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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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16+ im Gespräch mit Irina Yalcin, CEO bei D5 Beauty & Lifestyle GmbH & Co. KG

Vom schwäbischen Keller Start-up zum europäischen Beauty-Marktführer im Wimpernbereich. Diesmal stellt sich Irina Yalcin aus Horb unserem Faktencheck bei 16+.
Irina Yalcin, CEO & Gründerin Miss Lashes. Foto: Miss Lashes

Die Königin der Wimpern

"Aufgeben ist keine Option. Wenn du etwas willst, dann schaffst du es auch, egal wie groß die Herausforderung auch sein mag".
Irina Yalcin, CEO & Founder Miss Lashes

Alles beginnt 2013 in einem Keller in Horb. In ihrem damaligen Beruf als Rechtsfachwirtin fühlt sich Irina Yalcin nicht genügend gefordert. Ihr privates Interesse an der Kosmetikbranche bringt sie dazu einen Kurs für Wimpernverlängerung zu besuchen. Die Qualität der Produkte und auch die Ergebnisse findet die junge Frau allerdings nicht zufriedenstellend. Da muss besser gehen, denkt sie sich. Der Nischenmarkt für Wimmpern steckte zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen. In ihrem Kopf ensteht die Idee zu Miss Lashes. Sie eignet sich Expertenwissen im Bereich Wimpernverlängerung an, perfektioniert ihr Handwerk und wagt den Sprung in die Selbständigkeit. Daraus geworden ist mittlerweile ein dynamisches, innovatives und im Bereich e-Commerce etabliertes Beauty & Lifestyle Unternehmen, das innerhalb von nur 6 Jahren rasant gewachsen ist. Die Erfolgsgrundlage ist ein starkes globales Netzwerk an Trainern, Stylisten, Studios, Influencern und Länder-Repräsentanzen. Sechsmal mussten bisher die Räumlichkeiten gewechselt werden, weil schlicht der Platz zu eng wurde. In Horb steht nun eine neue Firmenzentrale mit Logistikzentrum und Schulungsräumen. An den einstigen Kelleraum erinnert hier nichts mehr. Dafür begrüßen Irina Yalcin morgens manchmal gleich mehrere Kinder, denn die Mitarbeiter*innen dürfen ihre Kleinen auch mit zur Arbeit nehmen und nicht selten ist der Nachwuchs auch bei Meetings mit dabei.

1.Wann stehen Sie in der Regel morgens auf?

Mein Wecker klingelt um 5.30 Uhr. Während der Ferienzeit meiner Kinder lasse ich mir aber morgens auch mehr Zeit und stehe dann zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr auf. Ich bin eher die Frühaufsteherin.

2. Sind Sie ein Frühstückstyp und falls ja, was geht immer?

Ich bin kein Frühstückstyp, aus diesem Grund reicht mir unter der Woche mein Soja-Latte-Macchiato bis ca. 11.00 Uhr. Auf den kann ich aber definitiv nicht verzichten 🙂
Am Wochenende bereite ich immer ein großes Frühstück vor und wir sitzen dann wirklich lange am Frühstückstisch.

3. Was ist Ihr Lieblings Büro-Outfit?

Ich muss gestehen, dass ich Fashion liebe und mich gerne richte. Im Büro trage ich am liebsten eine Jeans, T-Shirt und meistens einen Blazer drüber.

4. Der erste Klick am Morgen, gilt welcher Seite?

Meinen beiden Lieblings-Apps: ntv und FAZ.NET.

