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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Nordschwarzwald lässt beim „Startup BW Summit“ den Gründergeist aus der Flasche

Gleich drei Start-up-Initiativen aus dem Nordschwarzwald überzeugten die Jury des Baden-Württemberg weiten Wettbewerbs „Gründungsfreundliche Kommune“: Jeweils Platz 2 für den Landkreis Calw und die Stadt Horb, den dritten Platz belegt Freudenstadt. Damit konnten die drei Genannten nahezu die Hälfte des gesamten Preisgeldes in die Region holen. Bei der Veranstaltung des Wirtschaftsministeriums in den Messehallen Stuttgart präsentierten sich unter anderem auch das Gründerprojekt Ökosystem Nordschwarzwald mit der Wirtschaftsförderung, der IHK, den Wirtschaftsjunioren und der Hochschule Pforzheim.
Grund zum Jubeln gemeinsam mit der Wirtschaftsministerin (vorne, Mitte) haben alle prämierten Wettbewerbsteilnehmer, denn wer es zum Finale geschafft hat, gehört zur Spitzengruppe der gründerfreundlichen Standorte in Baden-Württemberg. ©GerdLache

Von Gerd Lache | 04.10.2022

Es braucht nicht unbedingt die angesagten Metropolen, um den berühmten Gründergeist aus der Flasche zu lassen und hernach erfolgreich zu sein. Im Landkreis Calw beweisen das Unternehmen auf Weltmarktführerniveau. Beispiele: Der Abgasspezialist Boysen und das Beschläge-Unternehmen Häfele sowie die Modefirma Digel und der Möbelhersteller Rolf Benz – um nur einige wenige zu nennen.

Manuela Opel und Johannes Schaible wollen aber mehr solcher Erfolgsgeschichten. Deshalb schicken sich die beiden Wirtschaftsförderer an, möglichst viele „zarte Pflänzchen“, sprich junger Start-ups, im Landkreis Calw anzupflanzen. Das Ganze unter dem Dach des Projekts „Founding Forest“.

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VIDEO: Der Nordschwarzwald in Präsentationen, Impressionen und Statements von der Startup BW Summit 2022 des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart. Revolutionäre Software Casablaca.AI aus Pforzheim. ©GerdLache

Wie Opel und Schaible bei ihrem Pitch auf der Bühne der Messe Stuttgart deutlich machten, bieten sie eine Menge an Entfaltungsmöglichkeiten für Gründerinnen und Gründer. Ein „cooles Gründernetzwerk“ gehört ebenso zu den Angeboten wie der Zugang zum Support des Gründerprojekts Ökosystem Nordschwarzwald mit seinen 26 Akteuren. Coworking-Plätze sowie Infos zum Erstellen eines Businessplans oder Tipps zur Betätigung der fünf Marketinghebel sind als weitere Pluspunkte auf der Liste der Juroren gelandet.

Mehr noch: 2023 wird es einen mobilen Gründerwagen geben, der „durch den ganzen Founding Forest tingelt“, kündigt Manuela Opel an. Und Johannes Schaible hebt die weichen Standortfaktoren hervor, mit der die Tourismusregion auftrumpfen kann. Der Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg in Bad Wildbad oder Open-Air-Kino und Konzerte beim Klostersommer in Hirsau sind nur einige Beispiele. Nicht zu vergessen: „Das leckere Essen unserer Gastronomie und die Super-Naherholung.“

Nach der Präsentation des Landkreises Calw im Pitch stellten sich Johannes Schaible und Manuela Opel von der Wirtschaftsförderung erfolgreich den bohrenden Fragen der Wettbewerbs-Juroren. ©GerdLache

Was für Unternehmens-Pflänzchen wünschen sich die beiden? „Alle sind willkommen“, sagt Manuela Opel. In dem ländlich geprägten Gebiet sei man nicht auf eine bestimmte Zielgruppe fokussiert. Sie zählte eine Reihe von Events für Gründungsinteressierte auf. Doch der nächste große Step sei ein für Herbst geplantes Gründertreffen in Präsenz.

Pitch-Ergebnis in der Kategorie Landkreis: Platz 2 und 7.500 Euro Preisgeld für den Landkreis Calw. Der Landkreis Böblingen setzte sich an die Spitze (Preisgeld: 10.000 Euro), Platz 3 mit 5.000 Euro fiel auf den Landkreis Biberach.

