver Kratochwil wurde als Österreicher in Pforzheim geboren. Er arbeitet seit über 40 Jahren als Büchsenmacher.

Was macht ein Büchsenmacher? Auf jeden Fall keine Dosen. Büchsenmacher reparieren und produzieren feine Jagdwaffen. Warum wird man Büchsenmacher? Aus Faszination am Handwerk, den technischen Raffinessen, vollendeten Formgebungen oder kniffligen Konstruktionen und Problemstellungen. Es verbindet Kunst mit Funktionalität.

Mit 16 wollte er eigentlich eine Ausbildung zum Musikfachhändler machen, dann hat er sich doch irgendwie hinreißen lassen und die Lehre zum Büchsenmacher im elterlichen Betrieb begonnen. Nach der Ausbildung ging er erst einmal auf Reisen nach Nürnberg, Ulm und Freiburg.

Im Jahr 2000 ergab sich die Chance, den Lehrbetrieb zu übernehmen und nur fünf Jahre später, im Jahr 2005, den Mitbewerber Waffen-Landmesser, eine Firma mit 100-jähriger Tradition.
Kratochwil entkernte den Betrieb komplett und führt ihn seitdem als Meister- und Ausbildungsbetrieb.

Wenn Oliver Kratochwil nicht als Büchsenmachermeister arbeitet, unterrichtet er als zertifizierter Sportmentaltrainer und als Besitzer eines englischen Schießlehrerpatents Flintenschützen im Wurfscheibenschießen.

Als seinen größten Wurf bezeichnet Oliver Kratochwil seine vier Töchter.
Wenn die Zeit es zulässt, übt er den Perspektivwechsel im Yogakopfstand. Namasté.

1. Womit kann man Ihnen immer eine Freude bereiten?

Mit einem Cappuccino aus der richtigen Maschine und dazu eine kleine italienische Praline von Majani „Cremino FIAT“. Einen Schweizer Schokoladenriegel Frey Classic Branches würde ich alternativ auch nicht verachten.

2. Was ist Ihnen in Ihrer Karriere bisher besonders geglückt?

Vier Töchter, was will „Mann“ mehr. Beruflich bin ich nicht so ehrgeizig, ich will Dinge lediglich besonders gut machen. Wenn ein 5-Sterne Koch gefragt wird, ob er gut kocht, wird er vermutlich antworten: Ja, nicht schlecht, aber das lässt sich sicherlich noch besser machen.

3. Wie sieht ein ideales Wochenende für Sie aus?

Frische Luft, Bewegung und Begegnung. Sonntags ein etwas späteres Frühstück mit einem gekochten Ei. Achtsam, entspannend und vorbereitend für das, was kommt.

4. Welche Ziele haben Sie sich (beruflich oder privat) für die nächsten Monate gesetzt?

Beruflich: Ich möchte die 2023 begonnene Ausbildung zum DOSB Flintentrainer B – Leistungssport erfolgreich im Mai zu Ende bringen.
Privat: Noch minimalistischer wohnen.

5. Was ist das Lustigste oder Verrückteste, das Ihnen je passiert ist?

Als ich von Nürnberg beruflich nach Ulm zog, hatte ich einen Job, aber keine Wohnung. Als das Geld für die Pension im Donautal aufgebraucht war, ging ich frustriert nach erfolgloser Wohnungssuche in die nächste Kneipe. Ich stand an der Theke und fragte den Mann neben mir, ob er eine Wohnung wüsste. Der Marokkaner Mohamed lächelte mich an, griff in seine Hosentasche und zog einen Schlüssel raus. Er sagte: „Ich habe zwei Zimmer, du kannst gerne eines haben.“ Als ich mit dem Schlüssel in der Blaubeurer Straße im Industriegebiet von Ulm landete, war ich im Asylantenwohnheim Ulm angekommen. Das Bett war zwar mies, Klopapier gab es auch nicht. aber von dort aus fand ich dann Tage später meine erste Wohnung in Ulm.

6. Welcher Ort ist für Sie der schönste der Welt?

Es ist für andere schwer zu verstehen: Pforzheim, weil ich da lebe und liebe.
Ich habe acht Jahre mit der Liebe (meiner Frau) in Freiburg gelebt, das war auch eine sehr erfüllende Zeit.

7. Wohin würden Sie reisen, wenn Sie eine Zeitmaschine hätten?

In das Jahr 1791 nach Wien zur Uraufführung der Zauberflöte. Dann hätte ich noch die ganze Epoche der Romantik vor mir und da gäbe es sicherlich genug für mich zu tun.

8. Welchen Song hören Sie immer wieder gerne?

Buffalo Springfield „For What it‘s Worth“, aber just im Moment, wo ich diese Frage beantworte, höre ich „Papa was a Rollin‘ Stone“ von den Temptations. Das geht auch immer.

9. Was sind Ihre Stärken / Schwächen?

Meine Schwäche: Ich bin einfach zu lieb, und das ist genau meine Stärke.

10. Was war der beste Ratschlag, den Sie jemals bekommen haben und warum?

Man leiht nichts.
Man verleiht nichts.
Man besorgt nichts.
Man lässt sich nichts besorgen.
Man protegiert nichts.
Man lässt sich nicht protegieren.

Die Ratschläge meines Vaters sind stets die Besten!
Weiteres Zitat meines Vaters: „Für den Goldfisch ist die Welt rechteckig“, das ist heute mein Lieblingsspruch.

11. Wie würde sich Ihr Leben verändern, wenn Sie aus finanzieller Sicht nicht mehr arbeiten müssten?

Ich würde nur noch 3 Tage anstatt 6 Tage die Woche arbeiten, vielleicht auch halbtags 😊
Mehr Zeit bedeutet, mehr Möglichkeit für Sport, Bildung und Kultur. Mir wird auf jeden Fall nie langweilig.

12. Welche 3-5 Werte sind Ihnen besonders wichtig?

Ehrlichkeit, Freundlichkeit & Empathie. Besonders wichtig ist mir – trotz allen Stürmen – immer gute Laune zu behalten. Mit dem Erwachen morgens sollte der Arbeitsspeicher geleert sein.

13. Was darf in Ihrem Kühlschrank nicht fehlen?

Eine Flasche Montagny Vieilles Vignes 2022 weiß, ein gutes Stück Parmesan und Eier zum Nudeln machen.

14. Welches Buch könnten Sie mehrmals lesen?

„Alles ist schwer, bevor es leicht wird“ von Marc Gassert.
Falls ich mich zusätzlich zerstreuen möchte: „Das Evangelium der Aale“ von Patrick Svennson.

15. Welche Erfindung ist für Sie die bedeutendste?

Die Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming 1952.

16. Was müsste Ihrer Meinung nach dringend erfunden werden?

Das Wundermittel gegen Krebs.

+ Mal angenommen, Sie könnten die ganze Welt erreichen:
Welche Botschaft(en) würden Sie den Menschen mitteilen?

Gebt endlich Frieden und seid zufrieden (vielleicht kommt „zufrieden“ ja von „Frieden“?).

Das Interview führte Mirjam Müller

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