Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 23.02.2021
Am Aschermittwoch hat die 40-tägige Fastenzeit begonnen. Sie dauert bis Ostern. Wer trotzdem nicht auf sein geliebtes gehopftes Wasser verzichten will, kann sich ein alkoholfreie Bier einschenken. Ohnehin greifen dem Deutschen Brauer-Bund zufolge immer mehr Sportler statt zu Schorlen, Softdrinks oder Wasser zu alkoholfreien Bieren. Denn die Getränke besäßen „wertvolle, für den Körper essentielle Inhaltsstoffe wie etwa Mineralien, Vitamine oder Spurenelemente“. Alkoholfreie Biere seien außerdem oftmals isotonisch. Soll heißen: der Körper kann sie besonders leicht verwerten. „All diese Eigenschaften machten sie für solche Sportler interessant, die wichtige Nährstoffdepots nach ihren Aktivitäten auffüllen wollen.
„Alkoholfreie Biere werden bei den Verbrauchern immer beliebter“, sagt Carl Glauner, Chef der Alpirsbacher Klosterbrauerei und wird von Erhebungen des Deutschen Brauer-Bundes bestätigt. Demnach betrug der gewachsene Marktanteil 2020 rund 7,5 Prozent. Die aktuelle Prognose für die nahe Zukunft liegt bei gut 10 Prozent.
Während einige alkoholfreie Biere einen Restalkoholwert von bis zu 0,5 Prozent beinhalten – mehr erlaubt der Gesetzgeber in Deutschland nicht – bietet das Brau-Unternehmen aus dem Nordschwarzwald gleich drei 0,0-Prozent-Produkte zur Auswahl: das hellgoldene Alkoholfreie, das Weizen alkoholfrei und das Radler Naturtrüb alkoholfrei.
Wie erreichen die Alpirsbacher im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern den Null-Wert? Der Brauer-Bund nennt zwei unterschiedliche Herstellungsverfahren. Beim einen werde die Gärung gestoppt, wenn die Restalkoholgrenze von 0,5 Prozent erreicht ist.
Im anderen Verfahren wird das Bier zunächst im herkömmlichen Prozess fertig gebraut. Danach werde ihm durch Erwärmen der Alkohol entzogen. Der Alpirsbacher Geschäftsführer Markus Schlör erläutert: „Den Alkohol entziehen wir erst nach vollendeter Gärung und Lagerung, und das in unserer eigenen Anlage besonders schonend in einer Vakuum-Verdampfung.“ Seit 2016 sei die Entalkoholisierungsanlage von Klosterbräu mit einem Leistungsvermögen von täglich 18.000 Litern in Alpirsbach in Betrieb.
Die Endprodukte der beiden Verfahren unterscheiden sich auch geschmacklich. Im ersten Fall – also bei der maximal 0,5-Prozent-Variante – weise das Bier oft eine relative Süße im Geschmack auf und habe einen deutlicheren Malzcharakter. Der Grund: Viel von dem enthaltenen Malzzucker sei durch die Hefen nicht vergoren worden und somit noch enthalten.
Bei der zweiten technologischen Möglichkeit, die beispielsweise Alpirsbacher Klosterbräu verwendet, „bleibt der typische Biergeschmack mit würziger Hopfennote voll und ganz erhalten“, erklärt der Schwarzwälder Braumeister Hans-Martin Walz. Und Professor Martin Krottenthaler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ergänzt: „Geschmack und Aromen des Bieres bleiben erhalten. So hat man am Ende ein richtiges Bier, nur eben ohne die Prozente.“
Übrigens: Alle in Deutschland gebrauten, alkoholfreien Biere entsprechen laut Brauer-Bund dem Reinheitsgebot und bestehen ausschließlich aus natürlichen Zutaten.
Die Bier-Sommelière und Leiterin der Alpirsbacher Brauwelt, Anja Faißt, nennt als weitere Pluspunkte der alkoholfreien Biere unter anderem die geringere Kalorienzahl gegenüber Limonaden und Fruchtsaftschorle, außerdem seien es „ernährungsphysiologisch wertvolleGetränke“. So habe Alpirsbacher 0,0 Prozent mit 15 Kilokalorien je 100 ml etwa 40 Prozent weniger Kalorien als ein handelsübliches Apfelsaftschorle.
