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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Kampf den Kampfmitteln in Nord- und Ostsee

Pfinztal. Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT beteiligt sich an der Entwicklung eines Roboters zur Bergung und Entsorgung verklappter Munition und chemischer Kampfstoffe.
Eine Bodenmine. Foto: © Geomar

31.07.2024

Rund 1,6 Millionen Tonnen Munition und mehr als 5000 Tonnen chemische Kampfstoffe wurden laut der Allianz Meeresforschung in der deutschen Nord- und Ostsee verklappt – der größte Teil nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie konzentrieren sich in bekannten Versenkungsgebieten. Welche Mengen bei Kampfhandlungen, Übungen und Unfällen im Meer verteilt wurden, wurde seit 2011 aufwändig recherchiert und dokumentiert.

Diese Altlasten stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Menschen und Meerestiere dar und behindern oft maritime Bauprojekte. Die bestehende Praxis der Munitionsvernichtung an Land, die in Verbrennungsöfen durchgeführt wird, ist für die Massenverarbeitung im Meer ungeeignet. Daher entwickelt das Fraunhofer ICT gemeinsam mit Partnern einen mobilen Prototypen, der alle erforderlichen Arbeitsschritte in einem geschlossenen Verfahren bündelt.

Der neue Ansatz des Projekts umfasst einen Roboter, der in der Lage ist, Munition unter Wasser zu zerteilen und sicher zu entsorgen. Die Herausforderung besteht darin, einen hohen Durchsatz von bis zu 1000 Kilogramm pro Schicht zu gewährleisten und gleichzeitig Sicherheitsrisiken zu minimieren. Der Roboter wird fernzugesteuert, um Flexibilität und Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Dabei müssen die Kräfte und Temperaturen beim Zerteilen der Munitionskörper präzise kontrolliert werden.

Das Fraunhofer ICT bringt seine Expertise in der Zerkleinerung von Explosivstoffen in das Projekt BorDEx („Entwicklung und Bau eines ortsveränderlich betreibbaren Demonstrators zur thermischen Entsorgung von Explosivstoffen aus küstennahen Munitionsaltlasten“) ein und sorgt für eine umfassende Risikoanalyse. Die Sprengstoffpartikel werden auf weniger als 2,6 Millimeter Durchmesser zerkleinert, und die Pumptechniken für Sprengstoff-Wasser-Suspensionen werden hinsichtlich ihrer Sicherheit bewertet. Zudem wird untersucht, wie sich gealterte Munitionsbestandteile von neuen unterscheiden.

Wissenschaftlicher Dialog und Transparenz

Die Aufarbeitung und transparente Darstellung aller Erkenntnisse liegt ebenfalls in den Händen des Fraunhofer ICT, wie der Projektgruppenleiter für Technische Sicherheit Armin Keßler darlegt: „Unser Institut hat in seinen vielen abgeschlossenen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben national wie international große Erfahrung darin gesammelt, Forschungsthemen nach außen zugänglich zu machen und ihre Bedeutung für gesellschaftliche Belange zu erläutern.“ Dazu gehört, das Projekt in den Gesamtkontext der Forschung zum Thema „Munition im Meer“ einzubinden und seine wirtschaftlichen Erfolgsaussichten zu untersuchen.

Das Fraunhofer ICT übt in diesem Projekt den Schulterschluss mit hochkarätigen Partnern, namentlich der Dynasafe Environmental Systems GmbH, GEOMAR, der GEKA mbH sowie der Dussmann Industrial Automation GmbH, die ihre weltweit führende Expertise in das Projekt einbringen. Auf dem Anlagengelände der GEKA im niedersächsischen Munster wird der Demonstrator gebaut und getestet.

Das Projekt BorDEx wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und wird vom Projektträger Jülich koordiniert. Es hat ein Budget von rund 5 Millionen Euro und eine Laufzeit von 3 Jahren.

pm/tm

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