Siehe auch Beitrag über den Landkreis Calw


Horb will in drei Jahren „anders“ sein


Die Stadt Horb will sich „ein Stück weit neu erfinden“, sagt Wirtschaftsförderer Dejan Micic. ©GerdLache

Die Stadt Horb möchte gleich selbst zu einem Start-up werden, überspitzte es Wirtschaftsförderer Dejan Micic in seinem Pitch. Zwar habe die 25.000-Einwohnerstadt, an der A81 und in der Mitte zwischen Stuttgart und Bodensee gelegen, eine solide Infrastruktur-Basis, so etwa Innovationspark und Technologiezentrum, Digital Hub und unterschiedliche Unternehmen. „Was wir aber auch haben, sind strukturelle Leerstände“, bekennt Micic. Er nennt eine überdurchschnittlich hohe Quote von annähernd 20 Prozent. Und diese sei nicht dem Onlinehandel-Hype oder Corona geschuldet: „Das hat einen jahrzehntelangen Vorlauf.“

Was also dagegen tun? Nach einem dreiviertel Jahr überlegen und diskutieren kamen die Horber Stadtoberen zu dem Ergebnis: Wir werden eine Manufakturenstadt. „Unser Wertefilter sagt, das ist etwas Individuelles, Maßgeschneidertes und Wertiges.“ Assoziationen zu Manufaktur seien Uhrmacher, Seifenherstellers und Kafferösterei sowie Hutmacher und Schneiderin. Sie alle produzierten Dinge, die man fühlen, riechen oder schmecken könne, „also das, was man online nicht bekommt“.

Spaß und cash-orientiert

Wie soll das Projekt konkret umgesetzt werden? Mit finanzieller Unterstützung eines Bundesförderprojekts mietet die Stadt Horb geeignete Manufaktur-Räume an und vergibt sie für einen Zeitraum von 2 Jahren an die Manufakturbetreiber. Danach fällt die Förderung weg. „Wir wollen also Manufakturen ansiedeln, die nicht nur Spaß machen, sondern die cash-orientiert sind“, sagt Micic. Denn sie müssten sich nach der Förderzeit selbst tragen können.

Gibt es schon Interessenten? „Wir haben bereits fünf in der Pipeline“, sagt der Wirtschaftsförderer. Allerdings werde die Stadt in den nächsten Wochen kräftig die Werbetrommel rühren. „Wir werden unglaublich viel in Marketing investieren.“ Und, sagt er: „Wenn wir alles richtig machen, dann werden Sie in drei Jahren Horb immer mit dem Stichwort Manufakturen verbinden.“

Pitch-Ergebnis in der Kategorie Stadt: Platz 2 und 7.500 Euro für Hob. Heidelberg setzte sich an die Spitze (Preisgeld 10.000 Euro). Freudenstadt erzielte den 3. Platz.


Freudenstadt hat noch viel in der Pipeline

Schaffen mit zwei Schwerpunktprojekten eine Gründerkultur in Freudenstadt: Jasmin Schmieder (links) und Elke Latscha von der Wirtschaftsförderung. ©GerdLache

Jasmin Schmieder und Elke Latscha von der Wirtschaftsförderung Freudenstadt präsentierten in ihrem Pitch zwei Schwerpunkte. Der Erste: Die Initiative „Gründer.Freuden.Stadt.“, gegründet 2020. „Wir brauchten für Freudenstadt eine Gründerkultur“, sagte Jasmin Schmieder. Die Große Kreisstadt mit knapp unter 24.000 Einwohnern wolle Angebote in die Stadt holen, Netzwerke schaffen und auf die Gründermöglichkeiten hinweisen. Als Dreh- und Angelpunkt bezeichnet Schmieder den Campus Schwarzwald, der auf Initiative von mehreren Unternehmen der Region als Zentrum für Digitalisierung und Nachhaltigkeit 2019 eröffnet worden ist.

Seither fungiert der Campus auch als Inkubator für Start-ups mit einem „Rundum-Sorglos-Paket“: Coworking-Spaces, Büroflächen, Laborhalle und Makerspace. Events finden dort ebenfalls statt, unter anderem die Start-up-Night des Ökosystems Nordschwarzwald, ein Gründerfrühstück gemeinsam mit der IHK Nordschwarzwald sowie Workshops und Beratungen – unter anderem in einem eigens eingerichteten Gründer-Service-Büro am Campus.

