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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Mutmacher und Eisbrecher was festgefahrene Rollenbilder angeht. So lief die Online Veranstaltung "Digitale Zukunft – chancengleich"

Als Tenor der Auftaktveranstaltung des Arbeitskreises Frau und Beruf Kreis Freudenstadt kann festgehalten werden: Chancen wollen genutzt werden und zwar generell, nicht nur auf die Digitalisierung bezogen. Frauen sollen einfordern und sich selbst etwas zutrauen. Hilfestellungen gibt es genug.
Dr. Stephanie Hentschel, Bürgermeisterin der Stadt Freudenstadt, sie begrüßte die Teilnehmerinnen mit einer emotionalen Videobotschaft, Foto: Stadt Freudenstadt

Über 60 Teilnehmerinnen hatten sich virtuell zugeschaltet. Vor allem der Dialog im Anschluss war so intensiv, dass der Zeitrahmen gesprengt wurde und jetzt sicher noch im Nachgang das ein oder andere Gespräch statt finden wird.

„Ich gehöre noch zu einer Genration Frauen, die gelernt hat, zurückhaltend zu sein. Das war in vielen Fällen sicher nicht das Beste. Frauen sollten einfach mutig sein!“
Dr. Stephanie Hentschel, Bürgermeisterin der Stadt Freudenstadt

Ich gehöre noch zu einer Generation Frauen, die gelernt hat, zurückhaltend zu sein. Das war in vielen Fällen sicher nicht das Beste. Frauen sollten einfach mutig sein!


Dr. Stephanie Hentschel, Bürgermeisterin der Stadt Freudenstadt

Die virtuelle Veranstaltung wurde von der Freudenstädter Bürgermeisterin Dr. Stefanie Hentschel mit einer sehr persönlichen Videobotschaft eröffnet. Hentschel betonte, sie habe sich bewusst in die Politik begeben, um positive Veränderungen für Frauen herbeizuführen. Auch sei ihr klar, dass Digitalisierung die Arbeit eigentlich leichter machen soll. Das sei im ländlichen Raum aktuell teilweise noch schwierig.

Elke Latscha, Wirtschaftsbeauftragte Stadt Freudenstadt, Foto:Stadt Freudenstadt

Digitale Transformation bietet auch eine Chance, Familie, Karriere und Beruf einfacher unter einen Hut zu bringen. Diese Möglichkeiten müssen wir nutzen und einfordern.


Elke Latscha, Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Freudenstadt

Die dreistündige Veranstaltung kam mit einem Impulsvortrag der Trainerin, Beraterin, Mentorin und Coach Elke Maria Rosenbusch ins Rollen und brachte Fachfrauen aus Wirtschaft, Agentur für Arbeit und Selbständige aus Kreativ- und Social-Media-Bereichen virtuell an einen Tisch. Elke Maria Rosenbusch stellte als „Opener“ der Veranstaltung fest, dass junge Frauen digitaler Technik gegenüber genauso offen sind wie Männer – das Problem ist eher, dass sie oft von den Männern als weniger kompetent eingeschätzt werden.

Ihrer Meinung nach geht es nicht darum, sofort alles „aus dem FF zu können“, aber man müsse „eine große Bereitschaft mitbringen, sich auf Neues einzulassen“. Ihre Erkenntnis lautet: „Niemand sagt, dass fachliche Kompetenzen nicht wichtig sind. Doch vielleicht sind soziale und digital soziale Kompetenzen ein passender Schlüssel zur Bewältigung der digitalen Transformation. Und hier haben Frauen Stärken!“

Das Bollwerk Männerherrschaft, in dem sich laut Erika Bock, Beauftragte für Chancengleichheit bei der IT Baden-Württemberg Frauen „oft nicht gehört fühlen“. Verkrustete Rollen, die in Homeoffice-Zeiten eher noch verhärten und Frauen wieder in „alte Rollenklischees“ zurückwerfen – wie etwa Silke Hamann vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung konstatiert. Frauen stellen ihre Bedürfnisse immer noch zu oft hinten an. Nach Ansicht von Melanie Heinzelmann, Personalerin bei Wagon Automotiv, dürften Frauen nicht den Fehler machen, darauf zu warten, bis die Unternehmen die digitalen Leckerchen „auf dem Silbertablett“ servieren. Frauen müssen sich aus alten Rollenmustern heraustrauen, sich nicht immer unterschätzen, nicht gleich bei der ersten Hürde aufgeben.

„Digitalisierung bietet Chancen“, so Liza Huber, selbständige Fotografin. Ihr Radius als Künstlerin hat sich durch die Digitalisierung um einiges erhöht. Und ihr Weg zeigt, dass das Leben manchmal Wege geht, die man selbst nicht für möglich gehalten hätte. Beim Jobcenter – wenn ihr der Weg dahin auch schwergefallen ist – wurde sie sehr gut beraten. Es wurden ihr Möglichkeiten aufgezeigt, auf die sie ohne Beratung nicht gekommen wäre. Mareike Schmid, Social-Meidia-affine Gründerin im Nebenerwerb, stellt klar, dass hinter einer berufstätigen Frau auch ein Mann stehen muss, der ihre Entscheidung mitträgt. Genauso wie bei Männern, die Karriere machen auch immer die Frau dahinterstehen muss.

Nadja Hermann, Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit, hat durch die Digitalisierung einige Entlastung erfahren, da Termine jetzt mehr online wahrgenommen werden können und sie nicht mehr so viel unterwegs sein muss. Auch wurde ihr Arbeitszeitrahmen erweitert, dadurch kann sie die Arbeit im Homeoffice besser einteilen. Onlineseminare und Schulungen bieten heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich fortzubilden.

In verschiedenen virtuellen Räumen bot sich im Anschluss die Möglichkeit sich auszutauschen. Der Dialog sprengte den Zeitrahmen. Dabei stellt nicht nur Lucienne Reichardt von der IHK Nordschwarzwald fest, dass die Beratungen „sehr individuell ausfallen“ müssen, weil „jede ihre eigenen persönlichen Erfahrungen mitbringt“. Auch in der Austauschrunde „Wiedereinstieg“ gab Hayat Allouss von der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim weiter, dass die Themen von Wiedereinstieg bis zu Qualifizierungsmöglichkeiten reichten und sicher noch in individuelle Beratungen in den nächsten Tagen münden.

pm / tm

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