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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Rückblick: 332. Leonberger Pferdemarkt

Aufgeregtes Wiehern schallt über den Marktplatz in Leonberg. Umringt von vielen Interessierten stehen mitten in der Stadt zahlreiche Pferde zum Verkauf. Einer alten Tradition folgend, findet einmal im Jahr der Leonberger Pferdemarkt statt, begleitet von einem fünftägigen Programm mit Vergnügungspark, Wettbewerben, Fachvorträgen und Festumzug.
Am 332. Leonberger Pferdemarkt warten viele schöne Tiere auf Kaufinteressenten. Foto: Tilo Keller

13.02.2025

von Claudia Keller

Neugierig neigt ein stattlicher Schimmel den Besuchern seinen Kopf entgegen, während nebenan eine braune Stute ungeduldig mit den Hufen scharrt. Die beiden Pferde warten mit vielen anderen Artgenossen darauf, den Wertungsrichtern vorgeführt zu werden. Viele hundert Besucher sind in die schmucke Altstadt von Leonberg gekommen, um dem Verkauf mit Prämierung beizuwohnen. Der Leonberger Pferdemarkt hat bereits 332 Mal stattgefunden und lockt jedes Jahr Besucher weit über die Region hinaus an. Jeweils am Morgen des letzten Veranstaltungstages findet traditionell der Pferdehandel mit Prämierung statt. Nicht nur Kaufinteressenten, sondern auch viele Familien mit Kindern finden sich trotz ungemütlichem Regen ein, um das Spektakel zu beobachten.

Große und kleine Pferde werden zur Bewertung vorgeführt.

Groß- und Kleinpferde

In einer Nebenstraße des Marktplatzes moderiert Frieder Breining die Prämierung. Dabei legt er auch dem Amateurpublikum offen, worauf bei der Punktevergabe geachtet wird, wie Gesamteindruck, Körperbau, Schritt und Trab. „Beobachten sie, wie das Pferd trotz vieler Zuschauer gelassen vorbeigeht“, macht er aufmerksam. Bei anderen Tieren weist er auf den „raumgreifenden Trab“ hin, erklärt was eine „gute Sattellage“ ist und dass eine „breite Brust“ gut bei Zugpferden ist. Außerdem lässt er zeigen, dass am Wiederrist eines Pferdes das sogenannte Stockmaß gemessen wird. Misst der erhöhte Übergang vom Hals zum Rücken knapp 150 Zentimeter oder mehr, spricht man von einem Großpferd. Alles was unter dieser Höhe bleibt gilt als Kleinpferd. Ob Holländerstute, polnischer Wallach, Ungarnstute oder Wallach aus Belgien – der Moderator erklärt für welchen Einsatz sie geeignet sind, beispielsweise als Schulpferd oder als Zugpferd.

Verkäufer und Käufer

Pferdehändler Robert Maier aus Riedlingen ist mit elf Sport-, Fahr- und Kleinpferden vertreten. „Wir kommen schon seit 50 Jahren hierher“, sagt er über die traditionelle Veranstaltung. „Die Prämierung nehmen wir mit, deshalb sind wir aber eigentlich nicht hier.“ Seine Tiere warten in großen Anhängern auf ihren Auftritt. Die meisten Pferde stehen aber im Regen zum Verkauf, teilweise mit schützenden Decken auf dem Rücken. „Kälte macht den Pferden nichts aus“, lässt Moderator Breining die Zuschauer wissen. „Aber nass und kalt, das mögen sie genauso wenig wie wir. Zehn Grad Minus und Sonnenschein, das wäre Rosswetter.“

Zu den interessierten Besuchern ohne Kaufinteresse gehört Martina Benzinger aus Friolzheim. „Wir sind eigentlich jedes Jahr hier“, sagt sie. „Vor zwei Jahren hat unsere Tochter hier ein Shetlandpony gekauft – zu den fünf Pferden, die wir schon hatten. Damals hatten wir eigentlich nicht vor ein Tier zu kaufen, aber es war so süß.“ Wie das mit niedlichen Tieren ist, kann auch Besucherin Julia Bührle aus Leonberg nachvollziehen, die mit ihrer Tochter Mini-Pferde bewundert. „Als ich acht Jahren alt war, war ich kurz davor hier einen Esel zu kaufen“, erinnert sie sich. „Wir waren schon mit unseren Sparbüchern auf dem Weg zur Bank, die aber schon geschlossen hatte. Ein Kollege meines Vaters hat den Esel dann tatsächlich gekauft.“

Im Wettbewerb ziehen die Gespanne bewundernde Blicke auf sich.

Faszinierende Vierbeiner

Ein weiteres Highlight des Veranstaltungstages ist der Gespannwettbewerb im Reiterstadion, das man nach einem Spaziergang entlang des Krämermarktes direkt neben dem Vergnügungspark erreicht. Hier bewerten die Preisrichter Gespanne mit ein, zwei, vier oder mehr Pferden. Die Kutscher lenken ihre Tiere in mehreren Runden durch das Stadion, manche begleitet der Klang schmückender Glöckchen. Am Ende erhalten die prämierten Gespanne goldene Siegerschleifen angeheftet. In der Nähe sind weitere Sympathieträger der Stadt zu entdecken. Die Leonbergerin Steffi Graefe hat ihren Leonberger mitgebracht. Gemeint ist nicht ihr Mann, sondern ihre dreijährige Hündin Bella. Die Stadt ist Namensgeber der Hunderasse Leonberger, die Heinrich Essig Anfang der 1840er Jahre züchtete. „Diese großen Hunde sind sehr ruhig, gelassen und strapazierfähig“, sagt sie. „Es kommen immer viele, die sie streicheln möchten.“ Tatsächlich drückt kurz darauf ein kleines Mädchen ihre Hände ins lange, kuschelige Fell. Bella und ihre Artgenossen sind dann zusammen mit den prämierten Pferden Teil des großen Festumzugs, der am Nachmittag durch die Stadt zieht und den Ausklang der Festtage einleitet.

Der Leonberger Hund darf am Leonberger Pferdemarkt nicht fehlen.

Alle Fotos: Tilo Keller

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