5. Zu welcher Tageszeit sind Sie am produktivsten?

Ich habe keine produktive Tageszeit. Ich habe schon alles ausprobiert, auf der Suche nach MEINER produktivsten Zeit. Von 4.00 Uhr in der Früh bis nachts 23.00 Uhr. Ich musste aber feststellen, dass es eher von meinem Energie-Level abhängt. Als Mama spielen hier natürlich auch die Kinder eine große Rolle. Wenn ich zum Beispiel nachts wenig Schlaf bekommen habe, dann bin ich morgens nicht produktiv, das kommt dann erst gegen Nachmittag. Aber andererseits ist es auch so, dass wenn ich an einem wichtigen Projekt arbeite, immer mit voller Leidenschaft dabei bin und dann spielt die Tageszeit keine Rolle. Ich bin dann in meinem Tunnel und bekomme einen richtigen Energieschub.

6. Fixer Arbeitsplatz oder smart office?

Definitiv smart office. Wir wollen die Arbeitsumgebung für unsere Angestellten so attraktiv wie möglich gestalten. Kreativität und Leistungsfähigkeit sollen im Vordergrund stehen. Vor anderthalb Jahren haben wir ein Bürogebäude samt Lagerhalle gebaut, hier war es uns wichtig, dass wir die Mitarbeiter*innen mit einbeziehen.

7. Digital Tools gibt es viele, welches ist Ihr Favorit?

Mit Slack und Planner arbeiten wir täglich. Schon alleine nur durch Slack hat sich so viel vereinfacht bei uns im Office.

8. Wer war / ist für Sie ein Vorbild?

Ich bewundere viele Frauen, aber mein Vorbild ist meine Oma! Sie hat viel erlebt in ihrem Leben und mir ihre Geschichten oft erzählt. Wenn sie das, was sie nach der Kriegszeit unternehmerisch umgesetzt hat, heute umgesetzt hätte, dann wäre sie damit sehr erfolgreich gewesen. Sie hat sich alles ganz alleine erarbeitet, ohne die Hilfe von Anderen.

Sie hat damals Früchte getrocknet und diese dann Päckchenweise verschickt, es hat sich überall herumgesprochen, sogar die Freunde meines Vaters mussten schlussendlich mithelfen, die Pakete zur Post zu bringen. Wahrscheinlich habe ich das Unternehmerinnen-Gen von ihr 🙂

9. Die beste Strategie gegen unproduktive Meetings?

Ich bin ein absoluter Meeting-Muffel, bei mir musses immer schnell gehen, manchmal habe ich das Gefühl, nichts Produktives getan zuhaben, weil ich nur noch in Meetings sitze 🙂

Wir haben vor kurzem ein Scrum light eingeführt. Ich glaube, dadurch sparen wir uns ‚unproduktive‘ Meetings. Montags besprechen wir Themen für die ganze Woche mit dem kompletten Team. Es werden Tasks erstellt, die wir im Planner aufführen, aber auch auf einem großen Whiteboard mit Post-its. Dann werden alle Tasks kurz durchgesprochen und am Freitag folgt dann eine längere Besprechung. Hier werden dann alle Tasks abgehakt bzw. kommen in einen Mülleimer und wenn dieser voll ist, wird intern gefeiert. Ich habe im Übrigen erst gestern gesehen, dass dieser fast voll ist. Das wäre dann unser erster voller Mülleimer 🙂

Im Allgemeinen finde ich bei mehreren Teilnehmern aus verschiedenen Abteilungen bei Meetings wichtig, dass Teilnehmer, die fertig sind und zum Thema nichts mehr hinzufügen können oder dieses Thema evtl. diese Personen nicht mehr betreffen, am besten aufstehen und gehen. Anfangs dachte ich noch, es sei unhöflich aber wenn jeder Bescheid weiß und man dies zur Regel macht, dann kann man sich unproduktive Zeit sparen.

  1. Wie überleben Sie einen richtig schlechten Tag im Büro?

Mit viel Espresso-Macchiato 🙂 und kurzer 5-minütiger Meditation.

  1. Was inspiriert Sie?

Mich inspiriert vieles: Menschen, die Geschichte schreiben, gute Bücher oder sogar Podcasts. Tolle Unternehmer:innen, die täglich großartiges leisten, ebenso Mütter und Väter, die Familie und Beruf gut meistern. Ich hole meine Inspiration von überall.