Professor Claus Hellerbrand vom Institut für Biochemie der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) in Erlangen geht nach seinen wissenschaftlichen Untersuchungen noch einen großen Schritt weiter: Er und sein Team haben Bierinhaltsstoffe hinsichtlich ihrer entzündungshemmenden Wirkung untersucht. Für das Forschungsprojekt erhielten sie den Forschungspreis der European Foundation for Alcohol Research und der European Brewery Convention im Wert von mehr als 60.000 Euro.
Demnach enthält Bier die Stoffe Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Laut Studien der Arbeitsgruppe von Professor Hellerbrand hemmt Xanthohumol die durch Übergewicht und Fehlernährung hervorgerufene Leberverfettung und verhindert, dass die Leber vernarbt. Zudem tötet es Leberkrebszellen ab und verhindert bei Überernährung die Gewichtszunahme. Auch die Iso-Alphasäuren haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Sie hemmen Leberschäden und beeinflussen den Fett- und Zuckerstoffwechsel positiv, heißt es in den Ergebnissen.
Das Brau-Unternehmen im Nordschwarzwald wird in vierter Generation von Carl Glauner geleitet. Der 63-Jährige ist der Urenkel des Brauerei-Gründers Johann Gottfried Glauner, der 1877 das Unternehmen erwarb und damit die Benediktiner-Klosterbrauerei aus dem 11. Jahrhundert reaktivierte. 1880 ging die Firma an Carl Albert Glauner über. 1906 erfolgte die Umfirmierung in Alpirsbacher Klosterbräu. Geschäftsführer sind der Inhaber Carl Glauner und Markus Schlör. Das Unternehmen im oberen Kinzigtal beschäftigt rund 135 Mitarbeiter. Alpirsbacher Biere werden nach eigenen Angaben regelmäßig bei den internationalen Bierwettbewerben World Beer Award und European Beer Star ausgezeichnet. Das Familienunternehmen ist Mitglied beim Verbund „Die Freien Brauer“. pm/gel
Von Gerd Lache | 23.02.2021
Es ist jedoch denkbar, dass durch den Konsum von alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken wie Hopfenlimonade oder Hopfentee eine positive Wirkung zu erzielen ist. Gerade zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung durch Fettleibigkeit scheinen Xanthohumol und Iso-Alphasäuren sehr vielversprechend.
Am Aschermittwoch hat die 40-tägige Fastenzeit begonnen. Sie dauert bis Ostern. Wer trotzdem nicht auf sein geliebtes gehopftes Wasser verzichten will, kann sich ein alkoholfreie Bier einschenken. Ohnehin greifen dem Deutschen Brauer-Bund zufolge immer mehr Sportler statt zu Schorlen, Softdrinks oder Wasser zu alkoholfreien Bieren. Denn die Getränke besäßen „wertvolle, für den Körper essentielle Inhaltsstoffe wie etwa Mineralien, Vitamine oder Spurenelemente“. Alkoholfreie Biere seien außerdem oftmals isotonisch. Soll heißen: der Körper kann sie besonders leicht verwerten. „All diese Eigenschaften machten sie für solche Sportler interessant, die wichtige Nährstoffdepots nach ihren Aktivitäten auffüllen wollen.
„Alkoholfreie Biere werden bei den Verbrauchern immer beliebter“, sagt Carl Glauner, Chef der Alpirsbacher Klosterbrauerei und wird von Erhebungen des Deutschen Brauer-Bundes bestätigt. Demnach betrug der gewachsene Marktanteil 2020 rund 7,5 Prozent. Die aktuelle Prognose für die nahe Zukunft liegt bei gut 10 Prozent.
Während einige alkoholfreie Biere einen Restalkoholwert von bis zu 0,5 Prozent beinhalten – mehr erlaubt der Gesetzgeber in Deutschland nicht – bietet das Brau-Unternehmen aus dem Nordschwarzwald gleich drei 0,0-Prozent-Produkte zur Auswahl: das hellgoldene Alkoholfreie, das Weizen alkoholfrei und das Radler Naturtrüb alkoholfrei.
Wie erreichen die Alpirsbacher im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern den Null-Wert? Der Brauer-Bund nennt zwei unterschiedliche Herstellungsverfahren. Beim einen werde die Gärung gestoppt, wenn die Restalkoholgrenze von 0,5 Prozent erreicht ist.
