Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
19.05.2025
von Claudia Keller
„Seit zwei Jahrzehnten begleiten wir unsere Kundinnen und Kunden bereits mit unserem Private Banking“, so Sven Eisele, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw vor über 330 geladenen Gästen. „Wir stehen auch in unsicheren Zeiten für Stabilität, für Nähe und Vertrauen. Das sind Werte, die uns ganz besonders am Herzen liegen“. Angesichts der derzeitigen Nachrichtenlage stellte er fest, dass aktuell die Weichen gestellt werden, sowohl politisch als auch wirtschaftlich und gesellschaftlich. „Die globale Neuaufstellung ist in vollem Gange. Und dabei liegen bei allen Risiken immer auch Chancen“, führte er in den Vortrag von Ulrich Kater ein, den er als einen der renommiertesten Volkswirte Deutschlands vorstellte.
„Wir haben eine große Inflationswelle in den letzten Jahren gehabt“, so Ulrich Kater. „Das heißt für einen Betrag, den sie zuhause bar liegen haben, ist die Kaufkraft um 20 Prozent gesunken“. Gleichzeitig habe sich die Entwicklung der Aktienmärkte beschleunigt. Er stellte fest, dass es vor allem die „Pleiten, Pech und Pannen“-Ereignisse seien, die zum Thema Börse in Erinnerung blieben. Davon habe es auch viele gegeben – und trotzdem habe der DAX (Deutscher Aktienindex) seit 35 Jahren jedes Jahr im Durchschnitt neun Prozent zugelegt. Das Steigen der Börsenpreise erklärte er unter anderem mit dem Wachstum der Weltwirtschaft. „Wenn wir in die Zukunft schauen, dann glauben wir nicht mehr, dass der DAX neun Prozent im Jahr erwirtschaftet“, stellte Kater fest „Wir rechnen über die nächsten 20 bis 30 Jahre mit einem durchschnittlichen Zuwachs im DAX von sechs Prozent“. In den Medien habe sich die meist schnelle Wertaufholung der Märkte nicht niedergeschlagen. „All diese großen Katastrophenthemen werden in der Regel sehr schnell wieder aufgehoben“, sagte Kater. „Jetzt stellt sich die Frage, ob das auch für Donald Trump gilt.“ Der amerikanische Präsident habe es bereits geschafft, die Welt mit Unsicherheit zu überziehen. „Wir tun gut daran, weder zu jammern noch uns lustig zu machen, sondern uns auf die Veränderungen einzustellen“, empfahl der Volkswirt. Er stellte fest, dass Amerikas Motivation die Angst um die Stellung in der Welt sei. Um das zu verdeutlichen, präsentierte er zwei Karten, die die größten Handelspartner über die Erdkugel verteilt darstellten. Während vor 25 Jahren Amerika deutlich die Nase vorne hatte, ist es heute China.
Der Grundgedanke der Globalisierung sei gewesen, dass Länder, die sich über freien Handel entwickeln und Wohlstand aufbauen auch freie demokratische Länder werden. Deshalb habe Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg angefangen, die Zölle zu senken. Nach 25 Prozent vor dem Krieg lag der effektive Zollsatz der Amerikaner Anfang der 2000er Jahre nur noch bei drei Prozent. „Am Hochpunkt dieser Globalisierung war die Weltwirtschaft ein einziger Marktplatz“, sagte Kater. „Keine Generation hat jemals ein größeres Warenangebot zu geringeren Preisen erlebt als wir“. Dass sich wirtschaftlich entwickelnde Länder demokratisch werden, habe sich als Irrtum Amerikas herausgestellt. China habe es geschafft, die Industrieproduktion bei sich anzusiedeln. Die erste Forderung sei deshalb, dass Amerika wieder industrialisiert werde. Eine andere Fehlentwicklung sei, dass der amerikanische Staat kein Geld habe. Von außen betrachtet habe Amerika zu niedrige Steuern, eine Erhöhung sei allerdings nicht möglich. „In Amerika gelten Steuern sowieso als Diebstahl“, merkte Katz an. Stattdessen sollen nun Zölle das „Staatssäckel füllen“. Weil die Länder Zölle umgehen wollen, hofft Amerika darauf, dass sich ausländische Fabriken ansiedeln. Unternehmen in der Region würden sich deshalb fragen, wo es hingehe. „Das ist die große Verunsicherung, die wir erleben“, erklärte der Volkswirt. Beim Blick auf Deutschland und die neue Bundesregierung hielt Kater fest, dass Deutschland für die Kapitalmärkte nicht so wichtig sei. Das Land habe nur einen Anteil von drei Prozent an der Weltwirtschaft. Der Großteil der Kapitalmärkte spiele sich ebenfalls in Amerika ab, was zur Unsicherheit beitrage.
