Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 21.11.2021
Die Umsetzung der Klimaziele könnte mit Technologien vorgenommen werden, die bereits existierten, sagt der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Professor Siegfried Russwurm. Wo also ist das Problem? Unter den gegebenen Rahmenbedingungen seien die Technologien für die Unternehmen nicht wirtschaftlich und sie stünden bisher auch nicht im industriellen Maßstab zur Verfügung.
Überhaupt die Rahmenbedingungen: „Liebe Politik, das ist Euer Geschäft“, sagt Russwurm. Und diese Rahmenbedingungen müssten an der Praxis und der Machbarkeit orientiert sein. „Die Politik muss die richtigen Innovationsentscheidungen treffen, gezielte Schlüsselinnovationen fordern, aber in enger Abstimmung mit der Wirtschaft“, fordert Russwurm in seiner Rede vor den Teilnehmenden der wvib-Jahreshauptversammlung im „Ballsaal Berlin“ des Europa-Parks Rust.
Mit den „Technokraten in ihren Büros im Raumschiff Berlin“ hadert der BDI-Präsident – wenngleich er ihnen positive Absichten zugestehe. In dieser „strukturell de-industrialisierten Stadt“ treffe er „kaum jemanden, der Industrie versteht“. Es mangele an Praxiserfahrung. „Leute, die über erfolgreiches Wirtschaften reden wollen und in ihrem Leben noch keinen Kunden gesehen haben, noch keine Unterschrift von einem Kunden heimbringen mussten, da habe ich irgendwie Zweifel daran, wie das funktionieren kann.“
Wie könnte es funktionieren? Laut Russwurm mit dem Abbau von Bürokratie, mit deutlich kürzeren Genehmigungszeiten, mit Technologieoffenheit, mit betriebswirtschaftlicher Plausibilität, mit kompetenter Reaktion auf den demografischen Wandel, mit der Stärkung der Technologie- und Innovationsführerschaft von Deutschland und Europa sowie einem breiten gesellschaftlichen Konsens, „dass wir Industrieland bleiben wollen“, Innovationsland und Exportland und zwar auf dem Boden der sozialen Marktwirtschaft – um nur einiges zu nennen.
Vor allem aber müsse im Ausbau der Digitalisierung noch deutlich mehr Aktivität entwickelt werden. „Die Pandemie hat uns die große digitale Rückständigkeit in der öffentlichen Verwaltung vor Augen geführt“, sagt der BDI-Präsident und fügt selbstkritisch hinzu: „Da haben wir auch in den Unternehmen noch einiges zu tun.“ Digitalisierung sei mehr als nur die bessere Automatisierung.
Dieser Ausbau dürfe sich nicht auf die Ballungsräume konzentrieren. Im Gegenteil: „Ländliche Räume, regionale Zentren haben eine entscheidende Bedeutung in Deutschland.“ Immerhin würden dort 46 Prozent der Bruttowertschöpfung von 57 Prozent der Bevölkerung generiert. Russwurm mahnt: „Wenn wir den ländlichen Raum abhängen lassen, dann machen wir einen Riesen-Fehler.“
Der Staat sei nicht der bessere Unternehmer und Innovationen auf Befehl funktionierten nicht. Das Credo des BDI-Präsidenten: „Hört auf uns. Wir wissen, was wir tun, wir kennen uns aus. Wir können die Auswirkungen abschätzen. Besser als Ihr.“
Bis 2030 seien Investitionen von rund 860 Milliarden Euro notwendig. „Und die wird der Staat alleine nicht stemmen können.“ Dazu brauche es private Investitionsmittel. Aber die gebe es nur, wenn es sich betriebswirtschaftlich rechne.
„Deutschland kann in den kommenden Jahren zum echten Zukunftsort werden“, ist Russwurm überzeugt. Die Bedingung: Die Politik müsse jetzt handeln, muss entscheiden, muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Denn: „Mit jedem Monat, den wir verlieren“, drohe das Klimaziel verfehlt zu werden.
Allerdings wäre dem Weltklima nicht geholfen, wenn sich Deutschland lediglich auf seinen zweiprozentigen Anteil am globalen Ausstoß konzentriere. „Über den Tellerrand hinaus blicken“, ist seine Forderung an die Politik. Russwurm sieht es ebenso wie wvib-Präsident Thomas Burger. Dieser sieht in einem weltweit einheitlichen CO2-Preis „eine starke Botschaft für die Ökologie“. Je mehr es koste, Kohlendioxid auszustoßen, desto größer sei der Anzeiz, dies nicht zu tun. Burger: „„Richtig eingesetzt, macht dieses Instrument unzählige Subventionen überflüssig.“ Und er fügt hinzu: „Nur wenn die wahren Kosten für die meisten spürbar sind, lernen Staat, Verbraucher und Unternehmen, wie Ökologie geht.“
Nach eigenen Angaben ist die wvib Schwarzwald AG das Sprachrohr und Dienstleister der familiengeprägten, mittelständischen Industrieunternehmen in Baden-Württemberg, die auch jenseits der Ballungszentren global erfolgreich sind.
