Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 20.01.2021
Im Unternehmen von Mark Stephen Pace sind bisher schon rund 10 Prozent der knapp 500 Beschäftigten zum Arbeiten zuhause geblieben. Pace ist Geschäftsführer von Dentaurum (Ispringen), Produzent von Medizinprodukten für die Zahnheilkunde, und er ist Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) mit Sitz in Köln.
Homeoffice sei für sein Unternehmen nichts Neues, „das machen wir schon seit über 12 Jahen“, erklärt Pace in einem SWR-Beitrag. Bereits vor Corona habe man Maßnahmen für den Fall einer Pandemie angedacht. Insofern halte er Homeoffice für eine gute Sache, aber nicht ausnahmslos in jedem Fall.
Eine verpflichtende Ausweitung des Homeoffice für Unternehmen birgt laut Pace viele Probleme, angefangen von den hohen Kosten für mobile Geräte, die man den Beschäftigten zur Verfügung stellen müsse, bis hin zu Fragen des Datenschutzes allgemein und der Sicherheit für die Daten eines Unternehmens im Speziellen.
Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, macht unter anderem gegenüber dem SWR auch deutlich, dass im ländlichen Raum durch unzureichende oder eingeschränkte Breitband-Verbindungen eine digitale Kommunikation schwer oder – je nach Datenaufkommen – unmöglich sein könne. Keppler kritisiert die Homeoffice-Verordnung mit den Worten: „Das scheint mir eine Schreibtisch-Idee zu sein von Leuten, die nicht wissen, wie in Unternehmen gearbeitet wird.“ Die Wirtschaft müsse am Laufen gehalten werden, denn sie sei es, die letztlich für die hohen Kosten der Corona-Maßnahmen aufkommen müsse.
„Mobiles Arbeiten ist für die Industrie in Baden-Württemberg ein fester Bestandteil. Unternehmen wollen und können Homeoffice, und ermöglichen es ihren Mitarbeitern überall dort, wo es Sinn macht – nicht erst seit Corona“, sagt Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG. Mehr als 1000 Unternehmen gehören dem wvib an, darunter zahlreiche Firmen aus dem Nordschwarzwald.
Münzer macht aber auch deutlich: „Unternehmen sind unterschiedlich, Arbeitsplätze und Mitarbeiter auch. Wir brauchen viele individuelle Lösungen und keine Zwangsjacken aus Berlin.“ Gestanzt, gefräst und gedreht werde weiterhin in der Produktionshalle.
Die jetzt bekannt gewordene Verpflichtung zum Homeoffice ist für Steven Haarke unverständlich. Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), zuständig für Arbeit, Bildung, Sozial- und Tarifpolitik, weist auf den kürzlich geäußerten Freiwilligkeitsappell des Bundespräsidenten bezüglich Homeoffice hin. „Dieser sinnvolle Appell konnte doch noch gar keine Wirkung entfaltet haben. Man hätte hier erwarten dürfen, dass man zunächst dessen Wirkung abwartet, bevor man eine solche Verpflichtung nachschiebt“, so Haarke.
Bedenklich sei auch, dass diese weitreichende Verpflichtung nun einfach auf dem Verordnungsweg durch das Bundesarbeitsministerium erfolgen solle. Hier hätte es aus Sicht des HDE zumindest einer Debatte im parlamentarischen Verfahren bedurft, so Haarke weiter. Erschwerend komme hinzu, dass die grundsätzlichen Bedenken bei Homeoffice, wie etwa die drohende Spaltung der Belegschaften, neue Rechtsunsicherheiten und Bürokratie sowie schlechte Internetverbindungen im ländlichen Bereich, nicht ausgeräumt seien.
Hörfunk-Beitrag von Peter Lauber zur Homeoffice-Pflicht, mit Stimmen aus der Region Nordschwarzwald. ©SWR https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/diskussion-um-home-office-pflicht-100.html
Von Gerd Lache | 20.01.2021
Die Unternehmen sind keine Infektions-Hotspots. Dort wurden bereits Hygiene-Konzepte eingeführt, Kontakte reduziert und auf Schichtbetrieb umgestellt, bevor die erste Corona-Verordnung zwischen Bund und Ländern überhaupt abgestimmt wurde.