Was in der Koalitionsvereinbarung der neuen deutschen Bundesregierung stehe, bezeichnete er als „super“. Wenn das alles umgesetzt wird, könne auch der deutsche Aktienmarkt profitieren. Am Finanzmarkt herrsche allerdings noch das „Beobachten“ vor. Positive Auswirkungen sah er durch die geplanten Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung. Und so prognostizierte er einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts. Die zu erwartenden Vertrauenseffekte dieser Konjunkturpolitik gebe es in der aktuellen Situation allerdings nicht. „Das Misstrauen, das aus Amerika kommt, wiegt das Vertrauen in Deutschland auf“, sagte Kater. Trotz allem sprach der Volkswirt nicht vom Abbau der Weltwirtschaft, sondern von einem Umbau, der auch für europäische Unternehmen Chancen bietet. „Meine Überzeugung ist, dass man auch mit dem Problem Trump umgehen kann“, sagte er. „In der Weltwirtschaft wird er einiges zum Umbau beitragen.“ In der anschließenden Expertenrunde ging Moderator Andreas Franik im Gespräch mit Kater, stellvertretendem Sparkassenvorstand Eisele und Stefan Saile, Bereichsdirektor S-Vermögen weiter auf die Auswirkungen auf die Kapitalmärkte ein. Nach dem offiziellen Teil konnten die Gäste das Thema in persönlichen Gesprächen bei kleinen Häppchen und erfrischenden Getränken weiterführen.
Alle Fotos: Tilo Keller
19.05.2025
von Claudia Keller
„Seit zwei Jahrzehnten begleiten wir unsere Kundinnen und Kunden bereits mit unserem Private Banking“, so Sven Eisele, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw vor über 330 geladenen Gästen. „Wir stehen auch in unsicheren Zeiten für Stabilität, für Nähe und Vertrauen. Das sind Werte, die uns ganz besonders am Herzen liegen“. Angesichts der derzeitigen Nachrichtenlage stellte er fest, dass aktuell die Weichen gestellt werden, sowohl politisch als auch wirtschaftlich und gesellschaftlich. „Die globale Neuaufstellung ist in vollem Gange. Und dabei liegen bei allen Risiken immer auch Chancen“, führte er in den Vortrag von Ulrich Kater ein, den er als einen der renommiertesten Volkswirte Deutschlands vorstellte.
„Wir haben eine große Inflationswelle in den letzten Jahren gehabt“, so Ulrich Kater. „Das heißt für einen Betrag, den sie zuhause bar liegen haben, ist die Kaufkraft um 20 Prozent gesunken“. Gleichzeitig habe sich die Entwicklung der Aktienmärkte beschleunigt. Er stellte fest, dass es vor allem die „Pleiten, Pech und Pannen“-Ereignisse seien, die zum Thema Börse in Erinnerung blieben. Davon habe es auch viele gegeben – und trotzdem habe der DAX (Deutscher Aktienindex) seit 35 Jahren jedes Jahr im Durchschnitt neun Prozent zugelegt. Das Steigen der Börsenpreise erklärte er unter anderem mit dem Wachstum der Weltwirtschaft. „Wenn wir in die Zukunft schauen, dann glauben wir nicht mehr, dass der DAX neun Prozent im Jahr erwirtschaftet“, stellte Kater fest „Wir rechnen über die nächsten 20 bis 30 Jahre mit einem durchschnittlichen Zuwachs im DAX von sechs Prozent“. In den Medien habe sich die meist schnelle Wertaufholung der Märkte nicht niedergeschlagen. „All diese großen Katastrophenthemen werden in der Regel sehr schnell wieder aufgehoben“, sagte Kater. „Jetzt stellt sich die Frage, ob das auch für Donald Trump gilt.“ Der amerikanische Präsident habe es bereits geschafft, die Welt mit Unsicherheit zu überziehen. „Wir tun gut daran, weder zu jammern noch uns lustig zu machen, sondern uns auf die Veränderungen einzustellen“, empfahl der Volkswirt. Er stellte fest, dass Amerikas Motivation die Angst um die Stellung in der Welt sei. Um das zu verdeutlichen, präsentierte er zwei Karten, die die größten Handelspartner über die Erdkugel verteilt darstellten. Während vor 25 Jahren Amerika deutlich die Nase vorne hatte, ist es heute China.