Das Prinzip: Unternehmer und Führungskräfte, die sich für ihr Unternehmen, ihre Kunden, ihre Mitarbeiter, die Umwelt und für unsere Gesellschaft engagieren, tauschen sich aus mit einem Ziel, Menschen und Unternehmen wirksamer machen.
Die Themen: Werte, Strategie, Führung, Familie, Eigentum, technologische Perspektiven, neue Marktzugänge und Geschäftsmodelle sowie soziale Marktwirtschaft.
Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften 1.050 produzierende Unternehmen mit rund 400.000 Beschäftigten weltweit 75 Milliarden Euro Umsatz. In jährlich mehr als 1.000 Veranstaltungen wachsen Unternehmens-Chefs und Führungskräfte im permanenten Erfahrungsaustausch, in Seminaren und Beratungen zu einer lernenden Gemeinschaft zusammen.
Über 60 hauptamtliche Mitarbeitende spannen ein südwestdeutsches Netzwerk für „Wissen und Wärme“ über die weltweit engagierte Schwarzwald AG. (pm/gel)
Die Wahlen in den wvib-Gremien wurden online durchgeführt.
Das Präsidium besteht nun aus
Neu in den Vorstand gewählt wurden:
Neu in den Beirat gewählt wurden:
Stiftungen haben es aufgrund der Niedrigzinsphase derzeit schwer, die notwendigen Erträge aus ihren Stiftungsvermögen zu generieren. So auch die Bürgerstiftung Lenzkrich. Sie gehörte bei der Jahreshauptversammlung 2021 des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG zu den Empfängern eines Spendenschecks, den wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer an den Lenzkircher Bürgermeister Andreas Graf überreicht hat.
Vorgeschlagen wurde die Institution im Hochschwarzwald von Frank Greiser, Geschäftsführer der Atmos Medizin Technik, mit Sitz in Lenzkirch. Greiser wurde bei der Jahreshauptversammlung im Europa-Park neu in den wvib-Vorstand gewählt.
Bürgermeister Graf freute sich über die „bisher größte Spendensumme“, die er für die Bürgerstiftung entgegen nehmen konnte. 13.500 Euro fließen für den Zweck, insbesondere in Not geratenen Einwohnern der Gemeinde zu helfen. Außerdem werden Maßnahmen der Kinder-, Jugend-, Familien- und Seniorenhilfe unterstützt.
Ziel sei es, so Bürgermeister Graf, unabhängig von der Finanzlage der öffentlichen Hand Gutes zu tun. (gel)
Von Gerd Lache | 21.11.2021
Die Umsetzung der Klimaziele könnte mit Technologien vorgenommen werden, die bereits existierten, sagt der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Professor Siegfried Russwurm. Wo also ist das Problem? Unter den gegebenen Rahmenbedingungen seien die Technologien für die Unternehmen nicht wirtschaftlich und sie stünden bisher auch nicht im industriellen Maßstab zur Verfügung.
Überhaupt die Rahmenbedingungen: „Liebe Politik, das ist Euer Geschäft“, sagt Russwurm. Und diese Rahmenbedingungen müssten an der Praxis und der Machbarkeit orientiert sein. „Die Politik muss die richtigen Innovationsentscheidungen treffen, gezielte Schlüsselinnovationen fordern, aber in enger Abstimmung mit der Wirtschaft“, fordert Russwurm in seiner Rede vor den Teilnehmenden der wvib-Jahreshauptversammlung im „Ballsaal Berlin“ des Europa-Parks Rust.
Mit den „Technokraten in ihren Büros im Raumschiff Berlin“ hadert der BDI-Präsident – wenngleich er ihnen positive Absichten zugestehe. In dieser „strukturell de-industrialisierten Stadt“ treffe er „kaum jemanden, der Industrie versteht“. Es mangele an Praxiserfahrung. „Leute, die über erfolgreiches Wirtschaften reden wollen und in ihrem Leben noch keinen Kunden gesehen haben, noch keine Unterschrift von einem Kunden heimbringen mussten, da habe ich irgendwie Zweifel daran, wie das funktionieren kann.“
Wie könnte es funktionieren? Laut Russwurm mit dem Abbau von Bürokratie, mit deutlich kürzeren Genehmigungszeiten, mit Technologieoffenheit, mit betriebswirtschaftlicher Plausibilität, mit kompetenter Reaktion auf den demografischen Wandel, mit der Stärkung der Technologie- und Innovationsführerschaft von Deutschland und Europa sowie einem breiten gesellschaftlichen Konsens, „dass wir Industrieland bleiben wollen“, Innovationsland und Exportland und zwar auf dem Boden der sozialen Marktwirtschaft – um nur einiges zu nennen.
Vor allem aber müsse im Ausbau der Digitalisierung noch deutlich mehr Aktivität entwickelt werden. „Die Pandemie hat uns die große digitale Rückständigkeit in der öffentlichen Verwaltung vor Augen geführt“, sagt der BDI-Präsident und fügt selbstkritisch hinzu: „Da haben wir auch in den Unternehmen noch einiges zu tun.“ Digitalisierung sei mehr als nur die bessere Automatisierung.