Im Unternehmen von Mark Stephen Pace sind bisher schon rund 10 Prozent der knapp 500 Beschäftigten zum Arbeiten zuhause geblieben. Pace ist Geschäftsführer von Dentaurum (Ispringen), Produzent von Medizinprodukten für die Zahnheilkunde, und er ist Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) mit Sitz in Köln.
Homeoffice sei für sein Unternehmen nichts Neues, „das machen wir schon seit über 12 Jahen“, erklärt Pace in einem SWR-Beitrag. Bereits vor Corona habe man Maßnahmen für den Fall einer Pandemie angedacht. Insofern halte er Homeoffice für eine gute Sache, aber nicht ausnahmslos in jedem Fall.
Eine verpflichtende Ausweitung des Homeoffice für Unternehmen birgt laut Pace viele Probleme, angefangen von den hohen Kosten für mobile Geräte, die man den Beschäftigten zur Verfügung stellen müsse, bis hin zu Fragen des Datenschutzes allgemein und der Sicherheit für die Daten eines Unternehmens im Speziellen.
Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, macht unter anderem gegenüber dem SWR auch deutlich, dass im ländlichen Raum durch unzureichende oder eingeschränkte Breitband-Verbindungen eine digitale Kommunikation schwer oder – je nach Datenaufkommen – unmöglich sein könne. Keppler kritisiert die Homeoffice-Verordnung mit den Worten: „Das scheint mir eine Schreibtisch-Idee zu sein von Leuten, die nicht wissen, wie in Unternehmen gearbeitet wird.“ Die Wirtschaft müsse am Laufen gehalten werden, denn sie sei es, die letztlich für die hohen Kosten der Corona-Maßnahmen aufkommen müsse.
„Mobiles Arbeiten ist für die Industrie in Baden-Württemberg ein fester Bestandteil. Unternehmen wollen und können Homeoffice, und ermöglichen es ihren Mitarbeitern überall dort, wo es Sinn macht – nicht erst seit Corona“, sagt Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG. Mehr als 1000 Unternehmen gehören dem wvib an, darunter zahlreiche Firmen aus dem Nordschwarzwald.
Münzer macht aber auch deutlich: „Unternehmen sind unterschiedlich, Arbeitsplätze und Mitarbeiter auch. Wir brauchen viele individuelle Lösungen und keine Zwangsjacken aus Berlin.“ Gestanzt, gefräst und gedreht werde weiterhin in der Produktionshalle.
Die jetzt bekannt gewordene Verpflichtung zum Homeoffice ist für Steven Haarke unverständlich. Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), zuständig für Arbeit, Bildung, Sozial- und Tarifpolitik, weist auf den kürzlich geäußerten Freiwilligkeitsappell des Bundespräsidenten bezüglich Homeoffice hin. „Dieser sinnvolle Appell konnte doch noch gar keine Wirkung entfaltet haben. Man hätte hier erwarten dürfen, dass man zunächst dessen Wirkung abwartet, bevor man eine solche Verpflichtung nachschiebt“, so Haarke.
Bedenklich sei auch, dass diese weitreichende Verpflichtung nun einfach auf dem Verordnungsweg durch das Bundesarbeitsministerium erfolgen solle. Hier hätte es aus Sicht des HDE zumindest einer Debatte im parlamentarischen Verfahren bedurft, so Haarke weiter. Erschwerend komme hinzu, dass die grundsätzlichen Bedenken bei Homeoffice, wie etwa die drohende Spaltung der Belegschaften, neue Rechtsunsicherheiten und Bürokratie sowie schlechte Internetverbindungen im ländlichen Bereich, nicht ausgeräumt seien.
Hörfunk-Beitrag von Peter Lauber zur Homeoffice-Pflicht, mit Stimmen aus der Region Nordschwarzwald. ©SWR https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/diskussion-um-home-office-pflicht-100.html
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