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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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16+ im Gespräch mit Hagen Zimer, Geschäftsführer des TRUMPF Standorts Schramberg

Im Interview mit WirtschaftsKRAFT sprach Hagen Zimer u.a. über schwarze Löcher, mündige Mitarbeitende und die rote Karte, die er manchmal von seiner Frau gezeigt bekommt.
Hagen Zimer, TRUMPF Standort-Geschäftsführer Schramberg (Schwarzwald) Foto: TRUMPF

Physiker, Familienmensch, Triathlet – Das ist Hagen Zimer

„Mich treibt der Wettbewerb an. Als Sportler beim Triathlon, aber vor allem auch bei der Arbeit. Wenn wir bei TRUMPF etwas Großartiges entwickeln, wird es schnell kopiert von unseren Marktbegleitern. Das ist aber nicht schlimm. Nein. Das treibt mich an.“
Hagen Zimer

Als das erste Kind gegen Ende der Promotionsphase kam, musste Hagen Zimer überlegen. Geht es für ihn in die Industrie oder wird er der Wissenschaft treu bleiben? Die Wahl fiel auf die Industrie – und der 49-jährige Vater von mittlerweile drei Kindern dürfte es nicht bereut haben. Nach verschiedenen Stationen in der Schweiz, Deutschland und den USA für TRUMPF sowie einem kurzen Abstecher zur Konkurrenz des baden-württembergischen Lasertechnikherstellers, ist er heute Geschäftsführer des TRUMPF Standorts Schramberg im Schwarzwald und verantwortlich für das Business Center Laser in der Lasertechnik. Rückblickend scheint sein Weg dorthin vorgezeichnet gewesen zu sein.

Schon als Kind, aufgewachsen im Sauerland, hat er sich für Wissenschaft interessiert, vor allem für die Astronomie – heute hat er eine eigene Sternwarte im Garten, mit der er Sternenspektroskopie betreibt. Zum Studium der physikalischen Technik ging Zimer als junger Mann an die Münsteraner Fachhochschule. Ihn reizte es Physik in die praktische Anwendung zu bringen. Im Hauptstudium hat er die Lasertechnik erstmals intensiv kennengelernt und vor allem erfahren, was man für spannende Dinge mit einem Laser tun kann. Doch sein Studium, das er als Diplom-Ingenieur abschloss, stellte ihn nicht zufrieden. Er wollte noch viel tiefer in die Physik eintauchen. So entschloss er sich, zum Physik-Studium in die USA zu gehen. Später promovierte er im Umfeld der Extrem-Physik in Deutschland.

1.Wann stehen Sie in der Regel morgens auf?

An Arbeitstagen stehe ich pünktlich um 5:50 Uhr auf. Sport ist meine wichtigste Morgenroutine. Als begeisterter Triathlet absolviere ich jeden Morgen einen 30-minütigen Dauerlauf. Danach bringe ich meine Kinder in die Schule. Um 7:30 Uhr bin ich an der Arbeit.

2. Sind Sie ein Frühstückstyp und falls ja, was geht immer?

Ich frühstücke nur am Wochenende. Dann ist Familienzeit. Ich kümmere mich um das Frühstück, das dann gerne auch aufwändiger und ausgefallener ausfallen darf.

3. Was ist Ihr Lieblings Büro-Outfit?

Aus meiner Zeit in den USA habe ich den „casual tuesday“ mitgebracht. Dann komme ich in T-Shirt und Jeans zur Arbeit. Ansonsten in Hemd und Jeans.

4. Der erste Klick am Morgen, gilt welcher Seite?

Ich lese einmal quer über FAZ-Online, Zeit-Online, Spiegel und American Scientific. Wenn es etwas besonders Wichtiges gibt, vertiefe ich das Thema in der Mittagspause.

5. Zu welcher Tageszeit sind Sie am produktivsten?

Von 09.00 Uhr bis 13.00 Uhr. Danach falle ich zwar in kein großes Mittagsloch, aber die wichtigsten Projekte und Meetings versuche ich, immer vormittags zu erledigen.

6. Fixer Arbeitsplatz oder smart office?

Ich bin kein Verfechter einer Präsenzpflicht. Es kommt auf die Qualität der Arbeit an. Doch ich glaube auch, dass es nicht funktioniert, wenn die Mitarbeiter nur im Homeoffice arbeiten. Für die Kreativität braucht man die Kollegen vor Ort. Das direkte Feedback fehlt zudem oftmals im digitalen Raum.

