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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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"Streitet euch!Aber bitte nicht online." Pforzheimer Desgin-Absolvent entwickelt Trainingsbox für eine neue Debattenkultur.

Der Wandel unserer Streitkultur war der Anlass für seine Bachelor-Arbeit. Denn der Ton wird rauer, die Fronten verhärten sich schneller. Zu beobachten ist das vielerorts. Im Netz, bei Familienfeiern, im Bundestag, in Talkshows.
Ein Knigge zum Streiten von Lukas Springer. Foto: Lukas Springer

Lukas Springer hat sich ein Ziel gesetzt, er will die Streitkultur verbessern. „Leider geht es nur noch darum, andere von der ,Wahrheit‘ zu überzeugen. Wir brauchen aber wieder eine konstruktive Auseinandersetzung mit Argumenten, statt das Gegenüber mit Vorwürfen und Pauschalisierungen zu beleidigen. Letztendlich geht es mir nicht nur um die Streitkultur an sich, sondern um unser Miteinander in einer Demokratie.“

Mimik und Gestik oder Augenkontakt können Gespräche regulieren. Es ist wichtig, dass sich Menschen gegenübersitzen und die Emotionen des anderen wahrnehmen. Das geht im Netz nicht.“
Lukas Springer, Design-Absolvent an der Hochschule Pforzheim
Lukas Springer konzipierte im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit, im Fach Visuelle Kommunikation, einen Knigge für eine andere Streitkultur, Foto: Hochschule Pforzheim

In den Sozialen Medien ist der Schritt vom Argument zur Beleidigung besonders leicht. Je kontroverser die Aussage, desto mehr Aufmerksamkeit erhält sie. Aber auch offline kennt man es: Das Phänomen „Coronaleugner-Onkel“, also eine Person aus dem Familienkreis, die plötzlich durch verschwörerische oder extreme Äußerungen auffällt. „An der Umgangsweise mit solchen Situationen zeigt sich die gesamte Problematik unserer Streitkultur: Entweder wird das Streitthema unter den Tisch gekehrt oder die Diskussion eskaliert“, sagt Lukas Springer. Hier setzt die Idee seiner Streitbox an: eine Art Knigge für das Debattieren. Sie besteht aus einem Kartenspiel und einer Streitschrift, die mit Interviews und Essays aufklärt. „Ich wollte unbedingt eine analoge Arbeit zu dem Thema machen“, sagt der 24-Jährige. Es ist wissenschaftlich zwar nicht belegt, dass die Anonymität im Netz die inzivile Sprache fördert, aber: Es sind vor allem die fehlenden sozialen Hinweisreize, die die Hemmschwelle für Beleidigungen und Aggressionen senken. „Mimik und Gestik oder Augenkontakt können Gespräche regulieren. Es ist wichtig, dass sich Menschen gegenübersitzen und die Emotionen des anderen wahrnehmen. Das geht im Netz nicht.“
Herzstück der Box ist das Streitspiel: Das sind 70 Karten mit Fragen, die nicht nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können, sondern zum Diskutieren einladen. In der ersten Runde geht es um die Position der Mitspieler. Fragen wie „Stadt oder Land?“ helfen dabei, andere einzuschätzen. In der zweiten Runde ‚Aktion‘ wird die Auseinandersetzung über ein konkretes politisches Thema angeregt mit Fragen wie: „Sollen Zwölfjährige strafmündig sein?“ In der Spiel-Runde ‚Reflexion‘ geht es um das Verarbeiten: „In welchen Punkten seid ihr aufeinander zugekommen? Hast du deine Meinung heute geändert?“ Neben den Fragekarten enthält die Box auch Wissenskarten, die tiefergehende Informationen zur jeweiligen Spiel-Phase enthalten.

Konzipiert hat der Design-Absolvent das Spiel für alle Gelegenheiten, zu der Menschen zusammenkommen: im Schulunterricht, im Stadtteiltreff, beim Bier in der WG. Hauptsache, nicht im Netz!

pm/tm

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