12. Beruf und Familie lässt sich gut vereinbaren? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Im Prinzip lässt sich das auf jeden Fall vereinbaren, vorausgesetzt man plant gut. Trotzdem besteht immer noch die Problematik eines Betreuungsplatzes.

Es wäre viel einfacher, wenn jedes Kind einen garantierten Betreuungsplatz hätte. Ich finde auch, dass Arbeitgeber mehr in die Pflicht genommen werden müssen und interne Kitaplätze schaffen müssten. Auch wir haben das Thema schon angestoßen. Wir haben damals für unsere Tochter keinen adäquaten Kita-Platz gefunden, sodass wir dann ein Aupair-Mädchen aus Asien bei uns hatten. Diese Lösung war natürlich super aber nicht jeder Haushalt hat genügend Platz und auch die finanzielle Möglichkeit für ein Aupair.

Es muss Eltern, die arbeiten gehen wollen oder auch müssen, die Möglichkeit geboten werden, ihre Kinder unterbringen zu können.

  1. Was ist Ihnen mal gehörig misslungen?

Ich habe beim Thema Personal-Einstellungen schon viel zu oft einen Schnellschuss gemacht und einfach den/die erst Beste/n eingestellt, obwohl es doch schon sehr offensichtlich war, dass es nicht passt. Leider bin ich dann trotzdem mit einer gewissen Naivität an die Sache rangegangen, so nach dem Motto ‚das wird schon‘ – aber das ist natürlich völliger Quatsch. Das richtige Team ist so enorm wichtig. Aus diesem Grund lassen wir uns hier nun sehr viel Zeit. Ab nächsten Monat fängt auch eine HR Managerin bei uns an, die das Thema sodann in Vollzeit betreuen wird.

14. Lieblingsfilm?

Filme, die mich inspirieren, finde ich unheimlich gut und schaue sie dann auch gefühlt hundertmal an. „Das Streben nach Glück“, mit Will Smith, ist mein absoluter Lieblingsfilm. Nicht aufzugeben, was auch immer geschieht, beeindruckt mich, zumal es sich um eine wahre Begebenheit handelt über Chris Gardner. Diesen Film habe ich mit meinem 12-jährigen Sohn angeschaut und im Anschluss auch darüber gesprochen. Mir ist wichtig, dass meine Kids wissen, dass sie für ihre Träume schon etwas tun müssen und Niederlangen immer kommen werden, aber man danach weiter machen muss.

15. Wen würden Sie gerne einmal treffen und was würden Sie dann gerne mit dieser Person diskutieren?

Ich würde gerne Jessica Alba treffen. Sie ist eine amerikanische Schauspielerin, Mutter von drei Kids und Gründerin eines Beauty-Imperiums namens „The Honest Company“. Ich habe ein Interview von ihr gelesen, indem sie erzählt, dass sie anfangs nicht ernst genommen wurde und trotzdem dafür gekämpft hat. Mir erging es auch oft so. Frauen in der Beauty Branche werden als Unternehmerinnen nicht ernst genug genommen. Darüber und über ihren Spagat zwischen Familie und Unternehmertum würde ich gerne mit ihr sprechen.

  1. Was wollten Sie als Kind werden?

Als ich noch sehr klein war, wollte ich Sängerin werden aber mit ca. 13/14 Jahren wollte ich tatsächlich Untnehmerin werden. Ich habe mir damals schon überlegt, was ich machen könnte.

+ Angenommen Sie treffen auf eine fremde Person, die sie besser kennt, als Sie sich selbst, fänden Sie das spannend oder gruselig?

Da fehlt mir ehrlich gesagt die Vorstellung 🙂 Ich glaube, ich würde das eher lustig finden und nicht ernst nehmen können. LOL.

Das Interview führte Tanja Meckler.

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