Der Grundgedanke der Globalisierung sei gewesen, dass Länder, die sich über freien Handel entwickeln und Wohlstand aufbauen auch freie demokratische Länder werden. Deshalb habe Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg angefangen, die Zölle zu senken. Nach 25 Prozent vor dem Krieg lag der effektive Zollsatz der Amerikaner Anfang der 2000er Jahre nur noch bei drei Prozent. „Am Hochpunkt dieser Globalisierung war die Weltwirtschaft ein einziger Marktplatz“, sagte Kater. „Keine Generation hat jemals ein größeres Warenangebot zu geringeren Preisen erlebt als wir“. Dass sich wirtschaftlich entwickelnde Länder demokratisch werden, habe sich als Irrtum Amerikas herausgestellt. China habe es geschafft, die Industrieproduktion bei sich anzusiedeln. Die erste Forderung sei deshalb, dass Amerika wieder industrialisiert werde. Eine andere Fehlentwicklung sei, dass der amerikanische Staat kein Geld habe. Von außen betrachtet habe Amerika zu niedrige Steuern, eine Erhöhung sei allerdings nicht möglich. „In Amerika gelten Steuern sowieso als Diebstahl“, merkte Katz an. Stattdessen sollen nun Zölle das „Staatssäckel füllen“. Weil die Länder Zölle umgehen wollen, hofft Amerika darauf, dass sich ausländische Fabriken ansiedeln. Unternehmen in der Region würden sich deshalb fragen, wo es hingehe. „Das ist die große Verunsicherung, die wir erleben“, erklärte der Volkswirt. Beim Blick auf Deutschland und die neue Bundesregierung hielt Kater fest, dass Deutschland für die Kapitalmärkte nicht so wichtig sei. Das Land habe nur einen Anteil von drei Prozent an der Weltwirtschaft. Der Großteil der Kapitalmärkte spiele sich ebenfalls in Amerika ab, was zur Unsicherheit beitrage.
Was in der Koalitionsvereinbarung der neuen deutschen Bundesregierung stehe, bezeichnete er als „super“. Wenn das alles umgesetzt wird, könne auch der deutsche Aktienmarkt profitieren. Am Finanzmarkt herrsche allerdings noch das „Beobachten“ vor. Positive Auswirkungen sah er durch die geplanten Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung. Und so prognostizierte er einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts. Die zu erwartenden Vertrauenseffekte dieser Konjunkturpolitik gebe es in der aktuellen Situation allerdings nicht. „Das Misstrauen, das aus Amerika kommt, wiegt das Vertrauen in Deutschland auf“, sagte Kater. Trotz allem sprach der Volkswirt nicht vom Abbau der Weltwirtschaft, sondern von einem Umbau, der auch für europäische Unternehmen Chancen bietet. „Meine Überzeugung ist, dass man auch mit dem Problem Trump umgehen kann“, sagte er. „In der Weltwirtschaft wird er einiges zum Umbau beitragen.“ In der anschließenden Expertenrunde ging Moderator Andreas Franik im Gespräch mit Kater, stellvertretendem Sparkassenvorstand Eisele und Stefan Saile, Bereichsdirektor S-Vermögen weiter auf die Auswirkungen auf die Kapitalmärkte ein. Nach dem offiziellen Teil konnten die Gäste das Thema in persönlichen Gesprächen bei kleinen Häppchen und erfrischenden Getränken weiterführen.
Alle Fotos: Tilo Keller
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