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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Wird die Antriebswende zum Problem?

Die anhaltende Absatzkrise und der langsame Hochlauf der E-Mobilität wirken sich spürbar auf das Geschäft der Autozulieferer aus. Eine Umfrage der wvib Schwarzwald AG unter seinen Mitgliedern beleuchtet die Auswirkungen und die aktuelle Stimmungslage.
Unruhige Zeiten in der Automobilindustrie. Foto: Cla78 - adope-stock.com

03.09.2024

"Die Verbraucher kaufen weltweit deutlich weniger Autos, die Hersteller rufen weniger Teile ab. Bei den Elektroautos ist der Einbruch besonders drastisch, die Hersteller kassieren zum Teil schon ihre Elektrostrategien. Wenn ein großer Hersteller hustet, liegen die Zulieferer längst mit Lungenentzündung auf der Intensivstation. Das liegt auch daran, dass die Großen sich unter Druck besonders egoistisch verhalten. Die schwierige Mischung aus internationaler Nachfrageschwäche, schleppendem Hochlauf der Elektromobilität und aggressivem Wettbewerb sorgt zusammen mit nicht hilfreichen politischen Strategien entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Verwerfungen. Der Markt zeigt insgesamt Sättigungstendenzen. Zulieferer, die noch auf den Verbrennungsmotor setzen, haben aktuell etwas bessere Karten. Wer sein Unternehmen frühzeitig stark auf E-Mobilität ausgerichtet und Geld investiert hat, ist jetzt schlecht dran"
Dr. Gerrit Christoph, Autor der Umfrage und stellvertretender wvib-Hauptgeschäftsführer

Die Kombination aus politisch unklarem Kurs und weltweiter allgemeiner Marktsättigung im PKW-Sektor sorgt in den Chefetagen der Automobilzulieferer für düstere Perspektiven. Das Automotive Cluster der wvib Schwarzwald AG fordert von der Politik, den Ernst der Lage nicht nur mit Worthülsen zur Kenntnis zu nehmen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt liegen die Neuzulassungen für reine E-Autos im Juli 2024 bei rund 13 Prozent. Im Vorjahresmonat lag der Anteil noch bei 20 Prozent. Entsprechend fallen die Abrufe für Elektroauto-Bauteile (BEV) bei wvib-Autozulieferern aus: Bei insgesamt 63 Prozent bleiben die Abrufe
hinter den Erwartungen zurück. Dass die EU ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zulassen will, schlägt sich in den Plänen der Zulieferer noch nicht so nieder, wie man es möglicherweise erwarten könnte: Lediglich 6,3 Prozent der befragten Zulieferer erwarten, dass der Anteil der Elektromobilität am Umsatz in fünf Jahren mehr als 50 Prozent betragen wird. 37,5 Prozent rechnen weiter damit, unabhängig von der Antriebsart zu sein.

Die befragten Unternehmen sind einstimmig der Meinung, dass die politische Regulierung die hiesige Automobilindustrie auf einen Irrweg geführt hat. Sie fordern politische Korrekturen: 62 Prozent fordern „keine Festlegung auf die Antriebsart“, 56,3 Prozent der Befragten wollen eine längere Laufzeit für Verbrenner. Die Forderung nach einem stark beschleunigten Ausbau der Ladeinfrastruktur findet 37,5 Prozent Zustimmung, wobei bei dieser Frage mehrere Antworten möglich waren.

wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer betont: „Die Politik
sollte sich jetzt darauf konzentrieren, Deutschland wieder zu einem attraktiven Standort für die Automobilproduktion zu entwickeln. Eine schicksalhafte Bedeutung kommt jetzt auch den Tarifpartnern zu, die mit einem vernünftigen Tarifabschluss dazu beitragen könnten, Wertschöpfung in Deutschland zu halten. Die Automobilindustrie ist Deutschlands Schlüsselindustrie. Wenn wir im Namen der Klimaneutralität unseren Wohlstand verschusseln, gefährden wir nicht nur die Akzeptanz der Klimaneutralität, sondern schaden auch dem Planeten.“

pm / ab

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