Im anderen Verfahren wird das Bier zunächst im herkömmlichen Prozess fertig gebraut. Danach werde ihm durch Erwärmen der Alkohol entzogen. Der Alpirsbacher Geschäftsführer Markus Schlör erläutert: „Den Alkohol entziehen wir erst nach vollendeter Gärung und Lagerung, und das in unserer eigenen Anlage besonders schonend in einer Vakuum-Verdampfung.“ Seit 2016 sei die Entalkoholisierungsanlage von Klosterbräu mit einem Leistungsvermögen von täglich 18.000 Litern in Alpirsbach in Betrieb.
Die Endprodukte der beiden Verfahren unterscheiden sich auch geschmacklich. Im ersten Fall – also bei der maximal 0,5-Prozent-Variante – weise das Bier oft eine relative Süße im Geschmack auf und habe einen deutlicheren Malzcharakter. Der Grund: Viel von dem enthaltenen Malzzucker sei durch die Hefen nicht vergoren worden und somit noch enthalten.
Bei der zweiten technologischen Möglichkeit, die beispielsweise Alpirsbacher Klosterbräu verwendet, „bleibt der typische Biergeschmack mit würziger Hopfennote voll und ganz erhalten“, erklärt der Schwarzwälder Braumeister Hans-Martin Walz. Und Professor Martin Krottenthaler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ergänzt: „Geschmack und Aromen des Bieres bleiben erhalten. So hat man am Ende ein richtiges Bier, nur eben ohne die Prozente.“
Übrigens: Alle in Deutschland gebrauten, alkoholfreien Biere entsprechen laut Brauer-Bund dem Reinheitsgebot und bestehen ausschließlich aus natürlichen Zutaten.
Die Bier-Sommelière und Leiterin der Alpirsbacher Brauwelt, Anja Faißt, nennt als weitere Pluspunkte der alkoholfreien Biere unter anderem die geringere Kalorienzahl gegenüber Limonaden und Fruchtsaftschorle, außerdem seien es „ernährungsphysiologisch wertvolleGetränke“. So habe Alpirsbacher 0,0 Prozent mit 15 Kilokalorien je 100 ml etwa 40 Prozent weniger Kalorien als ein handelsübliches Apfelsaftschorle.
Professor Claus Hellerbrand vom Institut für Biochemie der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) in Erlangen geht nach seinen wissenschaftlichen Untersuchungen noch einen großen Schritt weiter: Er und sein Team haben Bierinhaltsstoffe hinsichtlich ihrer entzündungshemmenden Wirkung untersucht. Für das Forschungsprojekt erhielten sie den Forschungspreis der European Foundation for Alcohol Research und der European Brewery Convention im Wert von mehr als 60.000 Euro.
Demnach enthält Bier die Stoffe Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Laut Studien der Arbeitsgruppe von Professor Hellerbrand hemmt Xanthohumol die durch Übergewicht und Fehlernährung hervorgerufene Leberverfettung und verhindert, dass die Leber vernarbt. Zudem tötet es Leberkrebszellen ab und verhindert bei Überernährung die Gewichtszunahme. Auch die Iso-Alphasäuren haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Sie hemmen Leberschäden und beeinflussen den Fett- und Zuckerstoffwechsel positiv, heißt es in den Ergebnissen.
Das Brau-Unternehmen im Nordschwarzwald wird in vierter Generation von Carl Glauner geleitet. Der 63-Jährige ist der Urenkel des Brauerei-Gründers Johann Gottfried Glauner, der 1877 das Unternehmen erwarb und damit die Benediktiner-Klosterbrauerei aus dem 11. Jahrhundert reaktivierte. 1880 ging die Firma an Carl Albert Glauner über. 1906 erfolgte die Umfirmierung in Alpirsbacher Klosterbräu. Geschäftsführer sind der Inhaber Carl Glauner und Markus Schlör. Das Unternehmen im oberen Kinzigtal beschäftigt rund 135 Mitarbeiter. Alpirsbacher Biere werden nach eigenen Angaben regelmäßig bei den internationalen Bierwettbewerben World Beer Award und European Beer Star ausgezeichnet. Das Familienunternehmen ist Mitglied beim Verbund „Die Freien Brauer“. pm/gel
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