Dieser Ausbau dürfe sich nicht auf die Ballungsräume konzentrieren. Im Gegenteil: „Ländliche Räume, regionale Zentren haben eine entscheidende Bedeutung in Deutschland.“ Immerhin würden dort 46 Prozent der Bruttowertschöpfung von 57 Prozent der Bevölkerung generiert. Russwurm mahnt: „Wenn wir den ländlichen Raum abhängen lassen, dann machen wir einen Riesen-Fehler.“
Der Staat sei nicht der bessere Unternehmer und Innovationen auf Befehl funktionierten nicht. Das Credo des BDI-Präsidenten: „Hört auf uns. Wir wissen, was wir tun, wir kennen uns aus. Wir können die Auswirkungen abschätzen. Besser als Ihr.“
Bis 2030 seien Investitionen von rund 860 Milliarden Euro notwendig. „Und die wird der Staat alleine nicht stemmen können.“ Dazu brauche es private Investitionsmittel. Aber die gebe es nur, wenn es sich betriebswirtschaftlich rechne.
„Deutschland kann in den kommenden Jahren zum echten Zukunftsort werden“, ist Russwurm überzeugt. Die Bedingung: Die Politik müsse jetzt handeln, muss entscheiden, muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Denn: „Mit jedem Monat, den wir verlieren“, drohe das Klimaziel verfehlt zu werden.
Allerdings wäre dem Weltklima nicht geholfen, wenn sich Deutschland lediglich auf seinen zweiprozentigen Anteil am globalen Ausstoß konzentriere. „Über den Tellerrand hinaus blicken“, ist seine Forderung an die Politik. Russwurm sieht es ebenso wie wvib-Präsident Thomas Burger. Dieser sieht in einem weltweit einheitlichen CO2-Preis „eine starke Botschaft für die Ökologie“. Je mehr es koste, Kohlendioxid auszustoßen, desto größer sei der Anzeiz, dies nicht zu tun. Burger: „„Richtig eingesetzt, macht dieses Instrument unzählige Subventionen überflüssig.“ Und er fügt hinzu: „Nur wenn die wahren Kosten für die meisten spürbar sind, lernen Staat, Verbraucher und Unternehmen, wie Ökologie geht.“
Nach eigenen Angaben ist die wvib Schwarzwald AG das Sprachrohr und Dienstleister der familiengeprägten, mittelständischen Industrieunternehmen in Baden-Württemberg, die auch jenseits der Ballungszentren global erfolgreich sind.
Das Prinzip: Unternehmer und Führungskräfte, die sich für ihr Unternehmen, ihre Kunden, ihre Mitarbeiter, die Umwelt und für unsere Gesellschaft engagieren, tauschen sich aus mit einem Ziel, Menschen und Unternehmen wirksamer machen.
Die Themen: Werte, Strategie, Führung, Familie, Eigentum, technologische Perspektiven, neue Marktzugänge und Geschäftsmodelle sowie soziale Marktwirtschaft.
Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften 1.050 produzierende Unternehmen mit rund 400.000 Beschäftigten weltweit 75 Milliarden Euro Umsatz. In jährlich mehr als 1.000 Veranstaltungen wachsen Unternehmens-Chefs und Führungskräfte im permanenten Erfahrungsaustausch, in Seminaren und Beratungen zu einer lernenden Gemeinschaft zusammen.
Über 60 hauptamtliche Mitarbeitende spannen ein südwestdeutsches Netzwerk für „Wissen und Wärme“ über die weltweit engagierte Schwarzwald AG. (pm/gel)
Die Wahlen in den wvib-Gremien wurden online durchgeführt.
Das Präsidium besteht nun aus
Neu in den Vorstand gewählt wurden:
Neu in den Beirat gewählt wurden:
Stiftungen haben es aufgrund der Niedrigzinsphase derzeit schwer, die notwendigen Erträge aus ihren Stiftungsvermögen zu generieren. So auch die Bürgerstiftung Lenzkrich. Sie gehörte bei der Jahreshauptversammlung 2021 des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG zu den Empfängern eines Spendenschecks, den wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer an den Lenzkircher Bürgermeister Andreas Graf überreicht hat.
Vorgeschlagen wurde die Institution im Hochschwarzwald von Frank Greiser, Geschäftsführer der Atmos Medizin Technik, mit Sitz in Lenzkirch. Greiser wurde bei der Jahreshauptversammlung im Europa-Park neu in den wvib-Vorstand gewählt.
Bürgermeister Graf freute sich über die „bisher größte Spendensumme“, die er für die Bürgerstiftung entgegen nehmen konnte. 13.500 Euro fließen für den Zweck, insbesondere in Not geratenen Einwohnern der Gemeinde zu helfen. Außerdem werden Maßnahmen der Kinder-, Jugend-, Familien- und Seniorenhilfe unterstützt.
Ziel sei es, so Bürgermeister Graf, unabhängig von der Finanzlage der öffentlichen Hand Gutes zu tun. (gel)
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