Mit Pop-up Stores gegen Leerstände

Schwerpunkt zwei ist das Projekt „Pop-up Stores“, das 2020 „ohne Fördermittel“ gestartet wurde, wie Elke Latscha sagte. Um was geht’s dabei? Leerstände in der Innenstadt werden von der Wirtschaftsförderung für zwei Wochen bis maximal drei Monate an Gründer und Storebetreiber kostenfrei vergeben. Das Ziel: Die Akteure sollten möglichst auf Dauer im Laden bleiben.

Immerhin: Bei bisher 12 Stores in 6 Leerständen sind zwei Storebetreiber beziehungsweise Gründer hängen geblieben und es gab vier Wiedervermietungen.

Dem Projekt hat der Handelsverband Baden-Württemberg 2021 den Stadtmarketingpreis verliehen. Antrieb für Elke Latscha, über Bundesfördermittel eine „substanzielle Gründerförderung über einen längeren Zeitraum“ anzustreben. Und neue Angebote seien in der Entwicklung, etwa eine Gründerkarte.

Pitch-Ergebnis in der Kategorie Stadt: Platz 3 und 5.000 Euro für Freudenstadt.


Am Stand des Ökosystems Nordschwarzwald

Politischer Besuch am Stand des Ökosystems Nordschwarzwald: Katrin Schindele, Landtagsabgeordnete für den Landkreis Freudenstadt mit (von links). WFG-Geschäftsführer Jochen Protzer, IHK-Geschäftsleitungsmitglied Carl Christian Hirsch und Technologiezentrum-Horb-Geschäftsführer Axel Blochwitz. ©GerdLache

Beim Start-up BW Summit gab es auch eine umfangreiche Gründermesse. Unter anderem präsentierte sich dort an einem Stand das Ökosystem Nordschwarzwald mit der Wirtschaftsförderung, der IHK und der Hochschule Pforzheim sowie den Wirtschaftsjunioren und dem Technologiezentrum Horb (SIEHE DAZU AUCH VIDEO).

Membratech-Gründer Tim Dibjick (rechts) ist Mitglied im Ökosystem Nordschwarzwald und beantwortete mit Professor Claus Lang-Koetz (Hochschule Pforzheim) die Fragen der Gründungsinteressierten Messebesuchenden. ©GerdLache

Wer ein eigenes Unternehmen in der Region Nordschwarzwald gründen oder dein Geschäftsmodell innovationsgetrieben verändern will, ist laut Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, hier genau richtig.  Die derzeit  26 Akteure entwickeln, planen und setzen gemeinsame Veranstaltungen für Startups und etablierte Unternehmen um, vernetzen gezielt Akteure wie Gründungsberater und -beraterinnen mit Gründern und Gründerinnen und fördern den aktiven Austausch zwischen Unternehmern, Startups, Investoren und Institutionen.

Carl Christian Hirsch, Mitglied der IHK-Geschäftsleitung, begrüßte das Event mit Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut (CDU) als Gastgeberin, „weil man hier einen Austausch hat mit allen Akteuren, auch mit der Politik“ sowie mit Finanzierungsinstituten und Gründerinnen und Gründern pflegen könne. Und weil die die Region Nordschwarzwald als „Gründungsregion präsentiert werden kann“.

Wo geht’s lang? Intensive Diskussion am Stand des Ökosystems Nordschwarzwald mit (von links) Werner Morgenthaler (IHK) sowie Axel Blochwitz und Miguel Johnson (beide Technologiezentrum Horb). ©GerdLache

Für WFG-Geschäftsführer Jochen Protzer ist der Aspekt „sehen und gesehen werden“ ein bedeutender Teil einer solchen Veranstaltung. „Wenn das Land zu einem Summit einlädt, dann gehört es dazu, dass auch der Nordschwarzwald sich präsentiert.“

Unterstützung in ihrer Meinung fanden Hirsch und Protzer beim Stand-Besucher Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der FDP/DVP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg: „Man muss nicht in die Metropolen, um ein Unternehmen zu gründen. Im Nordschwarzwald finden Existenzgründerinnen und –gründer alles, was sie benötigen, um Erfolg zu haben“, betont Protzer.

Hans-Ulrich Rülke (von links), Vorsitzender der FDP/DVP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, im Gedankenaustausch mit WFG-Geschäftsführer Jochen Protzer und Professor Dr. Claus Lang-Koetz von der Hochschule Pforzheim. ©GerdLache

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