7. Digital Tools gibt es viele, welches ist Ihr Favorit?

Microsoft Teams ist eine große Bereicherung. Durch Tools wie dieses konnten viele Unternehmen den Betrieb während Corona erst aufrechterhalten.

8. Wer war / ist für Sie ein Vorbild?

Es ist zwar etwas abgedroschen, wenn ein Physiker das sagt, aber für mich ist Albert Einstein ein sehr großes Vorbild. Das betrifft seinen wissenschaftlichen, aber auch seinen privaten Werdegang. Er war einfach ein Genie. Seine Ideen waren so disruptiv. Nur Gott selbst kann ihm seine Feldgleichung diktiert haben.

9. Die beste Strategie gegen unproduktive Meetings?

Gute Vorbereitung, eine Agenda, möglichst wenig Teilnehmer und nicht zu viel Zeit einplanen. Was man in einer Stunde nicht besprechen kann, kann man auch nicht in drei Stunden besprechen.

10. Wie überleben Sie einen richtig schlechten Tag im Büro?

Anstrengende Tage gehören zu meinem Job dazu. Meine Familie und der Sport sorgen aber für einen guten Ausgleich und der Ärger ist nach einem langen Ausdauerlauf meist schnell verflogen.

11. Was inspiriert Sie?

Alles Neue und das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Ein Beispiel: Künftig können wir mit unseren Lasern Teilchen beschleunigen. Wir werden diese Mini-Teilchenbeschleuniger zur Industriereife bringen und einer breiten Masse zur Verfügung stellen.

12. Beruf und Familie lässt sich gut vereinbaren? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Ehrlich gesagt, gelingt es mir eher schlecht Beruf und Familie zu vereinbaren. Ich wünsche mir eigentlich mehr Zeit für die Familie und habe von meiner Frau auch schon die rote Karte gezeigt bekommen. Deshalb ist es wichtig, dass ich Verantwortung an meine Kollegen abgebe. Ich möchte mündige Mitarbeiter haben. Die Geschäftsführung eines Unternehmens darf nicht zum Flaschenhals werden.

13. Was ist Ihnen mal gehörig misslungen?

(Lacht) Ein Deutsch-Aufsatz in der 5. Klasse, in dem ich eine sechs bekommen habe. Aber Spaß beiseite: Während meines Studiums in den USA musste ich einen Vortrag vor der versammelten Professorenschaft halten. Ich konnte alles erklären – bis auf ein Detail. Einer der Professoren hat mich und meinen Vortrag daraufhin komplett zerlegt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass der einzige Zweck dieser Vorträge war, die Studierenden durch ein Stahlbad zu schicken.

14. Lieblingsfilm?

Das variiert. Ich lasse mich gerne von Filmen begeistern. Sehr gut gefallen haben mir der Hobbit, Herr der Ringe und die Star Wars Filme. Mein aktueller Favorit ist Going out in Style mit Morgan Freeman, Michael Caine und Alan Arkin. Mir gefällt der feine Humor und das Happy End.

15. Wen würden Sie gerne einmal treffen und was würden Sie dann gerne mit dieser Person diskutieren?

Leonard Susskind – ein US-amerikanischer, theoretischer Physiker und Mitbegründer der Stringtheorie. Er führte mit Steven Hawking eine unerbittliche Diskussion darüber, ob Information beziehungsweise Entropie in schwarzen Löchern verloren geht oder nicht, und damit der zweite Hauptsatz der Thermodynamik möglicherweise verletzt wird. Das wäre eine fundamentale Veränderung der Physik. Herausgekommen aus diesem Streit ist eine vollkommen neue Sichtweise über schwarze Löcher in der Art, dass die ins schwarze Loch gefallene Information auf der Oberfläche der Schwarzschildkugel in Form von Quantenbits auf Größe der Planck-Skala gespeichert werden. Die Thermodynamik wurde damit gerettet. Abgedrehtes Zeug – das alles würde ich gerne in einem Gespräch mit ihm tiefer verstehen wollen.

16. Was wollten Sie als Kind werden?

Astronaut. Ich bin Baujahr 1973, also nur vier Jahre nach der Mondlandung geboren. Ich habe als Kind gerne Raketen gebaut und mein Kinderzimmer sah so aus, als hätte dort die Mondlandung stattgefunden.

Angenommen Sie treffen auf eine fremde Person, die sie besser kennt, als Sie sich selbst, fänden Sie das spannend oder gruselig?

Für mich wäre das sehr spannend. Ich möchte dann natürlich wissen, woher derjenige das weiß.

Das Interview führte Tanja Meckler.

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