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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Verbandssprecher verärgert über Politik: Corona-Hilfen fließen zu langsam und klare Perspektive für Hotellerie, Gastronomie und Tourismus wird vermisst

Die Verbandssprecher von Hotellerie, Gaststätten und Tourismus sind ziemlich sauer über das Schneckentempo bei der Auszahlung von Corona-Hilfen für ihre Mitgliedsunternehmen. Schon vor einigen Wochen hatten der Schwarzwald-Tourismus-Chef Hansjörg Mair und sein Kollege Thorsten Rudolph vom Hochschwarzwald Tourismus die Politik wegen der verzögerten Zahlungen kritisiert. Ins gleiche Horn bläst jetzt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Und der Deutsche Tourismusverband DTV vermisst „eine planbare Perspektive“.
Manche Gastronomen fühlen sich wegen fehlender Umsätze und ausbleibender Finanzhilfen kurz vor dem Aus. ©Composing_GerdLache

Von Gerd Lache | 15.02.2021

Die Infektionszahlen sinken seit Wochen und so haben Gastronomie und Hotellerie die nachvollziehbare Erwartung, eine Öffnungsperspektive zu erhalten.
Guido Zöllick, Präsident der Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga)

„Die Verzweiflung und die existenziellen Sorgen in der Branche sind immens groß“, macht Dehoga-Präsident Guido Zöllick deutlich. Die sofortige Auszahlung der versprochenen Hilfen an alle Unternehmen sei überlebenswichtig. Er kritisiert die angesichts der dramatischen Lage zu langsame Abwicklung.

Fordert eine schnellere Abwicklung der Corona-Hilfen: Dehoga-Präsident Guido Zöllick. ©Dehoga/Pietschmann

Laut einer aktuellen Umfrage des Dehoga-Bundesverbandes (12. bis 14. Februar 2021, mehr als 6000 Betriebe antworteten) betrug der Umsatzverlust im Januar 2021 im Vergleich zum Vorjahr 78 Prozent. „Ende Februar sind wir schon wieder vier Monate geschlossen“, beklagt Zöllick. Und erst 63,5 Prozent der Betriebe hätten laut der Umfrage die kompletten Novemberhilfen erhalten. Bei den Dezemberhilfen seien es sogar nur 23,3 Prozent.

Größere Unternehmen könnten noch nicht einmal einen Antrag stellen, berichtet Zöllick. Er bekräftigt: „Die Antragstellung und die schnelle Auszahlung der noch ausstehenden versprochenen Wirtschaftshilfen müssen jetzt absolute Priorität haben.“ Angesichts des Umfrage-Ergebnisses verwundere es nicht, „dass immer noch 63,9 Prozent der Betriebe um ihre Existenz bangen“ und sogar jedes vierte Unternehmen (24,8 Prozent) konkret eine Betriebsaufgabe in Erwägung ziehe.

Und nun sorgen laut Zöllick auch noch Vorstöße wie jene des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) zum Osterurlaub für massive Empörung in der Branche: „Die pauschale Absage des Osterurlaubs ist völlig inakzeptabel und ein erneuter Schlag ins Gesicht der Branche“, erklärt der Dehoga-Präsident. 83,6 Prozent der Betriebe fordern laut der Verbandsumfrage eine Öffnung vor Ostern. 40,5 Prozent der Betriebe sprächen sich für eine Öffnung zeitgleich mit dem Handel, möglicherweise am 7. März, aus. 43,1 Prozent plädieren demnach für eine Öffnung rechtzeitig vor Ostern, zum Beispiel am 25. März.

Will eine klare Strategie für seine Branche: Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes. ©ClaudiaBasermann

Auch der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV), Norbert Kunz, nimmt Stellung zur Aussage des sächsischen Ministerpräsidenten: „Immer wieder neue Spekulationen über Öffnungstermine für den Tourismus an Ostern sind unverantwortlich. Bund und Länder sind gefordert, ihren gemeinsamen Beschluss vom Januar umzusetzen und eine einheitliche Öffnungsstrategie zu entwickeln.“

Der Tourismus erwarte laut Kunz „eine planbare Perspektive. Die Betriebe bangen um ihre Existenz, weil sie im Unklaren gelassen werden, wie es weitergeht. Die Politik muss ein klares Konzept vorlegen, unter welchen Bedingungen Tourismus möglich ist“.

Der DTV habe eine Neustartstrategie mit einem praktikablen und verständlichen Ampelsystem, verbunden mit einer 4-Säulenstrategie aus Impfen, Testen, Kontaktnachverfolgung und Schutz- und Hygienemaßnahmen, erarbeitet. „Wir halten Tourismus mit besonderen Auflagen für möglich, wenn die Inzidenz stabil unter 50 liegt“, sagt der Geschäftsführer. Die Branche habe „nach Monaten des Lockdowns und des Stillhaltens eine klare Strategie verdient“.

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